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- DAZ 14/2004
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Die Seite 3
Zehn Jahre ist es nun her, da war die "A-Card" genannte Chipkarte der ABDA "eines unserer ehrgeizigsten Projekte", so der damalige ABDA-Präsident Klaus Stürzbecher auf der Pressekonferenz zum Apothekertag 1994. Mit der A-Card sollte es zu einer besseren Vernetzung des Dreiecks Arzt – Patient – Apotheker kommen. Ein Versuchsprojekt sollte 1995 starten, die Einführung der A-Card war für 1996 vorgesehen ...
Der Ehrgeiz erlahmte nicht, auch wenn ihm nicht der Erfolg zuteil wurde. Ein paar mehr oder minder geglückte Feldversuche mit der A- und ähnlichen Karten folgten – aber das Jahr 1996 ging vorüber ohne Einführung der Karte. 1997 erkannte man bereits, dass die Karte wohl mit dem elektronischen Rezept verbunden werden müsse. Vorschläge, wie das elektronische Rezept (die A-Card hieß mittlerweile "Smart-Card") aussehen könnte, wurden auf dem Wirtschaftsforum 1997 diskutiert.
So nach und nach schien man jedoch zu merken, dass dieses Projekt für die Apotheker allein wohl eine Nummer zu groß werden dürfte. Dennoch bastelte man weiter an diesem Projekt. So überreichte ABDA-Präsident Friese der damaligen Gesundheitsministerin Andrea Fischer auf dem Apothekertag 2000 und DAV-Vorsitzender Keller der amtierenden Gesundheitsministerin Ulla Schmidt auf dem Wirtschaftsforum 2001 Prototypen von Gesundheitskarten.
Bei Frau Schmidt blieb das sichtlich nicht ohne Wirkung. Als im August 2001 das Präparat Lipobay zurückgerufen werden musste, nahm sich die Gesundheitsministerin der Idee einer Gesundheitskarte verstärkt an: es sollte eine Karte sein, mit der auch die Medikation des Patienten nachverfolgbar sein sollte.
Die Karten-Euphorie wuchs. Im März 2002 ergriff das Bundesgesundheitsministerium offiziell die Initiative zur Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte. Jetzt ist geplant, Rezept, Arztbrief und Gesundheitskarte zu einer Karte zusammenzupacken.
Gesundheitspolitiker ließen sich sogar dazu hinreißen, Termine ins GKV-Modernisierungsgesetz aufzunehmen, bis wann die elektronische Gesundheitskarte jedem Versicherten zur Verfügung stehen soll: So heißt es in § 291, dass bis spätestens zum 1. 1. 2006 die Krankenversichertenkarte zu einer elektronischen Gesundheitskarte zu erweitern ist.
Noch Mitte März verkündete die Bundesgesundheitsministerin ihr ehrgeiziges Ziel selbstbewusst, doch bereits in der letzten Woche meldeten sich Ärzte und Krankenkassen zu Wort. Ein Planungsgutachten der beteiligten Firmen IBM und Orga Kartensysteme habe ergeben, dass die Versicherten "frühestens 2007, eher 2008" die elektronische Gesundheitskarte in Händen halten könnten.
Erinnert Sie das nicht auch an die Einführung der LKW-Maut und Toll Collect? Angesichts dessen, welche Funktionen die elektronische Gesundheitskarte haben soll (Krankenkassen-Karte, Auslandskrankenschein, elektronisches Rezept, daneben auch Arzneimitteldokumentation, Notfallinformation, elektronischer Arztbrief u. v. m.), wie sensibel und persönlich also solche Daten sind und welche Verschlüsselungen notwendig sind, erscheint dagegen die Streckenzählung und Gebührenerfassung bei der LKW-Maut wie ein Kinderspiel.
Ganz abgesehen davon, dass alle Beteiligten mit entsprechenden Lese- und Übertragungsgeräten ausgestattet werden müssen ... Glauben Sie, dass diese Karte in zwei Jahren in den Händen der GKV-Versicherten ist und funktioniert?
Die elektronische Karte als Versichertenkarte und eRezept, und auf freiwilliger Basis als eArztbrief, Arzneimitteldokumentation, Notfallpass und Patientenquittung ist in unserem elektronischen Zeitalter der Telematik sicher richtig und wird kommen – nur nicht 2006. Das ist nicht zu schaffen. Allein die Anschaffung der Hardware bei allen Beteiligten und eine funktionierende Software werden ihre Zeit brauchen.
Ganz abgesehen von den Kosten, die mit Sicherheit nicht bei dem vom Ministerium geschätzten Betrag von 1 Milliarde Euro liegen werden, sondern sich mindestens auf die von den Kassen und beteiligten Unternehmen veranschlagten 1,4 bis 1,7 Milliarden belaufen werden. Ach ja, bezahlt werden muss das von den Krankenkassen und den beteiligten Gesundheitsberufen, also auch von uns Apothekerinnen und Apothekern. Sprechen wir in vier bis fünf Jahren noch mal drüber ...
Heute ist erstmal Fortbildung angesagt. Die Interpharm in Frankfurt brachte Spitzenfortbildung. Wir haben sie in diesem Heft zum Nachlesen und Nacharbeiten aufbereitet. Auf 70 Seiten finden Sie das Wichtigste aus den Vorträgen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Nachbereitung.
Peter Ditzel
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