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Arzneimittel und Therapie
HPV-Impfstoff gegen Zervixkarzinom: Hinweis auf Kreuzprotektion
Beide Virustypen sind hinsichtlich ihrer genetischen Struktur mit humanen Papillomviren Typ 16 und 18 eng verwandt. Das bei der Impfung injizierte Kapsidprotein L1, das virus-ähnliche Partikel bildet, die für das Immunsystem nicht vom üblichen Virus zu unterscheiden sind, induzierte in Laboruntersuchungen die Bildung von Antikörpern, die mit den humanen Papillomavirus-Typen 31 und 45 kreuzreagierten. Sie zeigten sogar das Potenzial, diese zu neutralisieren, bevor es zu einer Zellinfektion kam, ein Phänomen, das auch als Kreuzneutralisation bezeichnet wird. Damit steht zu vermuten, dass die HPV-Impfung auch eine Infektion mit HP-Virustypen verhindern kann, gegen die der Impfstoff nicht direkt gerichtet ist. Die Schutzwirkung könnte somit größer sein als bisher bekannt. Denn HPV 31 und HPV 45 sind den bisherigen Erkenntnissen zufolge für rund 8 bis 9% der Fälle an Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Klinische Studien sollen nun zeigen, ob sich die Kreuz–neutralisation tatsächlich auch in einer Kreuzprotektion niederschlägt und somit durch die Impfung noch weit mehr Zervixkarzinome zu verhindern sind, als bislang angenommen.
Zurzeit gehen die Wissenschaftler davon aus, dass etwa drei Viertel der Fälle an Gebärmutterhalskrebs durch eine konsequente Impfung zu vermeiden wären. Was dies konkret bedeutet, machen Zahlen deutlich: In Deutschland wird etwa 6000 Mal pro Jahr ein Zervixkarzinom diagnostiziert, dieses ist damit die zweithäufigste krebsbedingte Todes–ursache der Frau. Betroffen sind in erster Linie Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren. Jährlich versterben rund 3000 von ihnen in Deutschland am Gebärmutterhalskrebs – das sind etwa acht Todesfälle hierzulande pro Tag.
Gebrauchsfertiger Impfstoff in Fertigspritze Gardasil® ist ein Impfstoff zur Prävention von hochgradigen Dysplasien der Zervix, Zervixkarzinomen, hochgradigen dysplastischen Läsionen der Vulva sowie von äußeren Genitalwarzen (Condylomata acuminata), die durch die Typen 6, 11, 16 und 18 des humanen Papillomvirus verursacht werden. Er zeigt eine außerordentlich hohe Wirksamkeit: Der Impfstoff bietet einen 100%-igen Schutz vor einer Primärinfektion mit humanen Papillomavirus-Typen 6, 11, 16 und 18. Geimpft wird mit dem Kapsidprotein L1 in Form virusähnlicher Partikel. Der Impfstoff wird in Hefezellen produziert. Er steht als Injektionssuspension in einer Fertigspritze gebrauchsfertig zur Verfügung; es ist keine Verdünnung oder Rekonstitution erforderlich. Er kann vor dem Schütteln als klare Flüssigkeit mit weißem Niederschlag vorliegen, nach gründlichem Schütteln ist es eine weiße, trübe Flüssigkeit. Der Impfstoff ist intramuskulär zu verabreichen, vorzugsweise im Bereich des Musculus deltoideus am Oberarm oder im oberen anterolateralen Bereich des Oberschenkels. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Einzeldosen zu je 0,5 ml, die nach dem Schema 0, 2, 6 Monate verabreicht werden. Sollte ein hiervon abweichendes Impfschema erforderlich sein, ist die zweite Dosis frühestens einen Monat nach der ersten und die dritte frühestens drei Monate nach der zweiten Dosis zu verabreichen. Alle drei Dosen sind innerhalb von zwölf Monaten zu verabreichen. Ob eine Auffrischimpfung erforderlich ist, ist derzeit noch nicht bekannt.
Christine Vetter, freie Medizinjounalistin
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