Arzneimittel und Therapie

Gemeinsam gegen Aids: Verantwortung übernehmen für sich selbst und andere

"Stop AIDS. Keep the Promise!" Ų das internationale Motto der diesjährigen Welt-Aids-Kampagne und des Welt-Aids-Tags am 1. Dezember erinnert Politiker in aller Welt an ihr auf der Sondersitzung der Vereinten Nationen vom Juni 2001 gegebenes Versprechen, sich stärker im Kampf gegen die weltweite HIV-/Aids-Epidemie zu engagieren. Das deutsche Motto ergänzt: Nicht nur die Politik, sondern jeder Einzelne trägt Verantwortung für sich selbst und andere.

Im Kampf gegen die HIV-Ausbreitung und für das Leben und die Gesundheit der Menschen, die davon besonders bedroht und betroffen sind, kann aber nur zusammen etwas erreicht werden. Auch in diesem Jahr machen deshalb die drei großen Aids-Organisationen in Deutschland gemeinsam auf das Thema HIV und Aids aufmerksam. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) haben dazu prominente Botschafter gewonnen, die selbst ein Beispiel für das Motto geben: Sie nehmen ihre Verantwortung als Vorbilder und Meinungsmacher wahr, zeigen Initiative und engagieren sich mit vielen anderen für den Kampf gegen Aids und für Betroffene.

Männer und Frauen betroffen Rund die Hälfte der weltweit über 40 Millionen Menschen mit HIV und Aids sind Frauen. Für Frauen ist Sex ohne Kondom mit einem infizierten Mann statistisch gesehen etwa doppelt so gefährlich wie für Männer, die ungeschützten Sex mit einer HIV-infizierten Frau haben. Mindestens ebenso wichtig ist: Viele Frauen, die sich beim Sex vor einer HIV-Infektion schützen wollen, sind auf die Unterstützung der Männer angewiesen, denn der effektivste Schutz ist ein richtig angewendetes Kondom. Sehr viele Mädchen und Frauen können aber nicht selbst bestimmen, ob und wie beim Sex Maßnahmen zum Schutz vor HIV, anderen sexuell übertragbaren Krankheiten und unerwünschter Schwangerschaft ergriffen werden. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie rechtlich, wirtschaftlich oder gefühlsmäßig von Männern abhängig sind. Wichtig ist daher auch, Männer darin zu unterstützen, ihre Verantwortung für sich selbst, ihre Partner/innen und ihre Familien wahrzunehmen.

Ungerechte Verteilung der Arzneimittel Heute leben mehr als 40 Millionen Menschen mit HIV und Aids – 95% davon in Entwicklungsländern. Aber nur ein kleiner Bruchteil von ihnen bekommt – anders als in den Industrieländern – wirksame Medikamente gegen HIV. Hier sind Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam in der Pflicht – mehr als 8000 Aids-Tote pro Tag sind eine Mahnung an uns alle. Aids bringt Leid über Millionen Familien, zerstört ganze Gesellschaften, macht mühsam erreichte Entwicklungsfortschritte zunichte. Nach Angaben der WHO brauchen etwa sechs Millionen Menschen in den armen Ländern sofort HIV-Medikamente, aber nur ca. 700.000 bekommen sie.

Jung und Alt, Infizierte und Nichtinfizierte Nach Jahren, in denen die Zahl der neu festgestellten HIV-Infektionen in Deutschland auf niedrigem Niveau etwa stabil blieb, ist in letzter Zeit ein leichter Anstieg bei Männern festzustellen, die Sex mit Männern haben – nach wie vor die am stärksten betroffene Gruppe. Bis zum 1. September 2006 wurden dem Robert Koch-Institut für das erste Halbjahr 2006 insgesamt 1197 neu diagnostizierte HIV-Infektionen gemeldet. Damit bleibt die Zahl der HIV-Neudiagnosen im ersten Halbjahr 2006 auf dem hohen Niveau der beiden vorangegangenen Halbjahre 2005 (jeweils 1254 bzw. 1232 HIV-Neudiagnosen) und liegt aktuell ca. 50% höher als in den Jahren 1999 bis 2001, in denen der bisherige Tiefpunkt der Inzidenz erreicht worden war.

Dafür gibt es viele Gründe: Allgemein wird Aids bei uns heute nicht mehr als unmittelbar tödliche Gefahr wahrgenommen, sondern als behandelbare Krankheit, und manche halten sie fälschlicherweise sogar für heilbar. Dazu hat neben der Werbung für HIV-Medikamente sicher auch beigetragen, dass die Krankheit aufgrund der Therapiemöglichkeiten nicht mehr auf Anhieb zu erkennen ist und Jüngere den mit Aids verbundenen Schrecken oft nur vom Hörensagen kennen.

Zunehmend Infektion durch heterosexuelle Kontakte Angaben zum Infektionsweg lagen für 86% der im ersten Halbjahr 2006 neu diagnostizierten HIV-Infektionen vor. Darunter stellen die Männer, die Sex mit Männern haben (MSM) mit 62% die größte und in den letzten Jahren anteilsmäßig wie auch in absoluten Zahlen am kontinuierlichsten anwachsende Gruppe. Erstmals seit 2001 stellen im ersten Halbjahr 2006 Personen, die ihre HIV-Infektion durch heterosexuelle Kontakte erworben haben und nicht aus Hochprävalenzländern stammen, mit 17% die zweitgrößte Betroffenengruppe dar und verdrängen damit Personen, die aus Ländern mit einer hohen HIV-Prävalenz in der allgemeinen Bevölkerung stammen, mit 13% auf den dritten Platz bei den HIV-Erstdiagnosen. Die Gruppe der Personen, die eine HIV-Infektion über i.v. Drogengebrauch erworben haben, stand mit 7% unverändert an vierter Stelle. Im ersten Halbjahr 2006 wurden sieben HIV-Infektionen bei Kindern und Neugeborenen HIV-infizierter Mütter diagnostiziert (1%).

Stand der Therapie Nach wie vor gibt es kein Heilmittel gegen HIV. Die modernen Kombinationstherapien können dem Virus einiges entgegensetzen – HIV aus dem Körper entfernen, also heilen, können sie aber nicht. Wie alle Viren benötigt auch HIV Wirtszellen, um sich zu vermehren, dazu gehören zum Beispiel die CD4-Helferzellen des Immunsystems. Das Virus dockt zunächst an die Zellen an und dringt in sie ein, um dann seine eigenen Erbinformationen in die Zellen einzuschleusen, so dass diese neue Viren produzieren. Die gegen HIV gerichteten Medikamente setzen an verschiedenen Punkten dieses Prozesses an:

  • Fusionshemmer oder Entry-Inhibitoren (Enfurvitid) verhindern, dass das HI-Virus in die Zelle eindringt. Sie wirken auf der Zelloberfläche und verhindern die Verschmelzung der Virushülle mit der Zellwand.
  • Nukleosidische und nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Hemmstoffe (NRTI: Abacavir, Emtricitabin, Didanosin, Lamivudin, Stavudin, Tenofovir, Zalcitabin, Zidovudin; NNRTI: Efavirenz, Nevirapin) setzen am gleichen Punkt der Virusvermehrung an, nämlich bei der Reversen Transkriptase. Sie verhindern, dass innerhalb der Wirtszelle die Virus-RNA zu DNA umgeschrieben wird.
  • Die entstandene doppelsträngige DNA wird umgeschrieben und mithilfe der Integrase in das Genom der menschlichen Zelle eingebaut: an Integraseinhibitoren wird zurzeit geforscht.
  • Um den HIV-Replikationsprozess zu beenden und reife, infektiöse virale Partikel aus HIV-Vorstufen zu bilden, wird die HIV-Protease benötigt: Derzeit stehen neun Proteaseinhibitoren (Amprenavir, Atazanavir, Fosamprenavir, Indinavir, Lopinavir, Nelfinavir, Ritonavir, Saquinavir und Tipranavir) zur Verfügung.

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Adressen im Internet

Welt-Aids-Tag am 1. Dezember

Seit 1988 wird an jedem 1. Dezember der Welt-Aids-Tag begangen. Rund um den Globus erinnern zu diesem Datum verschiedene Organisationen an das Thema Aids und rufen dazu auf, aktiv zu werden und Solidarität mit Infizierten, Kranken und den ihnen Nahestehenden zu zeigen. Der Welt-Aids-Tag dient auch dazu, Verantwortliche in Politik, Medien, Wirtschaft und Gesellschaft daran zu erinnern, dass das HI-Virus noch längst nicht besiegt ist. Auch, damit überall die notwendigen Mittel bereitgestellt werden und sich Vorbeugung, Aufklärung, Behandlung und Hilfe für die Betroffenen an ihren Lebensrealitäten orientieren können.

UNAIDS, die Aids-Organisation der Vereinten Nationen, gibt dem Welt-Aids-Tag deshalb in jedem Jahr ein programmatisches Motto, an dem sich die Aktivitäten der Aids-Organisationen in den verschiedenen Ländern orientieren können. Für die Jahre 2005 bis 2010 lautet es: "Stop Aids: Keep the Promise". Es erinnert Politiker in aller Welt an ihr Versprechen, sich national wie international stärker im Kampf gegen die weltweite HIV-/Aids-Epidemie zu engagieren. Das deutsche Motto lautet: "Gemeinsam gegen Aids: Wir übernehmen Verantwortung - für uns selbst und andere"!

Weitere Informationen: www.welt-aids-tag.de

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