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Celesio/DocMorris
Der "Spiegel" und die Legende vom Dolchstoß
BERLIN (ks). Dem von Celesio und DocMorris ausgelösten Aufruhr in der Apothekerschaft nimmt sich in dieser Woche das Magazin "Der Spiegel" an. Der zweiseitige Bericht ist zwar in gewohnter "Spiegel"-Diktion verfasst und gewiss kein Plädoyer für das bestehende Apothekensystem – zu einer Hetzjagd auf Apotheker artet er aber ebenfalls nicht aus.
Unter dem Titel "Die Dolchstoß-Legende" berichtet der "Spiegel" seiner Leserschaft, was derzeit die Apotheker und ihre Fachzeitschriften – DAZ und PZ – umtreibt: Das Warmlaufen des Stuttgarter Pharmahändlers Celesio für den Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbotes und die Reaktionen der Apothekerschaft auf dieses Unterfangen. "Die Schärfe der Apotheker-Attacke lässt erahnen, wie sehr die Branche Veränderungen fürchtet – und mit welcher Mischung aus Pathos und Einschüchterung sie ihre Pfründe verteidigen will", schreibt der "Spiegel". Dabei sei DocMorris nur das prominenteste Beispiel für die Umwälzung, die dem "noch immer wettbewerbsarmen" Apothekenmarkt bevorstehe – denn auch die großen Drogerieketten warteten bereits in ihren Startlöchern.
Den Argumenten des Celesio-Chefs Fritz Oesterle räumt das Blatt einigen Platz ein. Doch zitiert wird lediglich Bekanntes: Jeden Euro, den Gehe derzeit an Umsatz verliere, werde man sich zurückholen, tönt es von Celesio. Denn der Europäische Gerichtshof (EuGH) werde das Fremd- und Mehrbesitzverbot analog zum griechischen Optiker-Urteil kippen und dann stehe Celesio mit der DocMorris-Kette bereit. Dabei will er sich deutlich von den zu erwartenden Ketten der großen Drogeriemärkte abheben: "Wir werden nicht den billigen Jakob spielen, sondern Qualität bieten", so Oesterle.
Gegen diese Argumente, so berichtet das Blatt weiter, arbeite nun die Apothekerlobby an – unterstützt von der Pharmaindustrie, die fürchte, dass verhandlungsstarke Ketten die Preise drücken könnten. "Hauptquartier" des Abwehrkampfes sei der "neoklassizistische Prunkbau" der ABDA-Zentrale in Berlin. Von dort aus erklärt ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf, dass der unabhängige Pharmazeut ein Heilberufler und kein Kaufmann sei. Er biete dem Patienten das medizinisch Sinnvollste, nicht das Profitabelste. "Bei Ketten wäre das anders, das wäre nicht gut für die Volksgesundheit", zitiert der "Spiegel" Wolf. Auch der Hinweis, dass auf Apotheken "läppische 2,7 Prozent" der Gesundheitsausgaben entfielen, fehlt nicht. "Wir haben ein gutes System", sagt der ABDA-Präsident, "wir müssen nichts ändern." Damit ist die oft gerügte Unbeweglichkeit der Apotheker einmal wieder beschworen.
Der "Spiegel" verschweigt auch nicht, dass alle Bundestagsfraktionen – außer den Grünen – zum geltenden Apothekenrecht stehen – noch. "Doch manch ein Beamter und Politiker träumt im Stillen schon heute von der kostendämpfenden Wirkung, die Ketten versprechen", so das Magazin. Offen erklärt hingegen der Chef der Wirtschaftsweisen, Bert Rürup, er finde es "schade, dass nicht der deutsche Gesetzgeber, sondern der EuGH sich anschickt, den deutschen Apothekenmarkt zu liberalisieren". Denn eine "eine erzwungene und deshalb vielleicht ungeordnete Liberalisierung" sei nicht wünschenswert. Zum Abschluss des Berichtes wird ein namenloser CDU-Gesundheitspolitiker zitiert: "Es ist sonnenklar, dass das Fremd- und Mehrbesitzverbot fallen wird" – aber kaum ein Politiker wolle heute schon gegen die Apotheker-Lobby antreten und "den Heldentod sterben".
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