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- AZ 51/2007
- Liebes Christkind
Liebes Christkind,
sag mal, gibt es Dich überhaupt noch? In diesem Jahr habe ich so meine Zweifel. Entweder ist mein Briefchen vom letzten Jahr an Dich verloren gegangen oder Du hast uns Apothekers vergessen. Oder Du hast mich total falsch verstanden, als ich etwas von schönen Ketten und Weihnachtsbaum schrieb. Lichterketten waren gemeint, keine Apothekenketten! Und da kommt schon mein erster Wunsch: Schau mal in der Stuttgarter Neckarstraße vorbei, frag nach Fritz und lies ihm die himmlischen Leviten, dass es nur so weihraucht. Bitte mach ihm klar: Statt unsere Apothekenlandschaft mit grünen Kreuzchen zu dekorieren, sollte er sich lieber um seine blauen Wannen kümmern. Schütze uns vor einer Verdocmorrisierung.
Wenn Du schon über Stuttgart kreist, dann bitte im Sturzflug auch zum AOK-Hermann, Du weißt schon, das ist der, der glaubte, mit der Arzneiproduktion von Minifirmen unsere Patienten in ganz Deutschland versorgen zu können. Nimm einfach seinen Wunschzettel und schreib hinter jedem seiner Wünsche: nicht lieferbar.
Bitte erkenne an, dass ich in meinem Apothekchen nicht auf die Billig-Discount-Masche gesetzt habe. Ich nehme meine Aufgabe, meinen Patienten mit guten Arzneien zu helfen, nicht easy. Ich weiß, Du bist auch davon überzeugt, dass die Arzneiversorgung nichts zum rumschleckern ist! Und auch nichts für dm-Leute und Rossmänner.
Eine große Bitte: Vielleicht könntest Du den NRW-Laumann unterstützen. Er möchte, dass Arzneipäckchen mit Verschreibungspflichtigem nicht mehr quer durch Deutschland versandt werden. Aber er braucht noch ein wenig Hilfe. Apropos versenden: Wenn Dir was einfällt, wie man das ewige Gemöntere nach freien Rx-Preisen ein wenig zähmen könnte, wäre nicht nur ich Dir dankbar.
Ich will auch im neuen Jahr sehr artig sein. Auf meinen Fußboden in der Apo klebe ich noch mehr rote Engelen-Streifen, ich stell gekrötschte Grünpflanzen als Schallschutz auf meinen Tresen, ich werde keine Rezeptsammelstelle bei meiner Tankstelle eröffnen, keinen Apothekenbus durch die Lande schicken, aber meine Mitarbeiterinnen komplett auf die Interpharm. Lass wie im Sterntaler-Märchen viele Fortbildungspunkte auf sie regnen, sie haben sie verdient.
Noch zwei dicke Wünsche am Schluss. Eine besondere Freude machst Du mir, wenn Du uns eine wunderschöne neue Apothekenbetriebsordnung schenkst. Eine, die so richtig die pharmazeutische Beratung hochhält. Denn das wollen und können die Billigheimer nicht. Und: überschütte den EuGH in Sachen Fremdbesitzverbot mit einer himmlischen Eingebung. Über das Gesicht von Fritzchen, wenn er seine Pläne für eine Kettendynastie einpacken kann, wirst auch Du dich freuen.
Dein Apothekerlein Peter
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