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Ärztepräsident: Mit der Reform auf dem Weg in die Staatsmedizin
Für viele Behandlungen wird es künftig Wartelisten geben, Krankenhäuser werden schließen und der "Facharzt um die Ecke" wird auf lange Sicht zur Ausnahme werden – so sieht Hoppe die ärztliche Zukunft. Bislang nähmen die Patienten lediglich die Praxisgebühr, die erhöhten Zuzahlungen und die Streichung rezeptfreier Medikamente aus dem Leistungskatalog der Kassen wahr.
Langfristig viel gravierender seien aber die mit dem GKV-Modernisierungsgesetz geschaffenen Strukturreformen. Hoppe sieht Deutschland "auf dem Weg in ein staatlich gelenktes Gesundheitssystem". Für Kassenpatienten bedeute dies die Einschränkung der freien Arztwahl und der Therapiefreiheit.
Anders als das Bundesgesundheitsministerium wertet Hoppe den Einbruch bei den Arztbesuchen seit Jahresbeginn nicht nur positiv. Aus Unsicherheit über die Neuregelungen unterblieben oftmals auch notwendige Arztbesuche, sagte er der "Welt". So würden immer weniger Eltern ihre Kinder impfen lassen, obwohl hier gar keine Selbstkostenbeteiligung verlangt wird. Auch blieben Patienten fern, deren Zustand regelmäßig überwacht werden müsste.
Was das vom Ministerium veröffentlichte "Schwarzbuch" betrifft, räumte Hoppe ein, dass es vor allem zum Jahresbeginn Fälle gab, bei denen etwa unrechtmäßig die Praxisgebühr verlangt worden sei oder der Patient eine Kassenleistung aus eigener Tasche zahlen sollte. Der Ärztepräsident verwies jedoch auf die "gut funktionierende Selbstkontrolle" durch Ärztekammern und Kassenärztliche Vereinigungen. Sie seien eingeschritten, wenn sie von Unregelmäßigkeiten erfuhren, so Hoppe.
Der Präsident der Bundesärztekammer Jörg-Dietrich Hoppe hat davor gewarnt, dass sich das Angebot an medizinischen Leistungen als Folge der Gesundheitsreform deutlich verschlechtern wird. Der "Welt" sagte er: "Diese Absenkung der Versorgungsqualität ist aus Kostengründen politisch gewollt – aber die Regierung gibt dies nicht offen zu."
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