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- AZ 4/2004
- Alles im grünen Bereich
Randnotitz
Alles im grünen Bereich?
Tag 19 mit der neuen Gesundheitsreform. Das große Chaos in den Apotheken ist ausgeblieben. Wir waren gut auf die Neuerungen vorbereitet, die EDV-Firmen haben perfekte Programme geschrieben, unsere Kunden waren relativ gut vorinformiert - und zahlen mit nur leisem Stöhnen die höheren Zuzahlungen. Betrachten wir den Apothekenbereich: Die Kooperationitis hat sich beruhigt, die vollmundig angekündigten lindagrünen, Vivesco- und Meine-Apotheken-Konzepte scheinen auf Sparflamme zurückgeschraubt und üben sich vornehmlich im günstigen Einkauf. Nur äußerst selten und vereinzelt taucht ein Aspirin- und Thomapyrin-Supersonderangebot auf - man kennt sie ja, die Unbelehrbaren.
Die große Versandapothekengründungswelle schwappt noch nicht über Deutschland hinweg. Nur die bekannte Sanicare-Versandapotheke in Bad Laer kündigte an, mit Staatssekretär Schröder ihre Eröffnung feiern zu wollen, und die Bergapotheke in Tecklenburg, erfahren im Impfstoffversand, will sich auch im Arzneiversand großen Stils versuchen. Bei DocMorris wird's dagegen ruhiger: Hier ist auf der Website klein gedruckt zu lesen, dass es sieben (!) Tage braucht, bis das Medikament beim Patienten ankommt, und inzwischen eine Servicegebühr von 4,95 Euro verlangt wird, wenn nicht ein bestimmter Warenwert erreicht wird. Hört, hört! Außerdem: noch keine Spur von einer flächendeckenden Filialgründungswelle. Hier und da wird zwar die eine oder andere bisher schon existente "Familienfiliale" in die neue Form überführt - Minikettenvorhaben sind bis jetzt nicht zu sehen.
Während also bei uns der Zeiger weitgehend im grünen Bereich steht, schrillen bei Ärzten die Alarmglocken. Die "Praxisgebühr im Praxistest", wie die FAZ schreibt, scheint die Ärzte in die Krise zu treiben. Die "Ärzte Zeitung" rief eine Umfrageaktion ("Das Kreuz mit der Praxisgebühr") ins Leben. Angeblich, so Spiegel online, gibt es aufgrund des zusätzlichen Zeitbedarfs fürs 10-Euro-Kassieren in den Praxen Warteschlangen wie im Flughafen, schlechtere Versorgung und stöhnende und Gehaltserhöhung fordernde Arzthelferinnen. Ein Bäcker in Wittdorf nutzt die Praxisgebühr zu Werbezwecken. Gegen Vorlage der 10-Euro-Quittung gibt's bei ihm ein Brot gratis. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine schöne Woche.
Peter Ditzel
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