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DPV: Erstes Europäisches Pharmazeutinnen-Treffen

FRANKFURT (hb). Eines der Themen auf der Aktionsagenda des vor zweieinhalb Jahren gegründeten Deutsche Pharmazeutinnen Verbandes e.V. (dpv) ist die Förderung von Kontakten zu Kolleginnen in den Nachbarländern. Zu diesem Zweck fand am 27./28. November 2004 in Frankfurt ein erster offizieller Informationsaustausch statt. Fachkolleginnen aus Dänemark, Österreich und Polen gaben einen interessanten Einblick in die Situation der Apothekerinnen in ihren Heimatländern.

Bevor diese zu Wort kamen, steuerte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des dpv, Prof. Dr. Karen Nieber von der Universität in Leipzig, einige Fakten über die Lage in Deutschland bei. Sie kommentierte unter anderem die Motive, die den Beruf vor allem für Frauen so attraktiv machen und die letzten Endes dazu geführt haben, dass das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Pharmaziestudierenden hierzulande regelmäßig bei drei zu eins liegt. Beklagenswert ist aus ihrer Sicht jedoch das eklatante Missverhältnis der Geschlechter in der pharmazeutischen Wissenschaft, wo die männlichen Kollegen nach wie vor eindeutig dominieren.

In Dänemark gehen die meisten in die Industrie

Einen persönlichen Erfahrungsbericht aus Dänemark lieferte Gisela Weber Mezghani. Sie leitet die Nordborg Apotek in einer Kleinstadt auf einer Insel unweit der deutsch-dänischen Grenze. Das Land stellt mit 5,4 Millionen Einwohnern lediglich 1,4% der EU-Bevölkerung. Im Jahr 2003 gab es rund 1150 Pharmaziestudierende, darunter 71% Frauen. Die Verteilung der Berufsfelder unterscheidet sich grundlegend von der Situation in Deutschland. Lediglich 20% gehen in die öffentliche Apotheke – davon sind rund die Hälfte Frauen – 60% arbeiten in der pharmazeutischen Industrie und die verbleibenden 20% in öffentlichen Betrieben wie Universitäten, Behörden oder Krankenhausapotheken.

Die Gehaltsstruktur der dänischen Apotheker ist außerordentlich komplex. Ein dreistufiges festgelegtes Grundgehalt wird durch Vergütungen für Zusatzqualifikationen und -leistungen ergänzt. Letztere müssen individuell ausgehandelt werden. Obwohl diese in den letzten Jahren geringer geworden ist, besteht in der Praxis immer noch eine gewisse Gehaltsdifferenz zwischen Apothekern und Apothekerinnen.

Wenige Apotheken, aber viele Abgabestellen

Die Arzneimittelversorgung der dänischen Bevölkerung wird von 279 Apotheken getragen, wobei eine Apotheke bedingt durch die Niederlassungsbeschränkung im Schnitt für 15.000 Patienten zuständig ist. Mögliche Engpässe aufgrund der starken Zersiedelung des Landes werden durch Filialisierung und eine relativ große Zahl (138) von Apotheken-Außenstellen aufgefangen. Diese gehören zum Verantwortungsbereich einer "Voll-Apotheke", können aber durchaus in einem Bäcker-laden oder auch in einer Tankstelle angesiedelt sein und sind in der Regel nicht mit Fachpersonal besetzt.

 

Karin Wahl

"Klasse statt Masse"

Die Vorsitzende des Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes Karin Wahl, Stuttgart, nutzte in ihren Begrüßungsworten an die rund 25 Teilnehmerinnen aus Deutschland, Dänemark, Österreich, Polen und Slowenien die Gelegenheit, um noch einmal das Profil und die Intention des dpv zu umreißen. Wie Wahl betonte, ist ihr vor allem daran gelegen, kompetente und einsatzfreudige Kolleginnen für die Mitarbeit in der gegenwärtig 108 Mitglieder zählenden Organisation zu gewinnen. "Klasse statt Masse", so die Devise des dpv. Schließlich gehe es darum, sich nicht nur auf Gebieten wie etwa der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung, einem der derzeitigen Aktivitätsschwerpunkte, sondern auch in der politischen Interessenvertretung überzeugend zu beweisen.

Mit dem ersten Europäischen Pharmazeutinnen Treffen hofft Wahl, zu diesem Zweck näher an die Kolleginnen aus den Nachbarländern heranzurücken, eine Initiative, die in der Zukunft tatkräftig fortgesetzt werden soll. Kontakt: www.pharmazeutinnen.de

Österreich: mehr Frauen in die Standesführung

Die Leiterin der Anstaltsapotheke des allgemeinen Krankenhauses der Universitätskliniken Wien, SR Mag. Elfriede Dolinar, warf einige Schlaglichter auf die Lage in Österreich. Gender mainstreaming ist dort laut Dolinar durchaus ein Thema, jedoch gibt es bislang kaum echte Aktivitäten auf diesen Sektor. Zumindest quantitativ scheint die Apothekenlandschaft vielleicht noch stärker Frauen-dominiert zu sein als in Deutschland. 90% der Mitarbeiter in Apotheken sind weiblich, unter den Apothekern liegt der Frauenanteil bei ca. 76%, bei den Angestellten bei 85% und unter den Selbständigen bei 48%.

33% arbeiten Vollzeit, die restlichen in sehr unterschiedlichen Umfang Teilzeit. Wie wenig die Frauen demgegenüber die politischen Geschicke der österreichischen Apothekerschaft bestimmen, verdeutlichte Dolinar anhand der Geschlechterverteilung in der Standesvertretung: Unter den Kammerdelegierten liegt das Verhältnis weiblich/männlich in Bezug auf die Angestellten bei 28 zu 8 und hinsichtlich der Selbständigen bei 6 zu 30. Im Vorstand vertreten sind elf weibliche Angestellte und sechs männliche. Unter den sieben selbständigen Vorstandsmitgliedern ist keine einzige Frau. Hier ist aus Dolinars Sicht noch einiges aufzuholen.

Polnische Apotheken haben es noch schwer

Einige Gemeinsamkeiten und Abweichungen zwischen deutschen und polnischen Pharmazeuten stellte Prof. Iwona Wawer von der Fakultät für Pharmazie der medizinischen Universität in Warschau heraus. In etwa gleich ist die Relation der Einwohner zur Anzahl der berufstätigen Apotheker und auch die Anzahl der zu versorgenden Einwohner je Apotheke. Eine starke Diskrepanz zeigt sich jedoch hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation. So rangieren die Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel in Polen mit 56 Euro noch weit hinter dem westlichen Nachbarn.

Zwei Drittel aller polnischen Apotheken liegen bedingt durch die insgesamt instabile Finanzsituation des Gesundheitswesens unterhalb des Durchschnittsumsatzes. Wie in anderen europäischen Ländern ist der Apothekerberuf in Polen mit einem weiblichen Anteil von rund 90 Prozent ebenfalls absolut Frauen-dominiert, während Apothekerinnen im wissenschaftlichen Bereich in gleicher Weise wir anderenorts deutlich unterrepräsentiert sind. Angesichts dieser Fakten setzt Wawer einige Hoffnungen in die Initiative des Deutschen Pharmazeutinnen Verbandes und erwartet durch die neuen Kontakte vor allem gemeinsame Initiativen zur Verbesserung der Situation der Apothekerinnen, nicht nur in Polen, sondern auch auf europäischer Ebene.

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