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- DAZ 25/2007
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Arzneimittel und Therapie
Kleinkinder
Antibiotika im 1. Lebensjahr fördern Asthma
Kinder, die im ersten Lebensjahr mit Antibiotika behandelt werden, entwickeln häufiger ein Asthma bronchiale als Kinder, die in dieser Zeit nicht mit solchen Substanzen in Kontakt gekommen sind. Das ist das Ergebnis einer soeben veröffentlichten Longitudinalstudie.
Antibiotikabehandlungen in den ersten Lebensjahren stehen schon lange im Verdacht, das Risiko für Asthma zu erhöhen. Da sie jedoch häufig wegen Atemwegserkrankungen verordnet werden, die selber schon erste Anzeichen einer Asthmaerkrankung sein können, ist es schwierig, einen Kausalzusammenhang mit einer Antibiotikabehandlung zu belegen. Daher haben Forscher der Universität von Manitoba in Kanada Daten von 13.116 Kindern ausgewertet, die im ersten Lebensjahr Antibiotika (häufig Breitspektrum-Cephalosporine) erhalten hatten und die Indikationen aufgeschlüsselt. 40% der Kinder waren wegen einer Otitis media behandelt worden, 28% wegen oberer Atemwegsinfekte, 19% wegen Infekten der unteren Atemwege und 7% wegen anderer Infektionen wie Harnwegsinfektionen oder bakterieller Hautkrankheiten. Risiko- und Schutzfaktoren wie mütterliches Asthma oder Haustiere in der Umgebung wurden ebenfalls mit in die Analyse einbezogen. Dann wurde geschaut, wie viele Kinder im Alter von sieben Jahren unter Asthma litten.
Insgesamt ließ sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Antibiotikabehandlung und Asthmaentwicklung aufzeigen. Schon ein einmaliger Behandlungszyklus erhöhte das Asthmarisiko im Alter von sieben Jahren. Es nahm mit der Zahl weiterer Antibiotikagaben zu. Bei mehr als vier Behandlungszyklen lag die Odds Ratio bei 1,5. Wurde nur die Gruppe der Kinder betrachtet, die wegen nichtrespiratorischer Infekte antibiotisch behandelt worden waren, war das Ergebnis besonders deutlich: Sie hatten im Alter von sieben Jahren im Vergleich zu unbehandelten Kindern ein um nahezu zweifach erhöhtes Asthmarisiko, die Odds Ratio lag bei 1,86.
Hund im Haushalt schützt
Auch die Betrachtungen der Risikofaktoren brachten aufschlussreiche Ergebnisse, die bisherige Erkenntnisse untermauern: Mit Antibiotika behandelte Kinder, deren Mütter unter Asthma litten, hatten im Vergleich zu unbehandelten Kindern Asthma-kranker Mütter ebenfalls ein zweifach erhöhtes Asthmarisiko.
Dagegen konnte die Anwesenheit eines Hundes im ersten Lebensjahr das Asthmarisiko senken: Kinder, die ohne Hund aufgewachsen waren und mehrfach Antibiotika erhalten hatten, wiesen im Vergleich zu den mit Hunden groß gewordenen Kindern ein doppelt so hohes Asthmarisiko auf. Es gilt als gesichert, dass ein Hund im Haushalt das Allergie- und damit auch das Asthmarisiko reduzieren kann. Keime des Hundes sollen nach der gängigen Auffassung dafür sorgen, dass sich das Immunsystem der Kinder richtig entwickeln kann.
Die Autoren der Studie verweisen angesichts der eindeutigen Ergebnisse darauf, dass das Risiko von Asthma im Kindesalter reduziert werden könnte, wenn Breitspektrum-Cephalosporine in den ersten Lebensmonaten gemieden würden.
QuelleKozyrskyj A. et al.: Increased Risk of Childhood Asthma from Antibiotic Use in Early Life. Chest 2007; 131: 1753-59.du- Longitudinalstudien
- Odds Ratio
- OR = A/B
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