DAZ aktuell

Arzneimitteldistribution

Phagro fordert gesetzlich verankerten Vertriebsweg

BERLIN (ks). Der vollsortierte pharmazeutische Großhandel will sich stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Angesichts der vergangenen Gesundheitsreformen und des Wandels im Distributionsmarkt für Arzneimittel stehe der Großhandel mittlerweile "mit dem Rücken an der Wand", erklärte der Vorsitzende des Bundesverbands pharmazeutischer Großhändler (Phagro) Dr. Thomas Trümper am 14. Mai in Berlin. Mit einer aktuellen Studie zur Situation seiner Branche in Deutschland will der Verband aufzeigen, welchen wichtigen – doch zumeist unbemerkten – Beitrag er in der Arzneimittelversorgung leistet.

"Der pharmazeutische Großhandel ist in den Reformvorhaben des Gesetzgebers selten genannt, aber häufig der Leidtragende", erklärte Trümper auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des 5. Pharma-Großhandelstages. So sinkt mit den Arzneimittelpreisen auch die Marge der Grossisten. Zudem machen ihnen die Rabattverträge zwischen Kassen und Herstellern das Leben schwer. Hier werde Wettbewerb "auf dem Rücken der Großhändler" betrieben, kritisierte Trümper. Hinzu komme ein "gewisses Vorteilsdenken einiger Hersteller": Der Anteil des Direktvertriebes an Apotheken hat sich in den vergangenen zehn Jahre von 8 auf 16 Prozent erhöht. Betroffen seien vor allem hochpreisige Arzneimittel. All dies zerstöre die Mischkalkulation der vollsortierten Großhändler, betonte Trümper.

Um sich die eigene Situation und die Zukunftsaussichten vor Augen zu führen, hat der Phagro von der Unternehmensberatung Deloitte eine Studie erstellen lassen. Auf Grundlage von Befragungen von Meinungsbildnern im Gesundheitswesen kommt diese zu dem Ergebnis, dass der vollsortierte Großhandel nach wie vor die effizienteste, schnellste und qualitativ beste Form des Arzneimittelvertriebes gewährleistet. "Kein anderer kann zu diesem Kosten-Nutzen-Verhältnis Arzneimittel in den Markt bringen", erläuterte Studienleiterin Dr. Katharina Lange. Das Modell des Vollversorgers sei jedoch vor allem durch den zunehmenden Handel auf Sekundärmärkten – Stichwort Re-Importe – sowie das Aufkommen von Arzneimittelfälschungen gefährdet. Zudem gerate das Großhandelsgeschäft in seiner bisherigen Form durch eine strukturelle Veränderung des Arzneimittelportfolios unter Druck – es komme zu spürbaren Ertragseinbußen, da der Großhandel eine festgelegte Spanne auf die Produktpreise erhält.

Änderung im Arzneimittelgesetz

Um die bewährte Patientenversorgung durch die Apotheken auch künftig aufrecht zu erhalten, empfiehlt Deloitte dem Großhandel neben einer breiten Öffentlichkeitsarbeit das Setzen von Industriestandards. Dazu zählen die Zertifizierung der Lieferkette, der Ausbau maschinenlesbarer Packungskennzeichnungen sowie der verbesserte Datenaustausch. Ziel aller Maßnahmen müsse sein, das Prinzip des vollversorgenden, herstellerneutralen Pharmagroßhandels im Arzneimittelgesetz zu verankern, betonte Lange. Trümper ergänzte, dass es dabei nicht um ein Verbot der Direktbelieferung gehe. Notwendig sei jedoch, dass für alle die gleichen wirtschaftlichen Bedingungen gelten.

Fremdbesitz: An geltendes Recht halten

Aus der Debatte um eine etwaige Aufhebung des Fremdbesitzverbotes für Apotheken will sich der Phagro, der auch Gehe zu seinen Mitgliedern zählt, derzeit nicht beteiligen. "Wir können uns nur im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten bewegen", so Trümper. Solange das Fremdbesitzverbot bestehe, werde der Verband keine alternativen Geschäftsmodelle diskutieren. Als Vorstandsvorsitzender der Anzag hat Trümper hingegen eine klare Position: "In der Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzes sehe ich keine Vorteile – weder für uns noch für die Bürger".

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.