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- AZ 19/2005
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108. Deutscher Ärztetag: Hoppe: Deutschland drohen Versorgungsengpässe
Der Ärztepräsident sprach von einem Paradigmenwechsel im Gesundheitswesen: "Wir erleben eine weitere Bürokratisierung des ärztlichen Alltags und eine Konzentration der Versorgungslandschaft". Als Beispiel führte Hoppe die dokumentationsaufwändigen Disease-Management-Programme (DMP) an: Lediglich das COPD/Asthma-Programm biete den Patienten eine Verbesserung in der Fläche. Alle anderen Programme böten ein Niveau, das unterhalb der bisherigen Versorgung liege. Die Kopplung der DMP an den Risikostrukturausgleich berge zudem die Gefahr, dass Versicherte oft erst zu Kranken gemacht werden.
Schmidt: Kein Rezept gegen Ärztemangel
Hoppe betonte weiterhin, dass es zunehmend schwer falle, die ärztliche Versorgung in Deutschland sicherzustellen – insbesondere in ländlichen Gebieten und den östlichen Bundesländern. Eine enorme Arbeitsbelastung, geringe Aufstiegschancen, schlechte Vereinbarkeit mit der Familie und unzureichende Bezahlung zählen zu den Gründen, warum sich immer weniger Medizinstudenten nach ihrer Ausbildung für den Arztberuf entscheiden. Die zur Eröffnungsveranstaltung ebenfalls erschienene Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt räumte ein, dass dieses Problem bestehe, sie jedoch kein Patentrezept dagegen habe. Sie forderte die Ärzteschaft auf, ihr Lösungsvorschläge zu unterbreiten.
Auch für die Demonstrationen von Klinikärzten hatte die Ministerin Verständnis. Diese hatten im Vorfeld des Ärztetags auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht. Schmidt forderte Klinikträger und Krankenkassen auf, sich bei Vertragsverhandlungen nicht gegenseitig zu blockieren.
Arbeitslosigkeit macht krank
Im weiteren Verlauf des Ärztetages befassten sich die 250 Delegierten unter anderem mit dem Thema Krankheit und Armut: "Arbeitslosigkeit macht arm, und Armut und Arbeitslosigkeit machen krank, und zwar beides bis hinein in die folgende Generation", betonte Rudolf Henke, Vorsitzender des Ausschusses Gesundheitsförderung, Prävention und Rehabilitation der BÄK. Studien belegen, dass arme Menschen gegenüber Wohlhabenden eine um bis zu sieben Jahre geringere Lebenserwartung haben. Auch das Risiko schwer zu erkranken, vorzeitig zu sterben, einen Unfall zu erleiden oder von Gewalt betroffen zu sein, ist bei ihnen gut doppelt so hoch.
Henke wies in diesem Zusammenhang auf die Probleme eines lohngekoppelten Gesundheitssystems hin: "Die verfügbaren Ressourcen schrumpfen gerade dann, wenn Arbeitslosigkeit und Armut die Morbidität zunehmen lassen und damit der Bedarf an gesundheitlicher Versorgung steigt". Die Einführung höherer Zuzahlungen habe die Situation für die Betroffenen weiter verschärft. Der Ärztetag forderte die politisch Verantwortlichen auf, sämtliche Zuzahlungen und die Praxisgebühr für Wohnungslose und Heimpatienten zu streichen.
Ärzte wollen Fehlermanagement
Auch dem ärztlichen Fehlermanagement und der Patientensicherheit wollen die Ärzte künftig größere Bedeutung beimessen. Matthias Schrappe, ärztlicher Direktor der Uniklinik Marburg und Vorsitzender des jüngst ins Leben gerufenen "Aktionsbündnis Patientensicherheit" mahnte an, dass die Ärzte den Zustand des Schweigens, des Stillstands und der Scham durchbrechen müssen, wenn ihnen Fehler unterlaufen. Die bestehenden Mängel in der Kommunikation und Organisation müssten insbesondere in den streng hierarchisch gegliederten Krankenhäusern abgebaut werden. Zur Erhöhung der Patientensicherheit setzt sich die BÄK darüber hinaus für neue und anonyme Fehlermeldesysteme ein. Ziel ist es, dass auch andere Ärzte von den Zwischenfällen oder Beinahe-Fehlern ihrer Kollegen lernen können.
Engagement in der Versorgungsforschung
Weiterhin beschlossen die Delegierten, sich verstärkt in der Versorgungsforschung zu engagieren. Die Beobachtung von Arbeitsabläufen in Krankenhäusern und Praxen mit dem Ziel, Defizite aufzudecken und Abhilfe zu schaffen, ist in Deutschland bislang nicht etabliert. In einem ersten Schritt will die BÄK die Implementierung von Leitlinien und den Einfluss der Ökonomisierung im ärztlichen Alltag untersuchen.
Augenmerk soll auch auf die "job satisfaction" gelegt werden: Was außer Geld spielt für die Zufriedenheit des Arztes eine Rolle und führt damit auch zu mehr Patientensicherheit? Der Ärztetag sprach sich zudem nachdrücklich für eine Reform der Gebührenordnung für Ärzte aus. Diese regelt die Abrechnung mit privaten Krankenkassen sowie den Beihilfeträgern und stammt aus dem Jahr 1978. Mit dem Tätigkeitsbericht der BÄK ging der 108. Deutsche Ärztetag am 6. Mai zu Ende. Themen dieses Tagesordnungspunkts waren der elektronische Arztausweis und die Gesundheitskarte sowie die Entbürokratisierung der ärztlichen Tätigkeit.
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