Kommentar

Zum Aufregen

BILD-Redakteure wissen, wie man's macht: Dem großen Apothekentest in der neuesten Ausgabe von BILDGesundheit gaben sie bereits selbst den Titel "Aufreger". Und dies zu Recht. Getestete Apotheker haben sich aufgeregt und Tester sogar hinausgeworfen. Man kann sich in der Tat über die Art der Tests aufregen, aber andererseits auch über das Ergebnis, nämlich die in Einzelfällen tatsächlich noch mangelhafte Beratung. Einerseits ist zu hinterfragen, ob die von den Testern erwartete Intensivberatung auf die Fragen nach einem Kopfschmerzmittel bzw. nach Nasentropfen so ablaufen muss, dass man die Kunden letztlich zum Arzt schickt. Die Apotheken jedenfalls, die im BILD-Test nichts verkauften und den Tester an einen Arzt verwiesen, schnitten mit "sehr gut" ab. Ob das der Sinn von Beratungstests in Sachen Selbstmedikation ist, darf bezweifelt werden. Andererseits zeigte der Test wieder, dass es immer noch nicht selbstverständlich ist, dem Kunden bei alltäglich vorkommenden Wünschen ein paar wirklich einfache Fragen zu stellen, die schon zur Routine gehören sollten. Anders das Testergebnis zur Beratungsqualität von Apotheken im Westfälisch-Lippischen, dem Kammerbezirk des ABDA-Präsidenten. Wie in der letzten Ausgabe des ABDA-Verlautbarungsorgans PZ berichtet, erhielten dort 80 Prozent der getesteten Apotheken eine gute oder sehr gute Beurteilung. Wie es im Bericht heißt, ?wird in den Apotheken grundsätzlich beraten?, in etwa 94 Prozent der Fälle sogar ohne Aufforderung. Ich möchte das Ergebnis nicht anzweifeln, es wurden, wie es heißt, "pharmazeutische Fachprüfer" eingesetzt, die zuvor intern geschult worden waren. Aber was nützt dies alles, wenn wir uns selbst beweihräuchern und draußen in der bösen Welt testen uns Stern, Stiftung Warentest, BILD Gesundheit und Co. mit unrühmlichen Ergebnissen? Wem glaubt man da mehr? Wenn wir tatsächlich schon so gut sind, wie Westfalen-Lippe es zeigen will, dann sollte die ABDA die CrŹme der Medientester einladen, um einen bundesweiten Apothekentest nach einem abgestimmten Procedere gemeinsam zu unternehmen. Wenn wir gut sind, haben wir nichts zu befürchten .

Peter Ditzel

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