Kongress

Männergesundheit

Das 33. Fortbildungsseminar der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg am 12. und 13. März in St. Blasien-Menzenschwand war dem Mann gewidmet. Unter dem Motto "Männergesundheit" wurden verschiedene Aspekte geschlechtsspezifischer Erkrankungen beleuchtet und Wissenswertes über gut- und bösartige Veränderungen der Prostata, über erektile Dysfunktionen, das Klimakterium virile und Haarausfall vermittelt. Ein Vortrag über Doping im Breitensport rundete die von knapp 300 Teilnehmern besuchte Veranstaltung ab.

Das Prostatakarzinom – zwischen Volkskrankheit und Übertherapie

Prostatakarzinome treten bevorzugt im fortgeschrittenen Alter auf. Da Prostatakrebs in der Regel langsam wächst, werden nicht alle erkrankten Männer klinisch relevante Symptome entwickeln oder an ihrem Karzinom sterben. PD Dr. Oliver Hakenberg aus Dresden zu Folge müssen individuelle Lösungen gesucht werden, um notwendige Therapien nicht zu versäumen und überflüssige Behandlungen zu verhindern.

Das Prostatakarzinom ist das häufigste männliche Malignom und macht rund 20% aller Krebserkrankungen des Mannes aus. Pro Jahr ist mit rund 40.000 Neuerkrankungen zu rechnen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Krebsarten entwickelt sich ein Prostatakarzinom sehr langsam und macht sich erst viele Jahre nach seiner Entstehung klinisch bemerkbar. Bei einer Tumorentstehung im Lebensalter von 40 bis 45 Jahren ist fünf Jahre später ein Anstieg des PSA-Wertes zu verzeichnen, und mit gängigen Vorsorgeuntersuchungen wird der Tumor erst weitere zehn Jahre später detektiert. Unter Umständen können nochmals Jahre vergehen, bis klinische Beschwerden auftreten.

Vorsorge

Die Sterblichkeit an einem Prostatakarzinom ist in den letzten Jahren in Deutschland gesunken, was auf eine verbesserte Früherkennung zurückzuführen ist. Im Rahmen der Früherkennung sollte der Arzt das Rektum abtasten (digital-rektale Untersuchung), den PSA-Wert bestimmen lassen und in der Anamnese persönliche Risikofaktoren wie z. B. eine genetische Prädisposition herausfinden.

Eine alleinige Bestimmung des PSA-Wertes reicht nicht aus, da die altersentsprechenden PSA-Normwerte (mit zunehmendem Alter steigen sie an) keine absolute Aussagekraft haben. Wenn ein PSA-Wert von 4 ng/ml die obere Normgrenze bildet, liegt in rund 30% der Fälle mit höheren PSA-Werten ein Prostatakarzinom vor. Liegt der PSA-Wert über der Norm und/oder bestehen Unklarheiten bei der Tastuntersuchung, wird eine Biopsie durchgeführt. Anhand der Biopsie erfolgt dann die histopathologische Beurteilung und die Klassifikation des Tumors nach dem Gleason Score.

Stahl und Strahl

Ein Prostatakarzinom kann chirurgisch, strahlentherapeutisch, medikamentös oder gar nicht (watchful waiting) behandelt werden. Die höchsten Heilungsraten werden mit einer radikalen Prostatektomie erzielt. Die häufigsten Folgen eines solchen Eingriffs sind Inkontinenz und Impotenz. Letztere tritt vor allem auf, wenn größere Tumoren mit allen Nerven entfernt wurden. Können die Nerven erhalten werden, kann die Potenz in vielen Fällen wiedererlangt werden. Nach rund zehn Jahren kommt es bei rund 25 bis 30% der operierten Patienten zu einem Rezidiv, d.h., schlafende Tumorzellen sind aktiv geworden.

Nicht ganz so gute Heilungsraten werden durch die Strahlentherapie erzielt. Bei der internen Brachytherapie, die bei kleineren Tumoren anwendbar ist, erfolgt die Bestrahlung von innen. Dabei wird die Strahlenquelle direkt an den Tumor heran- oder in den Tumor eingeführt. Dies erfolgt mit einer perinealen ultraschallgesteuerten Implantation von radioaktiven Körnchen ("seeds") in die Prostata. Bei der klassischen Strahlentherapie wird die Prostata von außen bestrahlt. Vorteil der Brachytherapie ist die lokale Bestrahlung des erkrankten Gewebes und die dadurch gewährleistete Schonung des umliegenden gesunden Gewebes. Nach einer Strahlentherapie fällt der PSA-Wert nicht auf Null, da Prostatagewebe im Körper bleibt; ein tiefer PSA-Nadir bleibt messbar.

Medikamentöse Therapie

Bei Fortschreiten der Erkrankung ist eine medikamentöse Behandlung erforderlich, die zu Beginn endokrin erfolgt. Da das Wachstum von Prostatakarzinomzellen durch Androgene stimuliert wird, schaltet man diese aus. Dies kann durch eine chirurgische oder medikamentöse Kastration (z. B. mit Zoladex®) oder durch die Gabe peripherer Antiandrogene wie Flutamid (Fugerel®) oder Bicalutamid (Casodex®) erreicht werden.

Nach zwei bis zweieinhalb Jahren zeigt die Hormontherapie keinen Erfolg mehr, da sich das ursprünglich hormonsensitive Karzinom in einen hormonrefraktären Tumor verwandelt hat. In dieser Phase wird eine Chemotherapie durchgeführt. Zum Einsatz kommt z. B. Docetaxel (Taxotere®), mit dem zum einen eine Lebensverlängerung von einigen Monaten und zum andern eine Besserung der Beschwerden (Schmerzen aufgrund von Metastasen) erreicht wird. Ferner werden Bisphosphonate (z. B. Zometa®) gegeben, um die Knochenmetastasierung zu hemmen und die Häufigkeit von Frakturen zu verringern.

Prävention

Unterschiedliche geographische Inzidenzraten des Prostatakarzinoms sowie Migrationsstudien lassen den Schluss zu, dass die Entstehung eines Prostatakrebses auch von exogenen Faktoren abhängt. Vermutlich spielt die Ernährung eine nicht unbedeutende Rolle; einige aus dem asiatischen und südeuropäischen Lebensraum stammende Lebensmittel scheinen einen protektiven Effekt zu haben (s. Kasten).

Neben einer diätetischen Prävention wird zurzeit auch die Chemoprävention des Prostatakarzinoms untersucht. In einer jüngst publizierten Studie konnte gezeigt werden, dass Finasterid dessen Häufigkeit deutlich senkt. Allerdings stiegen zugleich die Inzidenzraten besonders aggressiver Tumoren an, sodass zum jetzigen Zeitpunkt eine Chemoprävention mit Proscar® nicht empfohlen werden kann.

Prostatahyperplasie – das typische Leiden des alten Mannes

Bei rund 80% aller älteren Männer liegt eine benigne Prostatahyperplasie vor, die nur therapiert werden muss, wenn sie Beschwerden verursacht. Dies kann auf medikamentösem oder chirurgischem Weg erfolgen. Wie dabei vorgegangen wird, erläuterte PD Dr. Sebastian Melchior aus Mainz.

Die Pathogenese einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) wird mit unterschiedlichen Theorien erklärt, wobei keine dieser Theorien den zu Grunde liegenden Mechanismus vollständig aufzeigen kann. Mehr Klarheit herrscht bei der Einteilung der Beschwerden; man unterscheidet obstruktive und irritative Symptome, wobei letztere für den Patienten belastender sind. Zu den obstruktiven Symptomen zählen ein schwacher Harnstrahl, die Bildung von Restharn, Harnstottern, eine verlängerte Miktion und Nachträufeln nach der Blasenentleerung. Unter die irritativen Symptome fallen der plötzliche Harndrang, schmerzhafte Miktionen, erhöhte Miktionsfrequenz, Dranginkontinenz und Restharngefühl.

Die Diagnose einer BPH bzw. eines benignen Prostatasyndroms (BPS) erfolgt aufgrund der Anamnese, einer Tastuntersuchung, der Bestimmung des PSA-Wertes (zur Abgrenzung eines Prostatakarzinoms), durch die Ultraschalluntersuchung sowie durch die Druckflussmessung.

Symptomorientierte Therapie

Typisch für ein BPS sind dessen wellenartiger, schwer voraussehbarer Verlauf und die wechselnde Ausprägung der Beschwerden. Symptomfreie Perioden können mit beschwerdereichen Phasen wechseln, im Winter sind die Beschwerden häufig ausgeprägter als im Sommer. Schwerwiegende Folgen eines BPS sind die Bildung von Harnblasensteinen oder Niereninsuffizienz.

Bei geringem Leidensdruck kann auf eine Therapie verzichtet oder der Einsatz von Phytopharmaka erwogen werden. Melchior nannte hier Roggenpollen, Kürbiskerne, Sägepalm- und Brennnesselextrakte. Bei keinem dieser pflanzlichen Arzneimittel ist der Wirkmechanismus gänzlich geklärt, und der Nachweis ihrer Wirksamkeit hält nicht allen Kriterien Evidenz-basierter Therapien stand.

Die wichtigsten Arzneimittel zur Therapie des BPS sind α-Adrenozeptor-Antagonisten (Alphablocker) und 5α-Reductase-Hemmer. Fachgesellschaften empfehlen ein risikoadaptiertes Vorgehen, das heißt, bei geringem Risiko und wenig ausgeprägten Beschwerden erfolgt keine Therapie oder die Gabe von Phytopharmaka, bei starken Beschwerden die Einnahme von Alphablockern, eventuell in Kombination mit 5α-Reductase-Hemmern. Unklar ist, wie lang eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden soll.

Medikamentöse Prophylaxe einer BPH?

In der MTOPS-Studie (Medical Therapy of Prostatic Symptoms Study) wurde die Langzeitwirkung des 5a-Reductase-Hemmers Finasterid, des a-Adrenozeptor-Antagonisten Doxazosin und ihrer Kombination über einen längeren Zeitraum geprüft, mit folgenden Ergebnissen:

  • Das Risiko eines Fortschreitens der Erkrankung sank sowohl durch Doxazosin als auch durch Finasterid um mehr als ein Drittel. Bei der kombinierten Einnahme beider Wirkstoffe sank das Risiko um 66%.
  • Das Risiko eines akuten Harnverhalts und notwendiger operativer Interventionen verminderte sich durch die Kombinationstherapie und durch Finasterid, aber nicht durch Doxazosin.
  • Die Beschwerdesymptomatik wurde sowohl durch die Monotherapie mit Finasterid bzw. Doxazosin als auch durch die Kombinationstherapie signifikant gebessert.

Trotz dieser positiven Ergebnisse ist Melchior zu Folge eine Prävention mit Finasterid derzeit nicht empfehlenswert, da in einer anderen Studie zur Chemoprävention des Prostatakarzinoms gezeigt wurde, dass unter Finasterid zwar weniger, aber deutlich aggressivere Tumoren auftraten (s. o.).

Chirurgische Maßnahmen

Die transurethrale Prostataresektion (TUR-P) ist das wichtigste und effektivste Verfahren mit dauerhaften Ergebnissen. Mögliche Komplikationen sind Blutungen, eine bleibende Inkontinenz (in 0,5% aller Fälle) und Impotenz (in 3% aller Fälle). Alternativ kommen die blutfreien Lasermethoden wie die interstitielle Laserkoagulation, eine transurethrale Laservaporisation und die Laserresektion in Betracht. En vogue ist zurzeit die Greenlight-Laser-Methode, mit der das Prostatagewebe verdampft wird.

Die fundiertesten und meisten Daten liegen für die transurethrale Prostataresektion vor. Der große Vorteil von Lasermethoden ist blutfreies Operieren. Bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Methode sind neben dem Ausmaß der Prostatahyperplasie auch mögliche Kontraindikationen wie vermehrte Blutungsneigung maßgeblich.

Haarausfall – Ursachen und Therapie

Viele Männer messen ihrer Haartracht eine besondere Bedeutung bei. Für sie sind Haare ein Ausdruck ihrer Persönlichkeit und ein Mittel zur visuellen Kommunikation. Ein Verlust der Haare wirkt demzufolge belastend und fordert Bewältigungsstrategien heraus. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, erläuterte Prof. Dr. Ralph Trüeb aus Zürich.

Bei rund 90% aller Männer, die über Haarverlust klagen, liegt eine androgenetische Alopezie (AGA) vor. Sie betrifft rund 40% aller 40-jährigen und die Hälfte aller 50-jährigen Männer. Im Alter von 80 Jahren haben mehr als 80% der Männer eine Alopezie. Die androgenetische Alopezie ist androgen- und altersabhängig und genetisch bedingt. Es kommt zu einer Verkürzung der Haarwachstumsphase mit progressiver Miniaturisierung terminaler Haarfollikel, was die Bildung dünnerer Haare und eine verminderte Kopfbehaarung zur Folge hat. Die Kopfhaut zeigt eine erhöhte Aktivität der 5α-Reductase und eine erhöhte Konzentration von Dihydrotestosteron.

Wirksame Haarwuchsmittel

Zur Pharmakotherapie des Haarausfalls werden der 5a-Reductase-Hemmer Finasterid (Propecia®) und Minoxidil (Regaine®) eingesetzt. Die nachgewiesene Wirkung von Finasterid kann pharmakologisch plausibel erklärt werden, der Wirkmechanismus von Minoxidil ist bislang noch nicht bekannt. Minoxidil verlängert die Haarwachstumsphase und kehrt den Miniaturisierungsprozess der Haarfollikel um.

Sowohl für Finasterid als auch für Minoxidil wurde die Wirksamkeit in randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten Studien nachgewiesen. Die Wirkung von Minoxidil setzt etwas rascher ein, und die Wirkung von Finasterid scheint etwas nachhaltiger zu sein. Bei Anwendung von Finasterid (täglich eine Tablette Propecia®) geht der Haarausfall nach drei bis sechs Monaten zurück, der maximale Effekt ist nach zwei Jahren erreicht. Rund ein Viertel Jahr nach Therapieabbruch kommt es erneut zu Haarausfall. Finasterid stoppt bei 9 von 10 Männern den weiteren Haarausfall und verbessert bei zwei Dritteln der Anwender deren Erscheinungsbild.

Unter Minoxidil (zwei Mal täglich aufgetragen) nimmt nach drei Monaten die Haarzahl zu, die maximale Wirkung ist nach einem Jahr erreicht. Auch hier handelt es sich um eine reversible Wirkung, d.h., drei Monate nach Therapieabbruch setzt der Haarausfall wieder ein. Minoxidil führt bei 6 von 10 Männern zum Einhalt des weiteren Haarausfalls und bei einem Drittel der Anwender zu einer Verbesserung des Erscheinungsbildes. Für andere Haarwuchsmittel – Interna und Externa – fehlen Trüeb zu Folge überzeugende Daten.

Haarpflege

Die richtige Haarpflege ist eine sinnvolle Ergänzung zur Pharmakotherapie des Haarausfalls. Sie ist besonders wichtig bei der Einnahme von Propecia®, da Finasterid die Haarqualität mindern kann. Shampoos mit Haarwuchsmitteln sind aufgrund ihrer kurzen Kontaktzeit und der Verdünnung mit Wasser nutzlos. Bei dünnem oder empfindlichem Haar empfiehlt sich die Anwendung eines Babyshampoos. Der Zusatz von Antioxidanzien in Haarwaschmitteln kann möglicherweise den Alterungsprozess der Haare verlangsamen, aber nicht vor Haarausfall schützen. Zu beachten ist ferner, dass gewisse Anti-Aging-Therapien den Haarausfall verstärken können, so z. B. die Einnahme von Dehydroepiandrosteron (DHEA).

Klimakterium virile – Ursachen, Diagnose, Therapie

Unter den Begriffen Andropause, PADAM (partielle Androgendefizite des alternden Mannes), Somatopause oder Klimakterium virile werden physiologische, psychische und physische Veränderungen beim alternden Mann zusammengefasst. Prof. Dr. Jens Altwein aus München erläuterte Folgen und Behandlungsmöglichkeiten.

Die Wechseljahre des Mannes fanden erstmals in den 1930er-Jahren Eingang in die Lehrbücher. Das Klimakterium virile ist nicht mit der Menopause der Frau vergleichbar. Im Gegensatz zum weiblichen Klimakterium verlaufen die Wechseljahre beim Mann schleichender und weniger eindeutig; hinzu kommen große individuelle Unterschiede, was die körperliche Symptomatik und den Leidensdruck anbelangt.

Ab dem 60. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel kontinuierlich, und der zirkadiane Rhythmus der Testosteronproduktion ist weniger ausgeprägt als beim jungen Mann. Auch die Bildung weiterer biogener Stoffe wie z. B. Melatonin nimmt im Alter ab. Zugleich häufen sich erektile Dysfunktionen (Potenzstörungen), Libidoverlust und Depressionen. Ferner äußert sich die Andropause in reduzierter kognitiver Leistungsfähigkeit, Osteoporose, Hautveränderungen (trockene, dünne Haut, Faltenbildung), Zunahme des Körperfetts, Abnahme der Muskelmasse und einem höheren Frakturrisiko. Das Ausmaß der Beschwerden korreliert weder mit dem Testosteronspiegel noch mit der DHEA-Konzentration. Es lässt sich lediglich ein Zusammenhang zwischen dem LH- und FSH-Spiegel und der Sexualität feststellen.

Wirkung von Anti-Aging-Substanzen fraglich

Die Therapie des Klimakterium virile ist facettenreich und richtet sich nach den Symptomen. Eine gesunde Lebensführung, z. B. durch Vermeiden von Übergewicht, sportliche Betätigungen und Osteoporoseprävention, wirken sich in vieler Hinsicht positiv aus.

Über Anti-Aging-Substanzen wie DHEA, Östrogene, Wachstumshormone oder Melatonin liegen noch keine ausreichenden Daten vor; ob ihre Anwendung sinnvoll ist, kann zurzeit noch nicht beurteilt werden. Altwein erwähnte eine plazebokontrollierte Studie mit DHEA bei Potenzstörungen, in der die Gabe von 50 mg DHEA keine Libidosteigerung bewirkte. Bei der Substitution von Wachstumshormonen konnten geringe positive Effekte gezeigt werden.

Hormonsubstitution

Liegt ein Testosteronmangel vor und bestehen klinische Beschwerden, kann eine Hormonersatztherapie eingeleitet werden. Die Testosterongabe kann transdermal oder intramuskulär erfolgen, orale Therapien sind aufgrund von Resorptionsproblemen nicht praktikabel. Die Substitution von Testosteron führt zu einer Zunahme der fettfreien Körpermasse, zu einem Anstieg der Knochendichte und zu einer erhöhten Hämatopoese. Ferner kann der PSA-Wert ansteigen.

Möglicherweise kommt es zu einer rascheren Entwicklung einer benignen Prostatahyperplasie oder eines subklinischen Prostatakarzinoms. Daher müssen Patienten, die Testosteron substituieren, engmaschig überwacht werden: Hormonspiegel, PSA-Wert, Blutlipide und Leberfunktionswerte sollten halb- bis vierteljährlich überprüft werden. Eine Tastuntersuchung der Prostata sollte halbjährlich, eine Knochendichtemessung jährlich erfolgen.

Für die intramuskuläre Applikation stehen zwei Testosteronformulierungen zur Auswahl: Testosteronenantat (Testoviron® Depot), das eine Wirkdauer von zwei bis drei Wochen aufweist, und Testosteronundecanoat (Nebido®), dessen Wirkung 10 bis 14 Wochen anhält. Für die transdermale Anwendung stehen Gele (Testogel®, Androtop®) und Pflaster (Androderm®) zur Verfügung.

Erektile Dysfunktion – Erkrankung der Nerven und Gefäße

Wie Dr. Christian Leiber, Freiburg, hervorhob, liegen den meisten erektilen Dysfunktionen krankhafte Veränderungen von Nerven und Gefäßen zugrunde. Bei organischer Ursache der Potenzstörung sind Phosphodiesterasehemmer die wichtigsten Arzneimittel. In therapieresistenten Fällen können Penisimplantate erfolgversprechend sein.

Entgegen älteren Ansichten sind erektile Dysfunktionen meist organisch bedingt, psycho-somatische Faktoren oder ein Testosteronmangel spielen eine untergeordnete Rolle. Die Hauptursachen für Potenzstörungen sind Erkrankungen des Nerven- und Gefäßsystems wie Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie oder eine generalisierte Arteriosklerose (s. Grafik). Demzufolge erhöhen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch das Risiko für Potenzstörungen. Ein unausweichlicher Risikofaktor ist das Alter. Die Inzidenz an Erektionsstörungen steigt im Alter an, und die sexuelle Aktivität nimmt ab.

Therapeutische Möglichkeiten

Bevor eine Therapie eingeleitet wird, erfolgt eine gründliche Anamnese, bei der Risikofaktoren erfasst, Dauer und Beginn der Beschwerden geklärt, der Leidensdruck und das partnerschaftliche Verhältnis beurteilt werden. Die urologische Untersuchung wird durch Bestimmung von Laborwerten (Glucose, Blutlipide, Leberenzyme, Testosteron, gegebenenfalls Prolactin, FSH, LH, Schilddrüsenhormone) ergänzt. Eine semi-invasive oder invasive Diagnostik ist nur in seltenen Fällen erforderlich. In Abhängigkeit der zugrunde liegenden Störungen werden unterschiedliche therapeutische Maßnahmen ergriffen:

  • Sexual- und Verhaltenstherapie
  • Medikamentöse orale Therapie
  • Medikamentöse intrakavernöse Therapie
  • Hormonersatztherapie
  • Operative Eingriffe (semirigides oder hydraulisches Penisimplantat)

PDE-Hemmer – Mittel der Wahl

Die wichtigsten Medikamente zur Therapie erektiler Dysfunktionen sind Phosphodiesterasehemmer (PDE-Inhibitoren). Als Struktur-Analoga von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP) verfügen sie alle über denselben Wirkmechanismus: Sie hemmen die PDE vom Typ 5, die vorwiegend in den Gefäßmuskelzellen des Penis lokalisiert ist und dort das muskelrelaxierende cGMP zu inaktivem GMP abbaut. Wird dieser Vorgang verhindert, steigt die Konzentration des cGMP; dadurch weiten sich die Gefäße und steigt der Blutzufluss in den Schwellkörper, was zu einer Erektion führt.

In Deutschland sind drei PDE-Hemmer im Handel: Sildenafil (Viagra®), Vardenafil (Levitra®) und Tadalafil (Cialis®). Sie unterscheiden sich in ihrer Halbwertszeit, in der Zeit zum Wirkungseintritt und marginal in ihren Nebenwirkungen. Tadalafil verfügt mit 17,5 Stunden über eine sehr lange Halbwertszeit ("Weekend-Pille"), der rascheste Wirkungseintritt wird mit Vardenafil erreicht.

Alle PDE-Inhibitoren können Kopfschmerzen, Flush und eine verstopfte Nase hervorrufen. Myalgien wurden lediglich unter Tadalafil, Farbsehstörungen nur unter Sildenafil beobachtet. Kontraindikationen für alle PDE-Hemmer ist die Einnahme von Nitraten oder NO-Donatoren, eine schwere Herzinsuffizienz, ein jüngst aufgetretener Herzinfarkt oder ein kürzlich erlittener Schlaganfall.

PDE-Hemmer als Dauertherapie?

PDE-Inhibitoren werden bei Bedarf eingenommen. Um das Ansprechen der Therapie definitiv beurteilen zu können, muss die Einnahme mindestens achtmal erfolgt sein. Das heißt, ein Nichtansprechen nach ein- oder zweimaliger Gabe hat noch nichts zu sagen. Untersucht wird zur Zeit eine Dauertherapie mit PDE-Hemmern (jeden Abend 50 mg Sildenafil oder zweimal wöchentlich 20 mg Tadalafil). Möglicherweise werden dadurch strukturelle Verbesserungen am Penisschwellkörper erzielt.

Weitere therapeutische Möglichkeiten

Bei Nichtansprechen auf einen PDE-Inhibitor kann eine intrakavernöse Applikation von Prostaglandin E1 (Alprostadil, z. B. Caverjet® oder Viridal®) ausprobiert werden. Es wird mit einer sehr feinen Kanüle direkt in den Schwellkörper injiziert. Zu hohe Dosen können einen schmerzhaften Priapismus hervorrufen. Bei einem nachgewiesenen Testosteronmangel und klinischen Beschwerden kann eine Hormonsubstitution in Form von Depotinjektionen (Testoviron® Depot, Nebido®) oder als Gel (Androtop®, Testogel®) oder Pflaster (Androderm®) erfolgen.

Ferner können Penisimplantate eingesetzt werden. Dank antibiotikabeschichteter Modelle kann die gefürchtete Infektionsrate gering gehalten werden. Qualitativ hochwertige Penisimplantate kosten rund 6000 Euro.

Doping – Aufklärung und Prävention im Breitensport

Im Breitensport werden Anabolika weniger zur Verbesserung sportlicher Leistungen als zur Schaffung bestimmter körperlicher Merkmale eingenommen. Michael Sauer von der Deutschen Sporthochschule in Köln zeigte die Verbreitung von Anabolika unter Jugendlichen auf und stellte Aufklärungs- und Präventionsprogramme vor. Doping wird meist mit Leistungssport assoziiert. Die Einnahme gesundheitsschädlicher Substanzen ist aber auch in anderen Kreisen – vor allem in der Fitness- und Kraftsportszene – weit verbreitet. Einer Umfrage in einem Fitnessclub zu Folge nahmen etwas über 20% der dort trainierenden Männer und etwas unter 10% der Frauen Dopingmittel ein.

Während das Doping im Spitzensport die körperlichen Leistung steigern soll, hat die Einnahme von Dopingmitteln im Breitensport oder in Subkulturen andere Gründe. Analysen aus sozialen Brennpunkten zeigen, dass Jugendliche durch Dopingmittel – insbesondere durch Anabolika – ihr gestörtes Selbstbild korrigieren wollen. Die durch Anabolika hervorgerufenen körperlichen Veränderungen verhelfen ihnen zu einem gewissen Status und zu einer damit verbundenen Machtposition.

Quellen für Anabolika

Anabolika und andere Dopingmittel werden hauptsächlich über den grauen und den schwarzen Markt bezogen. Als Grauzone bezeichnet Sauer den Markt für Nährungsergänzungsmittel, die via Internet, direkt aus Holland oder in Sportstudios bezogen werden. So genannten "Powernahrungen" können nicht deklarierte Anabolika beigefügt sein; Sauer nannte als Beispiel eine "Sportlernahrung", die laut Deklaration Kreatinin und Dextrose, aber zusätzlich anabole Steroide enthielt.

Im Internet und in speziellen Studios werden Informationen über Anabolika-Dopingmittel gehandelt. Man erhält umfassende Informationen über direkte Bezugsquellen, die Qualität der Produkte, ihre Dosierung und die geeigneten Injektionsstellen und Anschriften von Kliniken, die durch Anabolika hervorgerufene Gynäkomastien korrigieren. Der direkte Bezug der Substanzen erfolgt überwiegend aus den USA und der Türkei.

Aufklärung und Prävention

Um eine sinnvolle Aufklärung und Prävention betreiben zu können, müssen Jugend- und Sozialarbeiter sowie Lehrer die potenziellen Anwender von Anabolika unmittelbar in ihrem sozialen Umfeld (Jugendclub, Schule, Sportstudio etc.) und in ihrer Sprache ansprechen. Sie müssen nicht nur einen fundierten Wissensstand aufweisen, sondern auch in der Lage sein, ihr Wissen in die Sprache der Jugendlichen zu transformieren, um überhaupt Gehör zu finden.

Früherkennung des Prostatakarzinoms

  • Digital-rektale Untersuchung – primäre Methode - ungeeignet für das Staging
  • PSA-Wert - bester prädiktiver Test
  • Transrektaler Ultraschall – bestes bildgebendes Verfahren - ungeeignet für das Staging
  • Biopsie – einfach und sicher

Möglicherweise präventiv wirkende Lebensmittel(-inhaltsstoffe)

  • Sojamilch
  • Grüner Tee
  • Tomaten (Lycopen)
  • Vitamine A, B6, C, E, D
  • Selen
  • Fruchtzucker und Obst
  • Getreideprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte
  • Linolensäure
  • Fisch
  • Gemüse

Medikamentöse Therapie der BPH Alphablocker 

  • lassen die glatte Muskulatur des Blasenhalses, der Harnröhre und der Prostata erschlaffen
  • zeigen einen raschen Wirkungseintritt
  • haben dosisabhängige Wirkungen und Nebenwirkungen
  • führen nicht zu einer Prostataverkleinerung
  • haben ein ähnliches Wirkspektrum, d.h. bei adäquater Dosierung wirken alle Alphablocker vergleichbar
  • die häufigsten Nebenwirkungen sind Blutdruckabfall und Schwindel
  • Beispiele: Doxazosin (Diblocin®), Tamsulosin (Alna®), Alluzosin (Urion®), Terazosin(Teranar®)

α-Reductase-Hemmer

  • hemmen die Umwandlung von Testosteron in 5α-Dihydrotestosteron und senken den Dihydrotestosteronspiegel in der Prostata
  • haben einen langsamen Wirkungseintritt
  • verbessern den Harnfluss und die Symptomatik
  • reduzieren das Prostatavolumen
  • halbieren den PSA-Wert
  • Die häufigsten Nebenwirkungen sind Potenzstörungen und Libidoverlust
  • Beispiele: Finasterid (Proscar®), Dutasterid (Avodart®)

Kastraten bekommen keine Glatze

Der Einfluss von Androgenen auf das Wachstum der Haare wurde unter anderem an Kastraten gezeigt, die nur unter Testosteronsubstitution eine Alopezie entwickelten. Die Entdeckung eines erblichen 5a-Reductase-Mangels ergab weitere Hinweise auf die Pathophysiologie einer Glatzenbildung: Männer mit einem 5a-Reductase-Mangel entwickeln keine androgenetische Alozepie, ihre sexuelle und generative Potenz bleibt aber erhalten. Ihr Testosteronspiegel ist normal, ihr Dihydrotestosteronspiegel (DHT) stark erniedrigt. Daraus folgt, dass DHT, welches durch die 5a-Reductase aus Testosteron gebildet wird, mit für die Glatzenbildung verantwortlich ist.

Kaiserliche Alopezie

"Seine Kahlköpfigkeit verdross ihn dermaßen, dass er es als eine persönliche Beleidigung auffasste, wenn dieser Schönheitsfehler einem andern im Scherz oder bei einem Streit vorgehalten wurde. Dennoch schob er in einer von ihm verfassten und einem Freund gewidmeten Schrift über die Haarpflege zu dessen und seiner Tröstung folgende Worte ein: Siehst du nicht, wie ich selber so schön und groß an Gestalt bin? Und doch erwartet dasselbe Schicksal meine Haare, und tapfer trage ich es, dass sie schon in der Jugend alt werden. Wisse, dass es nichts Angenehmeres, aber auch nichts Vergänglicheres gibt als die Schönheit." Aus der Biographie des römischen Historikers Sueton über Kaiser Domitian (51-96)

Erektile Dysfunktion – Fragen und Antworten

 

  • Welcher PDE-Inhibitor ist der beste? – Von pharmakokinetischen Besonderheiten abgesehen, gibt es keine bedeutenden Unterschiede. Die Wahl richtet sich eher nach subjektiven Kriterien und individuellen Wünschen.
  • Welche Rolle spielt Apomorphin? – Eine sehr untergeordnete. Apomorphinpräparate werden aufgrund ihrer unerwünschten Wirkungen (Übelkeit, Synkopen) nur selten eingesetzt.
  • Welche Rolle spielen ältere Präparate wie Yohimbin? – Die Wirkung geht kaum über einen Plazeboeffekt hinaus. Allerdings liegen die Plazeboeffekte bei Potenzstörungen zwischen 20 und 40%.
  • Ist eine nach Anabolikaeinnahme aufgetretene Gynäkomastie reversibel? – Nein, die entstandenen Brüste müssen operativ entfernt werden.
  • Sildenafil bei pulmonaler Hypertonie? – Im Rahmen eines Off-label-use wird Sildenafil erfolgreich bei pulmonaler Hypertonie eingesetzt.
  • Wer ist der geeignete Ansprechpartner für eine psychologische Therapie? – Es sollte ein speziell ausgebildeter Sexualtherapeut sein.
  • Helfen PDE-Hemmer auch nach einer radikalen Prostataresektion? – Nur, wenn schonend operiert wurde, d. h. die Nerven intakt geblieben sind.
  • Wie hoch ist das Inkontinenzrisiko nach einer radikalen Prostata-OP? – Das Risiko hängt im wesentlichen von der Qualität des Operateurs ab. Möglicherweise kann durch die Einnahme von Yentreve® (Duloxetin; nicht zugelassen für diese Indikation; nur im Rahmen eines individuellen Heilversuchs einsetzbar) die Inkontinenz schneller behoben werden.
  • Wie funktioniert SKAT? – SKAT steht für Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie. Alprostadil wird in den Penisschaft injiziert, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße des Penis und somit zu einem verstärktem Bluteinstrom in den Schwellkörper führt. Außerdem werden die Schwellkörperhohlräume erweitert, was den Abstrom von Blut aus dem Penis verhindert. Dadurch kommt es innerhalb von 10 bis 15 Minuten zu einer vollständigen Erektion, die durchschnittlich 60 Minuten anhält. Da die Wirkstoffe direkt in den Penis eingebracht werden, wirkt diese Methode auch, wenn die zum Penis führenden Nervenstränge, z. B. bei einer Operation, durchtrennt wurden.
  • Allgemeine Empfehlungen? – "Brain, muscles and penis: use it or loose it".

Türsteher als Idol

Warum nehmen Jugendliche Anabolika?

  • "Anabol macht eine klasse Figur, Waschbrettbauch"
  • "damit ich aussehe wie ein Türsteher"
  • "gute Figur im Schwimmbad"
  • "damit die anderen Respekt vor mir haben"

Nebenwirkungen von Anabolika

  • Akne
  • Leberschäden
  • Verkleinerung der Hoden
  • Gynäkomastie
  • Abnahme der Spermienzahl
  • Vermännlichung (Behaarung, Stimme)
  • Stopp des Längenwachstums
  • Veränderungen des Lipidmusters
  • Wassereinlagerungen
  • Aggressionszunahme

Internet

www.isg-info.de Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit Internet www.osp-koeln.de www.doping.info.de

Das könnte Sie auch interessieren

Ein Vergleich von Minoxidil, Finasterid und Dutasterid bei androgenetischer Alopezie

Pharmakologisch gegen Haarausfall

Wirksame und weniger wirksame Therapien bei androgenetischer Alopezie

Die Lücke schließen

… und natürlich auch Damen: Diese Themen sollten 2018 nicht an Ihnen vorbeigegangen sein

Sehr geehrte Herren …

Formen des Haarausfalls und Therapiemöglichkeiten

Ein haariges Problem

Wegweiser beim Kampf gegen den Haarausfall

Eine haarige Angelegenheit

Das Post-Finasterid-Syndrom im Spiegel der Wissenschaft

Haarwuchs mit Folgen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.