Fortbildung

Pharmazeutische Betreuung von Krebspatientinnen

Onkologische Patienten interessieren sich vor allem für die Nebenwirkungen einer Chemotherapie, nehmen aber den Arzneimittelfachmann Apotheker als Informationsquelle nicht richtig wahr. Dabei kann man die Nebenwirkungen durch eine medikamentöse Supportivtherapie und eine umfassende Pharmazeutische Betreuung erheblich mildern.

Zur Beurteilung der Ergebnisqualität (Outcome) der Pharmazeutischen Betreuung werden objektive Parameter herangezogen. In Deutschland gibt es diesbezüglich mehrere Projekte, so z. B. in Baden-Württemberg (Typ-2-Diabetes), Brandenburg (Hypertonie), Hamburg (Asthma) und ein von Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Universität Bonn, betreutes Projekt zur Pharmazeutischen Betreuung von Krebspatientinnen in Nordrhein-Westfalen.

Gerade die onkologische Therapie ist ein Paradebeispiel für die Pharmazeutische Betreuung, da die medikamentöse Supportivtherapie für die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität während oder nach einer onkologischen Therapie eine entscheidende Rolle spielt.

Nutzen der medikamentösen Supportivtherapie

Studien haben gezeigt, dass sich onkologische Patienten vor allem für die Nebenwirkungen einer Chemotherapie interessieren, aber den Apotheker als Informationsquelle nicht richtig wahrnehmen. Zu den bedeutendsten unerwünschten Nebenwirkungen einer Chemotherapie gehören Nausea und Emesis, aber auch Mukositis und Fatigue.

Zytostatika-induziertes Erbrechen, das besonders nach einer Therapie mit Cisplatin, aber auch Dacarbazin und Cyclophosphamid auftritt, reduziert die Lebensqualität der Krebspatienten erheblich und muss häufig medikamentös behandelt werden.

Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Arzneistoffe richtet sich nach dem emetogenen Potenzial der Chemo- und Radiotherapie und beinhaltet sowohl Metoclopramid als auch Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten, wie z. B. Ondansetron. Während Dexamethason und Metoclopramid besonders zur Prophylaxe der verzögerten Emesis eingesetzt werden, sind 5-HT3-Antagonisten die wichtigsten Arzneimittel zur Prophylaxe der akuten Emesis.

Entzündungen oder Ulzerationen der Schleimhäute in Mund, Rachen oder Magen-Darm-Trakt treten oft auf nach Radiotherapien im Kopf- oder Hals-Bereich sowie nach einer Chemotherapie. Eine Mukositis, die therapielimitierend sein kann, ist häufig assoziiert mit Schluckbeschwerden und einer gestörten Barriere-Funktion der Schleimhäute, was eine erhöhte Infektionsneigung nach sich zieht.

Für den Mund- und Rachenbereich indiziert sind alkoholfreie Mundspüllösungen, wie z. B. Hexetidin-Lösung oder Salbeitee, aber auch das Lutschen von Ananas-Eiswürfeln während der Infusion ist eine sinnvolle Maßnahme. Während Dexpanthenol und Vitamin-E-Zubereitungen die empfindlichen Schleimhäute schützen und pflegen, erfolgt im Falle einer Pilzinfektion eine antimykotische Therapie mit Amphotericin B oder Nystatin.

Das Fatigue-Syndrom ist ein Sekundär-Symptomen-Komplex mit Müdigkeit und Erschöpfung bei Tumorerkrankungen. Obwohl es bei einer Chemotherapie die zweithäufigste Nebenwirkung ist, wird es selten thematisiert und therapiert. Fatigue äußert sich physisch (Energieverlust, Schwäche), kognitiv (Verminderung von Aufmerksamkeit und Konzentration), aber auch emotional durch Angst und Traurigkeit. Die medikamentöse Therapie beinhaltet Epoetin, Analgetika und Antibiotika sowie Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente.

Ovarial- und Mammakarzinom-Patientinnen

Gemeinsam mit Apothekern, Ärzten, Informatikern und Biometrikern hat die Bonner Arbeitsgruppe in Nordrhein-Westfalen ein Pilotprojekt zur Pharmazeutischen Betreuung von Ovarial- und Mammakarzinom-Patientinnen ins Leben gerufen.

Deren Lebensqualität soll verbessert werden, indem unerwünschte Wirkungen der Arzneimitteltherapie reduziert werden; dies geschieht durch Beratung, Optimierung der Supportivtherapie, Individualisierung der Zytostatika-Dosis und eine systematische Dokumentation der Medikation.

Um die Ergebnisqualität zu beurteilen, werden klinische Outcome-Parameter, wie z. B. die Morbidität bzw. Mortalität, aber auch humanistische (z. B. Lebensqualität) sowie ökonomische Outcome-Parameter (Kosten-Nutzen-Verhältnis) bestimmt. Besonders wichtig ist der Parameter Lebensqualität, der durch Patienten-Fragebögen ermittelt wird.

Wichtige Beurteilungskriterien sind hierbei die emotionale, kognitive und soziale Funktionalität, aber auch physiologische Kriterien, wie z. B. Schmerz, Appetitverlust oder Obstipation. In der Interventionsgruppe besserten sich der globale Gesundheitszustand, einzelne Symptome wie Obstipation, Schmerzen, Nausea bzw. Emesis und die Zufriedenheit der Patienten mit der Information zur Krebsbehandlung.

Nach Abschluss dieses Pilotprojektes sollen weitere Studien durchgeführt werden, in die eine größere Anzahl von Patienten, aber auch Offizin- und Krankenhausapothekern einbezogen werden soll. Ebenso sollen pharmakoökonomische Outcome-Parameter in das Studiendesign aufgenommen werden, da dieser Punkt bei der aktuellen und zukünftigen Finanzsituation des Gesundheitswesens eine zunehmend größere Rolle spielt.

Quelle

"Die Pharmazeutische Betreuung onkologischer Patienten", Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Jaehde, Lehrstuhl für Klinische Pharmazie, Universität Bonn, auf einer Veranstaltung der DPhG am 9. Dezember in Würzburg.

Krebs und Apotheker Obwohl onkologische Patienten wegen der vielen arzneimittelbezogenen Probleme und einem hohen Informationsbedarf eine besondere Zielgruppe für die Pharmazeutische Betreuung sind, werden Apotheker als Informationsquelle bisher nur wenig wahrgenommen.

Die Pharmazeutische Betreuung von Krebspatienten verbessert klinische und humanistische Outcome-Parameter, wobei vor allem die Zufriedenheit der Patienten wesentlich verbessert wird.

Die Klinische Pharmazie kann Ärzten sowie Patienten eine große Hilfe sein.

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