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Erste Januar-Zahlen: Stabile OTC-Preise
Nur einzelne Experimente
IMS Health hatte in 3201 Apotheken den Preis eines Schmerzmittels mit der unverbindlichen Empfehlung von 7,95 Euro verglichen. 95 Prozent der Apotheken hätten diesen Preis unverändert belassen, sagte IMS-Mitarbeiter Jürgen Petersen am 5. Februar auf einer Veranstaltung des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Bonn.
Nur vier Prozent der Apotheken hätten den Preis zwischen sechs und neun Prozent abgesenkt, davon wäre keine unter sechs Euro gegangen. Neben den sehr moderaten Preissenkungen der zumeist überdurchschnittlich großen Apotheken habe nur ein Prozent der Teilnehmer, ebenfalls sehr große Apotheken, den Preis auf rund neun Euro erhöht.
Ein ähnliches Bild zeige sich beim effektiven Apothekenverkaufspreis der "Top 50" Handelsformen der führenden Selbstmedikationsmarken. Auch hier habe es kaum Veränderungen zwischen den letzten vier Wochen in 2003 und den ersten vier Wochen des laufenden Jahres gegeben. Von den 50 Präparaten seien bei 40 gar keine Preisveränderungen zu beobachten, bei den übrigen zehn habe es mit plus zwei Prozent geringe Anhebungen gegeben.
Während es im Durchschnitt aller Apotheken nicht zu nennenswerten Preissenkungen gekommen sei, hätten lediglich einzelne Apotheken sowohl leicht nach oben als auch nach unten Preise verändert. Marktforscher Petersen wertete das insgesamt als besonnene Reaktion in einer für die Apotheken wirtschaftlich kritischen Situation.
ABDA: Kein Preiswettbewerb
Unrealistische "Preisfantasien" bei OTC vom vergangenen Herbst seien vom Kopf auf die Füße gestellt worden, kommentierte das Dr. Frank Diener von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Wie der ABDA-Geschäftsführer meinte, ist das Volumen von Krankheiten nicht durch Preisexperimente vermehrbar.
Er hält Preisveränderungen in den Apotheken für kontraproduktiv. Senke oder erhöhe eine Apotheke einen OTC-Preis, gebe es gespaltene Preise. Dann erhielte beispielsweise ein Familienmitglied beim selbst gekauften Arzneimittel einen anderen Preis als der Angehörige beim vom Arzt verordneten Präparat auf Kassenrezept. Das sei der Bevölkerung nicht vermittelbar.
Ärzte meiden OTC ...
IMS-Marktforscher Petersen hob darüber hinaus den "dramatischen" Rückgang bei bisher verordneten nicht-verschreibungspflichtigen Arzneimitteln hervor. Demnach werden rezeptfreie Präparate nur noch in geringem Umfang auf Kassenrezept verordnet. Nach IMS-Zahlen gingen im Januar 2004 die Verschreibungen dieser Medikamente gegenüber dem Vorjahresmonat um fast 70 Prozent zurück.
Die Selbstmedikation stieg zugleich nur um vier Prozent. Allerdings sei im selben Zeitraum die Verordnung von Privatrezepten deutlich angestiegen. Auch wenn wegen des Vorzieheffekts im Dezember weder jener Monat noch der Januar 2004 normal verliefen, konstatierte Petersen den Einbruch von OTC zu Lasten gesetzlicher Kassen. Das wertete Dr. Frank Diener, ABDA, als ein "dramatisches Problem", weil die Ärzte ihren Patienten therapiebedeutsame Präparate vorenthielten.
... dabei gilt eine Übergangsfrist
Diener rief wie Dr. Hermann Kortland, Geschäftsführer beim BAH, die Ärzte zur Nutzung der Ausnahmeregelung des Gesetzes auf. Dabei dürften Mediziner mit der Begründung der therapeutischen Notwendigkeit bei schwerwiegenden Erkrankungen rezeptfreie Arzneimittel in der Übergangsfrist bis Ende März auf Kassenrezept verordnen.
Der noch im Dezember 2003 beschlossene Entwurf des alten Bundesausschusses könne als Richtschnur dienen. Werden rezeptfreie Präparate eingesetzt, sagte Kortland, die bei einer Behandlung zweckmäßig, ausreichend und medizinisch notwendig seien, sei dies eine wirtschaftliche Verordnungsweise des Arztes. Unwirtschaftlich sei dagegen das Ausweichen auf Rezeptpflichtiges.
Vorwurf unärztlichen Verhaltens
Der BAH-Geschäftsführer zitierte aus einem Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums, wonach die Verordnung eines Arzneimittels mit höheren Risiken (daher verschreibungspflichtig) anstelle eines risikoärmeren Produkts (deswegen nicht verschreibungspflichtig) auf einem Kassenrezept "unärztlich" wäre.
Laut Diener sind die Apotheker gefordert, die aus der Kassenerstattung herausgefallenen Präparate positiv hervorzuheben. Die Ausgrenzung sei ausschließlich unter fiskalischen Gesichtspunkten erfolgt, um die klammen Krankenkassen zu entlasten.
Grünes Rezept im März
Der ABDA-Geschäftsführer kündigte das Grüne Rezept für den kommenden Monat an. Nach erfolgter Abstimmung zwischen Apothekern, niedergelassenen Ärzten und zwei Pharmaverbänden (BAH sowie Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie, BPI) werde das Blatt jetzt gedruckt. Es soll bundesweit über den Außendienst der pharmazeutischen Unternehmen verteilt werden.
Nachdem bereits einzelne Landesapothekerbände und Kassenärztliche Vereinigungen dies empfohlen haben, weil es die Akzeptanz der OTC beim Patienten und die Wertigkeit der ärztlichen Empfehlung erhöhe, sollten sich die übrigen Verbände und KVen dem bundesweit anschließen, meinten Diener und Kortland übereinstimmend.
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