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- AZ 17/2007
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Kettenrasseln
Unternehmer und Meinungsbildner, die fest daran glauben, dass das deutsche Fremd- und Mehrbesitzverbot nicht mehr lange bestehen bleibt, sind beliebte Gesprächspartner in den Medien. Der Celesio-Chef Oesterle ist so ein Manager, der gern dazu befragt wird. Bereits Mitte März ließ er die "Ketten-Katze" aus dem Sack. In einem Interview in der Stuttgarter Zeitung ließ er seine Kunden wissen, dass er an Ketten nichts Schlimmes findet. Wie auch, in Großbritannien ist er bereits Herr über eine Kette von 1500 Apotheken. Die Zahlen zeigen ihm, dass es ein Geschäftsfeld ist, "in dem die Margen natürlich ungleich höher sind als im Großhandelsgeschäft", legt er im Handelsblatt vom letzten Mittwoch nach. Seine Thesen: das Fremd- und Mehrbesitzverbot fällt noch im nächsten Jahr, es kommt ein "gnadenloser Verdrängungswettbewerb", ein Wildwest-Szenario, unabhängige Apotheker allein haben keine Chance mehr.
Ob man sich aber in der Commitment-Kooperation sicher sein kann, dann auch von Celesio oder Gehe gekauft zu werden, dürfte fraglich sein. Denn der Celesio-Chef ist sich nicht so sicher, ob er überhaupt Apotheken in Deutschland kaufen will: Der deutsche Markt wird wohl nicht so lukrativ werden wie der britische. Bei uns herrscht – anders als auf der Insel – Niederlassungsfreiheit. Drogeriemärkte könnten neue Apotheken eröffnen, viele bestehende Apotheken könnten unverkäuflich werden. Die Margen würden sinken – da überlegt dann sogar Herr Oesterle, ob das noch attraktiv für sein Unternehmen ist.
Rossmann, Schlecker oder Lidl stehen in den Startlöchern, um eine eigene Apothekenkette aufzumachen. Schlecker sucht bereits in Stellenanzeigen "Apotheker mit und ohne Berufserfahrung für den Einsatz in der Nähe der deutsch-niederländischen Grenze". Vermutet wird, dass Schlecker mit einem Discount-Konzept an den Start gehen will.
Oesterle hätte sich gewünscht, dass die ABDA "die Wagenburgmentalität" aufgibt und aktiv mit Brüssel darüber verhandelt, was deutsche Apotheken opfern müssen, um bestimmte Privilegien weiterhin zu behalten. Frankreich und Italien tun dies. Stattdessen lässt man hierzulande die Gerichte darüber entscheiden, was Oesterle für hoch gefährlich hält. Er geht davon aus, dass die EuGH-Entscheidung, wonach das Fremd- und Mehrbesitzverbot für (griechische) Optiker unzulässig ist, auf Deutschland übertragbar ist.
Derweil setzt auch DocMorris-Chef Däinghaus immer weniger auf den Versandhandel. Er bereitet jetzt lieber seine Kette vor nach dem Vorbild der Optikerkette Fielmann. Und er glaubt genauso wie Oesterle und Schlecker an den Fall des Fremdbesitzverbots.
Peter Ditzel
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