Kommentar

Soll man oder soll man nicht?

Noch kurz vor Weihnachten war er unter Dach und Fach, der erste Integrationsvertrag zwischen Hausärzten, Apothekern und der Barmer. Die Gesundheitsministerin war voll des Lobes, die Barmer voller Hoffnung, der Hausärzteverband konnte sich freuen und der Deutsche Apothekerverband klopfte sich auf die Schultern. Sie hatten lange darum gerungen. Jetzt erhoffen sich alle davon den Durchbruch in der Integrierten Versorgung, sprich mehr Einsparungen im Gesundheitswesen. Natürlich wird dem Patienten die Integrierte Versorgung als Verbesserung der ärztlichen und apothekerlichen Versorgung verkauft.

Ziel des Vertrags ist es aber auch, "potenzielle und systembedingte Wirtschaftlichkeitsreserven zu erschließen", im Klartext: Es geht um Einsparungen, wo es nur geht. Damit jeder beim Sparen mitmacht, soll es dafür kleine Belohnungen geben:

  • Der Patient bekommt als Bonus eine Ermäßigung der Praxisgebühr und in der Apotheke 3% auf apothekenübliche Waren, gibt dafür aber seine freie Arzt- und Apothekenwahl auf.
  • Der Arzt erhält pro Patient diverse Vergütungen, die mindestens 15,30 Euro (Einschreibepauschale) betragen und je nach Zusatzleistung leicht auf Werte zwischen 50 und 100 Euro steigen können.
  • Der Apotheker muss sich pro Quartal mit einer Integrationspauschale von 8 Euro begnügen, aber nicht pro Patient, sondern nur für 10% der in der Apotheke eingeschriebenen Versicherten. Möglich ist noch, dass Ärzte und Apotheker ab dem zweiten Jahr der Teilnahme zusätzlich eine Pauschale aus realisierten Einsparungen erhalten.

    Kann da bei uns Apothekern angesichts dieser Vergütungen so richtig Freude aufkommen? Vor allem, wenn man realisiert, dass die Apotheke wirklich einiges leisten muss (Schulung, Softwareanschaffung, Patientendatei, Homeservice, Checks usw.). Andererseits: Haben wir überhaupt die Wahl, nicht mitzumachen? Wohl kaum. Wenn sich Barmer-Patienten in meiner Apotheke einschreiben wollen, werde ich sie nicht abweisen und zur Konkurrenz schicken. Möglicherweise wird die ermäßigte Zuzahlung Anreiz für mehr Patienten als bisher sein, sich einzuschreiben. Und was das Leistungsangebot betrifft: Das werde ich schon aus ethischen Gründen wohl allen meinen Patienten anbieten müssen, nicht nur den Barmer-Versicherten.

    Peter Ditzel

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