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Kommentar
Die Milliarden der Apotheker
Vorweihnachtszeit ist Apothekenneidzeit. Diesen Eindruck muss man gewinnen, wenn man die derzeitigen Hasskampagnen betrachtet, die die Medien, allen voran das öffentlich rechtliche Fernsehen, derzeit gegen die Apotheken fahren. In meinem letzten DAZ-Editorial wies ich bereits auf die Attacke des Fernsehmagazins "Monitor" hin, das seinen Zuschauern suggerierte, die Apotheker verdienen sich mit den 8,10 Euro pro Arzneimittel dumm und dämlich. Letztendlich sei die Festsetzung von 8,10 Euro ein Rechenfehler des Ministeriums gewesen, der schnellstens korrigiert werden müsste.
Nur fünf Tage später, am 29. November, findet die Kampagne ihre Fortsetzung mit einem Beitrag des Magazins "Plusminus". Das hat System. Unter der Überschrift "Wie bei Apotheken Milliarden zu holen sind" wird die Zahl an Apotheken aufs Korn genommen und die These aufgestellt, dass auch bei rund 6000 Apotheken weniger die bundesrepublikanische Bevölkerung "sehr sehr gut versorgt" wäre. Dies würde den Kassen glatt eine Milliarde Euro sparen, was 0,1 Prozent Beitragssatzpunkte bedeutete.
Ausgerechnet hat dies unser Kollege Glaeske vom Bremer Zentrum für Sozialpolitik, der u. a. bei der Stiftung Warentest mitmischt und der Gmünder Ersatzkasse zur Seite steht. Nach seiner Auffassung bedeuten weniger Apotheken Einsparungen für die Kassen, denn "die Krankenkassen müssen mit jedem Rezepte abrechnen, der eine Apotheke eröffnet", heißt es bei Plusminus. Ehrlich gesagt, diese Logik ist mir fremd - bisher dachte ich, dass die Anzahl der Rezepte bzw. die verordneten Arzneimittel die Kosten bestimmen. Ob die Anzahl X an Rezepten in 21.000 oder in 15.000 Apotheken eingelöst werden - für die Krankenkasse wird das Arzneimittel keinen Cent teurer oder billiger.
Auch Plusminus rechnete dem Zuschauer vor, wie der Apotheker sein Geld verdient: Er kauft ein Schmerzmittel für 50 Cent ein, gesetzlich festgelegt bekommt er acht Euro zehn für den Verkauf plus Mehrwertsteuer, also 9,98 Euro, davon gehen zwei Euro Kassenrabatt ab, macht also für jede Packung 6,25 Euro plus 3 Prozent Handlungspauschale. Mir wird übel, wenn mir ein Wirtschaftsmagazin diese von vorne bis hinten falsche Rechnung aufmacht.
Dass sich auch einige Kollegen dafür hergeben, um vor der Kamera zu betonen, dass es besser wäre, es gäbe weniger Konkurrenz, passte den Plusminus-Machern gut ins Bild. Genauso wie Ersatzkassenvorstand Gerdelmann, der nur noch mit ausgewählten Apotheken verhandeln möchte, die man seiner Ansicht für die Versorgung der Bevölkerung braucht. Trauriges Fazit: Die Apotheke wird reduziert auf ein nur kostenverursachendes "Arzneiverteilsystem". Mehr hat unsere Öffentlichkeitsarbeit nicht geschafft.
Peter Ditzel
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