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- AZ 28/2004
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Randnotitz
DocMorris will Belieferung erzwingen
Ralf Däinghaus, Chef der niederländischen Versandapotheke DocMorris, Landgraaf, beklagte sich unlängst öffentlich darüber (Fernsehmagazin plusminus vom 1. Juni), dass sein Unternehmen "vom deutschen Großhandel boykottiert" wird. Er musste einräumen, nicht alle Arzneimittel liefern zu können, da er sie weder von den Firmen noch von Großhändlern erhalte.
Mittlerweile versucht DocMorris erneut, eine Belieferung zu erzwingen. So verschickt die niederländische Versandapotheke "freundliche Briefe" an Großhandlungen mit einer angefügten Bestellung kleinerer Mengen von Arzneimitteln. Man würde sich freuen, so heißt es in den Anschreiben von DocMorris, "Sie in den Kreis unserer Lieferanten aufnehmen zu können". Sollte die angeschriebene Großhandlung eine gesetzte Frist verstreichen lassen, "müssten wir zu unserem Bedauern rechtliche Schritte ergreifen", schreibt DocMorris in einer zweiten Aufforderung.
Ein bisschen verwundert reibt man sich da schon die Augen. Noch vor wenigen Monaten tönte Däinghaus, er werde vom deutschen Großhandel beliefert – was hierzulande zu großen Recherchen und Nachforschungen veranlasste, welche Großhandlung denn da heimlich Ware über die Grenze zum Versandhändler schaffe. Fündig wurde man nicht, als Arzneilieferant vermutete man deutsche Apotheken, die Ware an DocMorris weiterverkaufen. Wie auch immer, so richtig zu sprudeln scheinen die Arzneiquellen für die niederländische Versandapotheke nicht, weswegen man es jetzt wohl erzwingen will.
Einerseits verlangt dieser Versandhandel von den Patienten nur die Hälfte der Zuzahlung stellt aber Quittungen für den vollen Betrag aus und begeht damit Urkundenfälschung. Andererseits fühlt man sich von Arzneilieferungen deutscher Großhändler ausgeschlossen und glaubt beliefert werden zu müssen. Wie? Zum einen hält man sich nicht an deutsches Recht, zum andern will man das Recht bemühen, um beliefert zu werden. Ein seltsamen Rechtsverständnis, das sich da breit macht. Für mich ist nicht vorstellbar, dass ein Großhändler gezwungen werden könnte, in die Niederlande zu liefern. Ein Notstand in der Arzneimittelversorgung ist in Deutschland wohl nicht zu erkennen. Was lässt sich DocMorris als nächstes einfallen?
Peter Ditzel
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