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- DAZ 32/2006
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Arzneimittel und Therapie
Mammakarzinom: Effektive Prävention mit Tamoxifen und Raloxifen
Zur Prävention von Brustkrebs bei Risikopatientinnen werden selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren (SERMs) eingesetzt. Für das ältere Tamoxifen, das auch in der Therapie des hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms angewandt wird, liegen mehrere Studien vor, in denen eine deutliche Abnahme des relativen Brustkrebsrisikos gezeigt wurde, und auch das jüngere Raloxifen, das bislang hauptsächlich in der Osteoporosetherapie eingesetzt wird, verfügt über ein Potenzial zur Vorbeugung von Brustkrebs. In zwei Studien wurden diese beiden Wirkstoffe direkt miteinander verglichen. Die eine Studie befasste sich mit der präventiven Potenz bei Brustkrebs und den Nebenwirkungen dieser Substanzen, die zweite mit der Lebensqualität der Probandinnen unter diesen Therapien.
Präventionsstudie Die prospektive, multizentrische, randomisierte und doppelblinde NSABP-Studie (NSABP = National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project) wurde im Juli 1999 begonnen. An ihr nahmen 19.747 postmenopausale Frauen im Durchschnittsalter von 58,5 Jahren mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko (das fünfjährige Risiko lag zwischen 3 bis 4%) teil. Sie wurden zwei Gruppen zugeteilt und erhielten während fünf Jahren entweder täglich 20 mg Tamoxifen oder 60 mg Raloxifen. Der primäre Studienendpunkt war das Auftreten invasiver Mammakarzinome. Sekundäre Studienendpunkte waren unter anderem nicht-invasive Mammakarzinome, Uterustumoren, Knochenfrakturen und thromboembolische Ereignisse sowie weitere Nebenwirkungen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug knapp vier Jahre.
Unterschiedliches Nebenwirkungsprofil Beim primären Studienendpunkt gab es keine signifikanten Unterschiede: Unter Tamoxifen waren 163 invasive Mammakarzinome, unter Raloxifen 168 aufgetreten. Dies entspricht einer Inzidenz von 4,3 auf 1000 für Tamoxifen vs. 4,41 auf 1000 für Raloxifen. Bei den sekundären Studienendpunkten wurden einige Unterschiede festgestellt:
- Unter Tamoxifen traten seltener nicht-invasive Tumoren wie duktale oder lobuläre in-situ-Karzinome auf als unter Raloxifen (57 vs. 80).
- Die Rate der Thromboembolien war unter Raloxifen signifikant geringer als unter Tamoxifen (100 Fälle vs. 141 Fälle), was einer 30%igen Reduktion entspricht.
- Unter Raloxifen wurden tendenziell weniger Uterustumore registriert als unter Tamoxifen (23 Fälle vs. 36 Fälle, kein statistisch signifikanter Unterschied).
- Unter Raloxifen waren signifikant weniger Katarakte aufgetreten als unter Tamoxifen (394 Fälle vs. 313 Fälle).
- Die Häufigkeit von Herzkrankheiten, Schlaganfällen, Frakturen oder Todesfällen waren in beiden Gruppen vergleichbar.
Keine Unterschiede bei der Lebensqualität Eine weitere Studie befasste sich mit der Lebensqualität der Frauen, die Tamoxifen oder Raloxifen zur Chemoprävention eingenommen hatten. Dazu beurteilten die Teilnehmerinnen der Präventionsstudie in regelmäßigen Abständen physische, emotionale, gesundheitliche und soziale Aspekte der Therapie. In einer Subgruppe wurde der Einfluss der Therapie auf das Sexualverhalten untersucht. Weder unter Raloxifen noch unter Tamoxifen wurde die Lebensqualität der Patientinnen nennenswert beeinträchtigt. Die meisten Nebenwirkungen waren mild und unterschieden sich in ihrer Gesamtheit nicht. Bei einzelnen Aspekten waren Unterschiede festzustellen: Unter der Tamoxifentherapie traten häufiger Hitzewallungen, Vaginalblutungen, verminderte Blasenkontrolle und Wadenkrämpfe auf. Unter Raloxifen wurden häufiger Gelenkbeschwerden, Kohabitationsbeschwerden und Gewichtszunahme registriert.
Raloxifen oder Tamoxifen? Die beiden SERMs Raloxifen und Tamoxifen senken gleich effektiv ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bei postmenopausalen Frauen. Beide Wirkstoffe sind gut verträglich und beeinträchtigen die Lebensqualität nicht nennenswert. Welcher Substanz ist nun der Vorzug zu geben? Ein Kommentator rät, sich an den Nebenwirkungen, dem Risikoprofil und den individuellen Wünschen der Patientin zu orientieren. Möglichweise wird Raloxifen (nach seiner Zulassung für diese Indikation) häufiger verordnet werden, da mit dieser Substanz keine direkte Assoziation zu einer Krebserkrankung verbunden ist.
Bei Risikopatientinnen senken Tamoxifen und Raloxifen in gleichem Umfang das Brustkrebsrisiko. Da die beiden Wirkstoffe ein unterschiedliches Nebenwirkungsprofil aufweisen, sollten bei der Therapiewahl das Risikoprofil und individuelle Patientenwünsche berücksichtigt werden.
SERMs (selektive Estrogenrezeptor-Modulatoren) zeigen eine hohe Affinität zu Estrogen-alpha und Estrogen-beta-Rezeptoren und verhalten sich im Gewebe entweder als Estrogenagonisten oder als Estrogenant–agonisten. Der bekannteste SERM ist Tamoxifen, das teils estrogene, teils antiestrogene Wirkungen ausübt. Bei Raloxifen, einem SERM der zweiten Generation, werden in Uterus und Brustgewebe ausschließlich estrogenantagonistische Effekte beobachtet.
- nicht-invasives Karzinom oder Carcinoma in situ: Der Tumor ist lokal begrenzt, und die Krebszellen haben die Basalmembran noch nicht durchbrochen; der Tumor kann also noch nicht streuen. Nicht-invasive Karzinome können als Präkanzerosen eingestuft werden.
- lobuläres Karzinom: Der Tumor entsteht aus den Drüsenläppchen und breitet sich kontinuierlich im Drüsengewebe aus.
- duktales Karzinom: Der Tumor wächst in den Milchgängen der Brust. Diese Form des Mammakarzinoms tritt am häufigsten auf.
Auf den Seiten des National Surgical Adjuvant Breast and Bowel Project besteht unter www.breastcancerprevention.com die Möglichkeit, nach der Beantwortung einiger Fragen zu Alter, Familienanamnese und vorliegenden Erkrankungen das individuelle Brustkrebsrisiko ermitteln zu lassen.
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