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PKV setzt auf eigenes Reformkonzept

BERLIN (ks). Die privaten Krankenversicherer sehen sich durch die derzeit diskutierten Reformoptionen Bürgerversicherung und Gesundheitsprämie bedroht. Beide Modelle könnten die PKV an den Rand drängen. Auf seiner Mitgliederversammlung am 15. Juni in Berlin ging der Verband in die Offensive und legte ein eigenes Reformkonzept für das Krankenversicherungssystem vor.

Nicht nur die Einführung einer Bürgerversicherung würde die PKV auf längere Sicht zum Auslaufmodell machen – auch die Gesundheitspauschale der Union würde den Privaten erhebliche Probleme bereiten. Die derzeit in Rede stehende Pauschale von lediglich 109 Euro für jeden Erwachsenen ist ein Angebot, das die PKV in Kalkulationsschwierigkeiten bringen dürfte. Kein Wunder, dass die Privaten einen dritten Weg suchen. Ihr Konzept soll ein Nebeneinander von gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und PKV ermöglichen und einen "zukunftssicheren, generationengerechten und bezahlbaren Versicherungsschutz für alle" gewährleisten.

Ausdünnung des

GKV-Leistungskatalogs

Dem PKV-Konzept zufolge könnten die GKV-Beiträge um ca. 4,8 Prozentpunkte – von heute durchschnittlich 14,2 Prozent auf dann ca. 9,4 Prozent – gesenkt werden. Die GKV würde dann nur noch eine abgespeckte Grundversorgung anbieten und die Versicherten könnten das eingesparte Geld zur eigenverantwortlichen privaten Vorsorge verwenden. Eine Entlastung der GKV in dieser Höhe ist nach Berechnungen des PKV-Verbandes möglich, wenn private Unfälle, Krankengeld, Zahnbehandlung und Zahnersatz sowie Satzungsleistungen aus dem GKV-Leistungskatalog gestrichen und in die Eigenvorsorge überführt werden.

Zudem sollten versicherungsfremde Leistungen vollständig aus dem Leistungskatalog herausgenommen und – wo nötig – steuerfinanziert werden. Weiterhin schlagen die privaten Krankenversicherer einen eigenen steuerfinanzierten Beitrag für Kinder in der GKV und PKV vor. Auch die beitragsfreie Familienmitversicherung soll eingeschränkt werden: Nicht berufstätige, kinderlose und nicht pflegende Ehepartner sollen nach dem PKV-Konzept einen eigenen Beitrag in die GKV zahlen.

Darüber hinaus fordern die Privaten eine Erhöhung der Zuzahlung. Sie verweisen darauf, dass die Selbstbeteiligung in der GKV im internationalen Vergleich niedrig sei. Sie auszuweiten würde eine Ausgaben steuernde Wirkung entfalten, ohne den Kernbestand des medizinisch Notwendigen zu gefährden, so der PKV-Verband.

PKV für mehr Menschen öffnen

Zudem will die PKV mehr Menschen in ihre gänzliche Obhut bekommen. Voraussetzung dafür ist eine deutliche Absenkung der Versicherungspflichtgrenze. Die PKV werde im Gegenzug allen freiwillig in der GKV-Versicherten die Wahl zwischen GKV und PKV lassen. Sie sollen bis zum 55. Lebensjahr in einen Basisschutz der PKV wechseln können – ohne Risikozuschlag und mit Annahmegarantie. Freiwillig GKV-Versicherte über 55 Jahre erhalten – begrenzt auf einen Zeitraum von zwölf Monaten – die gleiche Wechselmöglichkeit.

Auch innerhalb der PKV soll es zu mehr Wettbewerb kommen: Im Rahmen des Basisschutzes sollen alle neu PKV-Versicherten ihren Versicherer nachteilsfrei wechseln können. "Um die sehr gute gesundheitliche Breitenversorgung in Deutschland zu sichern, brauchen wir keine Zerschlagung des bisherigen Systems, sondern eine Optimierung der Koexistenz von PKV und GKV", lautet das Fazit von PKV-Verbandschef Reinhold Schulte. Bürgerversicherung und Pauschalprämie seien "bürokratische Monster mit großem Staatseinfluss" und lösten kein einziges strukturelles Problem in der GKV.

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