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- AZ 27/2006
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Kommentar
Des Geniestreichs zweiter Teil
Der Tag der Apotheke ist schmerzlassnachvorbei - wenn ich in die Rolle eines Kunden schlüpfe und mich frage, ob ich davon auch nur irgendetwas gemerkt habe (Zeitungsartikel, Apothekenaktion), dann fällt das Fazit ernüchternd aus: nein. Für die Medien wardas Thema kein Thema. Und was ich über das Plakat und die Materialien aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit denke, habe ich in DAZ 20 anklingen lassen ("Tag der was?"). Es ging sichtlich sehr vielen Apothekerinnen und Apotheker wie mir: Plakat und Materialien waren nicht verwendbar (manche Apothekervereine hatten bereits eigene Poster entworfen und vertrieben).
Jetzt kommt aus unserer "Kreativabteilung" in Berlin der zweite Geniestreich: die Aktion "Medikamentenzuzahlung" zum 1. Juli mit Plakat, Flyern und Broschüren. Zwar wird beispielsweise in einer Pressemitteilung und im Flyer, der an Kunden weitergegeben werden soll, darauf hingewiesen, dass sich die Kunden und Patienten in der Apotheke informieren können, welche Arzneimittel von der Zuzahlung befreit sind. Doch ebenso deutlich wird auch herausgestellt, dass sich Patienten und Ärzte "auch im Internet umfassend informieren" können. Unter aponet.de könne man erfahren, welche Medikamente von der Zuzahlung befreit sind. Auch der Krankenkassen-Link g-k-v.com wird dem Patienten zur Information angedient. Toll! Danke, liebe Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, dass du unsere Kunden so aktiv weg von der Apotheke ins Internet schickst. Denn dann können die dort auch gleich weitersurfen, und bei DocMorris und Europa-Apotheek verbilligte Arzneimittel suchen und ihre Zuzahlung bei allen Arzneimitteln sparen.
Wozu noch in die Apotheke gehen? Infos gibt’s im Internet und nicht in der Apotheke! Super-Botschaft, die der Flyer dem Kunden vermittelt. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe hat daraus bereits seine Konsequenzen gezogen: "Wir empfehlen Ihnen, diesen Flyer in Ihrer Apotheke nicht abzugeben." Ich kann mich dieser Empfehlung nur anschließen. Die Apotheke sollte den Patienten in Sachen Arzneimittelfragen nicht ans Internet gewöhnen - das tun die Krankenkassen und einschlägige Medien schon zur Genüge. Im Mittelpunkt sollten doch der Gang in die Apotheke und der Rat aus der Apotheke stehen.
Eine präzisere und wesentlich apothekenfreundlichere Presseinformation verschickte der Hessische Apothekerverband. Er macht die Medien deutlich darauf aufmerksam, dass die Apotheker ab dem 1. Juli ihre Kunden informieren können. Außerdem erläutert er den Journalisten, dass der Apotheker seine Vergütung unabhängig vom Preis des Arzneimittels erhält und daher seine Patienten immer zu deren Vorteil berät. Da könnte Berlin 'von lernen.
Peter Ditzel
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