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ABDA fordert zügige Finanzreform: Apotheker soll mehr Verantwortung für die Wi
Die Zeiten, da es für einen Apotheker reichte, eine Apotheke zu haben, sind vorbei, betonte Wolf. In Zeiten klammer Kassen im Gesundheitswesen wird alles hinterfragt - auch der Nutzen von Apotheken. Wer behauptet, dass es ohne sie nicht geht, ist im Rechtfertigungszwang. Für die ABDA liegt dieser Nutzen auf der Hand: Die individuelle Patientenversorgung von Angesicht zu Angesicht ist durch kein Call-Center zu ersetzen. Als ökonomisch versierte Heilberufler leisten die Pharmazeuten einen großen Beitrag im Gesundheitswesen - und es ist noch mehr möglich. Auch wenn die vergangene Gesetzgebung immer wieder bei den Arzneimitteln ansetzte und damit auch die Apotheker traf, gibt man sich bei der ABDA versöhnlich und gesprächsbereit.
Selbst für das neue Verbot von Naturalrabatten für Apotheken kann Wolf Verständnis aufbringen. Mit dieser Regelung im AVWG sei der Gesetzgeber einen weiteren Schritt dahin gegangen, "Apotheker im Preiswettbewerb neutral zu stellen". Dieses Ziel verfolgte auch schon die mit dem GMG eingeführte Abkopplung der Apothekervergütung vom Arzneimittelpreis. "Das ist Teil des Wettbewerbskonzepts der Bundesregierung", erläuterte Wolf. Der Apotheker soll preisneutraler Berater sein - und auch die ABDA will sich hierfür einsetzen. Selbst wenn es nicht ganz leicht ist, ihrer Basis dieses Konzept nahe zu bringen: "Die Basis lebt nicht von strategischer Zukunft, sondern von real existierendem Geld", so Wolf. Dennoch gibt sich der ABDA-Präsident zuversichtlich, die Apothekerschaft von diesem Weg überzeugen zu können.
Apotheken als Problemlöser
Wolf betonte weiterhin, dass Apotheken auch für die Krankenkassen ein interessanter Vertragspartner geworden sind. Im Wettbewerb der Kassen untereinander erkennen sie zunehmend das Potenzial der Arzneimittelfachleute. Sie bieten nicht nur eine persönliche Betreuung der Patienten und sind ein Garant für Qualität. Sie bieten auch Kundenbindungsinstrumente für die Kassen und sind wichtige Partner, wenn es darum geht, Versicherte für Disease-Management-Programme und die Integrierte Versorgung zu rekrutieren.
In der Zukunft sieht die ABDA den Apotheker noch stärker als Problemlöser im Gesundheitswesen. Als Beispiel nannte Wolf das Angebot der Apotheker, sich mit den Ärzten die Verantwortung für eine wirtschaftliche Arzneimittelversorgung im generischen Bereich zu teilen. Danach soll der Arzt nur noch für die Indikation, die Dosierung und die Menge haften, der Apotheker für die Verfügbarkeit und den Preis. Die Ärzte müssten dann keinen Malus mehr fürchten. Über dieses Modell des Generikamanagements sei man bereits mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung im Gespräch.
Forderungen an eine Finanzreform
ABDA-Hauptgeschäftsführer Seitz richtete den Fokus auf die anstehende Finanzreform. Ausgangspunkt aller Überlegungen müsse die Feststellung sein, dass das Hauptproblem der GKV ihre Unterfinanzierung ist. Die aktuelle Finanzbasis sichere für die Zukunft keine adäquate medizinische Versorgung, wie sie heute versprochen werde. Grund für die bröckelnde Finanzbasis sei die Erosion der Einnahmen aus sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung. Obwohl dies offensichtlich sei, setze der Staat immer wieder auf Kostendämpfung - insbesondere im Bereich der Arzneimittel und der Leistungserbringer.
Für die ABDA ist dieses Vorgehen unverständlich. Auch im letzten Jahr sei die Entwicklung der Arzneimittelausgaben nicht "grob unvernünftig" gewesen, wenn man als Vergleichsjahr 2002 heranziehe - das letzte "normale" Jahr vor dem GMG. Seitz machte deutlich, dass die Apothekenvergütung lediglich die Hälfte der GKV-Verwaltungsausgaben ausmache. 2007 werde der Staat über die Mehrwertsteuer ebenso viel an Arzneimitteln verdienen wie die Apotheker.
Finanzierung nicht nur über Lohnnebenkosten
Als Forderungen an eine GKV-Finanzreform nannte Seitz den Krankenversicherungsschutz für alle und den Erhalt des PKV-Systems, um eine vernünftigen Wettbewerb zwischen den Kassen zu gewährleisten. Dabei sei eine "gewisse Wahlfreiheit" zwischen gesetzlichen und privaten Kassen wünschenswert, ergänzte Wolf. Um die Finanzbasis dauerhaft zu stärken fordert die ABDA, die Finanzierung nicht mehr ausschließlich von sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung abhängig zu machen, sondern eine zweite Säule zu erschließen. Wie diese konkret aussehen könnte, lässt die ABDA jedoch offen.
Ein klares Ja oder Nein etwa zum Fonds-Modell Volker Kauders spart man aus. Eine deutliche Meinung besteht allerdings zur Mehrwertsteuer auf Arzneimittel: Diese müsse auf sieben Prozent reduziert werden. Dies würde die GKV um 1,8 Mrd. Euro entlasten und könne die Beitragssätze um 0,17 Prozentpunkte senken. Würde man hingegen im kommenden Jahr die Mehrwertsteuer auf Medikamente auf 19 Prozent erhöhen, so bedeute dies für die gesetzlichen Kassen Mehrausgaben von 602 Mio. Euro und ein Plus von 0,06 bei den Beitragspunkten.
Darüber hinaus spricht sich die ABDA dafür aus, die Finanzierung aus der Tabaksteuer beizubehalten und versicherungsfremde Leistungen - auch die Krankenversicherung der Kinder - schrittweise in die Steuerfinanzierung zu überführen. Ebenso müsse das beitragsfreie Mitversicherungsprinzip fallen. Seitz betonte: "Wir müssen aufhören, das Gesundheitswesen nur als Kostenfaktor zu betrachten". Man dürfe nicht übersehen, dass es ein bedeutender Standortfaktor und eine Wachstumsbranche mit über vier Millionen Arbeitsplätzen sei.
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