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Aus der Hochschule
Universität Tübingen: Tag der Pharmazie mit Promotionsfeier
In Tübingen bilden sechs Professoren der Pharmazie derzeit ca. 414 Studenten, 20 Diplomanden und 84 Doktoranden aus. Vor diesem Hintergrund sieht Laufer berechtigte Hoffnung, dass das Tübinger Institut auch in Zukunft nachhaltig zur wissenschaftlichen Entwicklung der Pharmazie in Deutschland beitragen wird. Er dankte Prof. Dr. Jochen Schultz, der mit dem Ende des Sommersemesters in den Ruhestand getreten ist, für seine Verdienste.
Merckle-Promotionspreis Pharmazie Der Rektor der Universität Tübingen Prof. Dr. Engler hob die besonderen Verdienste des Pharmazeutischen Instituts in Forschung und Lehre hervor und dankte der Firma Merckle für die Auslobung des Merckle-Promotionspreises Pharmazie und für die Mitwirkung bei der Ausrichtung des "Tages der Pharmazie". Enge Kooperationen mit der Industrie, vor allem mit der forschenden Industrie, gehören zu den erklärten Zielen der Universität Tübingen.
Dr. Philipp Merckle, Vorsitzender der Geschäftsführung von Ratiopharm und ehemaliger Student und Doktorand des Pharmazeutischen Institutes in Tübingen, begrüßte dieses Kooperations–interesse der Universität und hob die besondere Rolle der Pharmazie in Tübingen für die Rekrutierung von qualifizierten Pharmazeuten für sein Unternehmen her–vor. Er verwies auf die hervorragende Zusammenarbeit in der Entwicklung neuer antiinflammatorischer Wirkstoffe, die mit der Abteilung Pharmazeutische Chemie (Prof. Laufer) besteht.
Als Höhepunkt seiner Rede überreichte Merckle den diesjährigen Merckle-Promotionspreis an Frau Dr. Tina Sartorius, die in der Abteilung Pharmakologie und Toxikologie des Pharmazeutischen Instituts unter der Ägide von Prof. Dr. Peter Ruth mit einer Dissertation über "Radio–telemetrische EEG-Analyse von Mäusen mit Deletion des Ca2+-abhängigen K+-Kanals vom BK-Typ" promoviert wurde.
Grundlagenforschung für Therapie der Epilepsie Sartorius stellte ihre Ergebnisse dem Publikum vor. Während schon für viele verschiedene K+-Kanäle gezeigt wurde, dass deren Funktionsverlust zu erhöhter neuronaler Erregbarkeit und Krampfanfällen der Labormäuse führt, fand Sartorius beim BK-Kanal erstmals eine Ausnahme von der Regel: Der BK-Kanal ist der einzige bekannte K+-Kanal, dessen Ausschaltung nicht zu Krämpfen führt, sondern im Gegenteil die neuronale Leistung in allen EEG-Frequenzbereichen um circa 50% reduziert, was einen gewissen Schutz vor über–mäßiger Entladungsaktivität darstellt. Sartorius schlussfolgerte, dass neuronale BK-Kanäle die Inaktivität spannungsabhängiger Na+- und Ca2+-Kanäle nach ei–nem neuronalen Aktionspotenzial aufheben, indem sie sie in eine Konformation überführen, aus der heraus sie beim nächsten Aktionspotenzial wieder aktiviert werden können. Die BK-Kanäle vermitteln die Konformationsänderung der spannungsabhängigen Na+- und Ca2+-Kanäle durch den K+-Ausstrom, der eine Phase der Hyperpolarisation der Neuronenmembran im Anschluss an ein neurona–les Aktions–potenzial ermöglicht. Die Deletion des BK-Kanals in der Maus führt dazu, dass ein Teil der Na+- und Ca2+-Kanäle im inaktiven Zustand verbleibt. Eine vermehrte Zahl von Ionenkanälen im inaktiven Zustand bedeutet weniger neuronale Entladun–gen. Dieser Mechanismus könnte für die Entwicklung neuer Konzepte zur Behandlung der Epi–lepsie bedeutsam sein.
20 Promotionen Im Anschluss präsentierten stellvertretend für die 20 Doktoranden des zurückliegenden Jahrgangs 2005/06 Frau Dr. Freitag (Pharm. Biologie), Herr Dr. Domeyer (Pharm. Chemie) sowie die Herren Dr. Endale und Dr. Grützmann (Pharm. Technologie) die Ergebnisse ihrer Forschungen. Erfreulich ist, dass eine stetig wachsende Zahl von qualifizierten Studienabgängern der Pharmazie sich für eine anschließende Promotion entscheidet und sich der Herausforderung stellt, ein wissenschaftliches Thema in einem pharmazeutischen Schwerpunktgebiet umfassend und weitgehend eigenständig zu bearbeiten.
Alter als Problem Einen Höhepunkt auf dem Tag der Pharmazie bildete der Vortrag "Demographischer Wandel und Medizin der Zukunft" von Prof. Dr. Dichgans, dem emeritierten Direktor der Neurologischen Klinik und Gründer des Hertie-Instituts für Klinische Hirnforschung. In dem sehr nachdenklich stimmenden Vortrag ging er auf die große Problematik der adäquaten medizinischen Behandlung der ständig wachsenden Zahl älterer, multimorbider Patienten ein.
Diese Problematik verschärft sich vor dem Hintergrund der begrenzten Ressourcen des öffentlichen Gesundheitssystems.
Nach dem Mittagsbüffet hielten PD Dr. Martina Düfer aus der Pharmakologie und Toxikologie des Pharmazeutischen Instituts und PD Dr. Karl Wagner, Pharmazeutische Technologie, ihre Antrittsvorlesungen.
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