Kommentar

Zoff mit den Ärzten?

Das Hausapothekenmodell macht seinen Weg. Stellvertretend für dieses Konzept steht der zwischen der Barmer Ersatzkasse und dem Deutschen Apothekerverband geschlossene Vertrag, der zurzeit in vielen Kammerbezirken auf Landesebene umgesetzt und mit Leben gefüllt wird. Den von Apothekerverbänden genannten Zahlen zufolge machen zum Teil mehr als die Hälfte aller Apotheken eines Verbandsbezirkes mit. Glaubt man den Funktionären, dann bringt das Service-Konzept einen positiven Schub für Apotheken, Kundenbindung für Apotheken und Krankenkasse, finanzielle Vorteile für beide, eine "Win-win-Situation".

Schaut man sich die Angebote an, die eine Apotheke für Barmer-Versicherte bietet (Messwertechecks, Boni, Lieferung nach Hause, Interaktions- und Nebenwirkungschecks sowie pharmazeutisches Management z. B. für Asthmapatienten) dann stellt sich die Frage, ob ich als AOK-, DAK- oder gar Privatversicherter diese Leistungen von meiner Apotheke nicht bekomme. Oder nicht bekommen darf, weil ich in der falschen Krankenkasse bin?

Von verschiedenen Seiten war bereits zu hören, ob nicht diese Leistungen einer Apotheke selbstverständlich jedem Versicherten, unabhängig davon, welcher gesetzlichen oder privaten Kasse er angehört, angeboten werden sollten? Wenn dem so ist, wo liegt dann der Vorteil für den Barmer-Versicherten?

Das Dilemma, das ich sehe: Eine Zusammenarbeit zwischen Krankenkassen und Apotheken ist zu begrüßen, andererseits gehören für mich die angebotenen Services zum Leistungsumfang einer jeden guten Apotheke, unabhängig davon, ob ich Barmer-, IKK- oder AOK-Apotheke bin. Ungemach droht dem Barmer-Apotheken-Projekt zudem von Herrn F. aus A., der gerichtlich gegen den Vertrag vorgeht.

Und seit letzter Woche sind die Ärzte "sauer" auf Apotheker, wie die Ärzte Zeitung schreibt, da die Apotheker nach Ansicht der Kassenärztlichen Bundesvereinigung mit dem Hausapothekenmodell ihre Befugnisse überschritten. Die "Friedensgrenze" zwischen Arzt und Apotheker werde verletzt, problematisch würden die Check-ups gesehen und die Beratung zu Wechsel- und Nebenwirkungen gingen über die übliche Beratungspflicht des Apothekers hinaus. Wie bitte? Eine gute Apotheke macht dies seit Jahr und Tag. Liegen bei den Ärzten die Nerven blank wegen der Praxisgebühr? Ist das Zoff oder wird es zum Politikum?

Peter Ditzel

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