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- DAZ 32/2006
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Selbstmedikation
Pro: Vorteile der leichteren Verfügbarkeit überwiegen
Triptane wirken unter anderem über eine Konstriktion von während der Migräneattacke erweiterten Arterien des Gehirns und der Dura. Daher sind sie bei schwerwiegenden vaskulären Erkrankungen wie bei Angina pectoris, Zustand nach Herzinfarkt, Zustand nach Schlaganfall sowie gehäuften vaskulären Risikofaktoren kontraindiziert.
Komplikationen bei –subkutanem Sumatriptan In der Frühphase nach der Einführung wurden auch tatsächlich schwerwiegende vaskuläre Komplikationen wie Herzinfarkte, Schlaganfälle und vaskuläre Todesfälle beobachtet, wobei der Löwenanteil dieser schwerwiegenden Ereignisse nach der subkutanen Injektion von Sumatriptan beobachtet wurde und überwiegend bei Patienten, bei denen Kontraindikationen bestanden. Nachdem die behandelnden Ärzte offenbar mit dem Nebenwirkungsprofil und den Kontraindikationen besser vertraut waren, nahmen Meldungen über schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei der Applikation von Triptanen dramatisch ab.
Naratriptan war eines der ersten Triptane, das auf den Markt kam. In einer Dosis von 2,5 mg ist es gut wirksam und hat ein Nebenwirkungsprofil, das sich von Placebo nicht unterscheidet. Die niedrige Dosis war bei der Markteinführung mit Absicht gewählt worden, um die Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Seit der Markt–einführung vor 14 Jahren gibt es nur ganz wenige Meldungen über schwerwiegende vaskuläre Ereignisse, bei denen ein kausaler Zusammenhang vermutet werden kann. In den meisten Fällen war das Zeitintervall zwischen Einnahme des Medikamentes und dem vaskulären Ereignis so lang, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Einnahme von Naratriptan und vaskulärem Ereignis auszuschließen war.
Zugang erleichtern! In Deutschland gibt es ein spezifisches Problem für Patienten, Zugang zu Triptanen zu erreichen. Die Verschreibungszahlen zeigen, dass etwa ein Drittel aller Ärzte Triptane generell nicht verschreibt. Andererseits haben Patienten, die lange Erfahrung mit Triptanen haben, das Problem, dass sie jedes Mal einen Arzt aufsuchen müssen und ein Rezept holen müssen, wenn sie die ihnen bekannte und gut verträgliche Therapie fortsetzen wollen. Dies alles sind Gründe, warum die Firma GlaxoSmithKline beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) beantragt hat, Nara–triptan aus der Verschreibungspflicht zu entlassen und als OTC-Anwendung zuzulassen.
Vor- und Nachteile
- Patienten, die bereits wissen, dass sie ihre Migräneattacken erfolgreich mit Naratriptan behandeln können, haben jetzt Zugang zu dieser Therapie, ohne dass sie ein Rezept benötigen.
- Patienten, die bisher keine Erfahrung mit Triptanen haben, können auf diese Weise Erfahrungen sammeln. Triptane wirken nicht beim Spannungskopfschmerz, so dass nicht zu befürchten ist, dass das Medikament falsch eingenommen wird.
- Die Packungsgröße ist auf zwei Tabletten limitiert, um das Risiko eines medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerzes zu minimieren. Das Risiko kann nicht ausgeschlossen werden, besteht aber bei verschreibungspflichtigen Triptanen dessen ungeachtet genauso.
- Obwohl es keine entsprechende Auflage des BfArM gibt, hat sich die Firma Glaxo–SmithKline entschieden, einen Fragebogen zu entwerfen, der bei der ersten Beratung eines Patienten durch den Apotheker ausgefüllt werden sollte, um mögliche Ausschlusskriterien für eine Behandlung mit Triptanen zu identifizieren. Dieser Fragebogen wurde in mehreren prospektiven Studien validiert.
- Der Preis des rezeptfreien Naratriptans ist so hoch, dass keine unmittelbare Konkurrenz zu rezeptfreien Analgetika besteht. Daher werden nur Patienten diese Substanz nachfragen, bei denen An–algetika nicht ausreichend wirksam sind.
Zusammengefasst überwiegen meiner Meinung nach die Vorteile einer rezeptfreien Verfügbarkeit von Naratriptan gegenüber den möglichen Risiken und Nachteilen.
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