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Aus Kammern und Verbänden
PTA-Ausbildung
Jahrestagung der unterrichtenden Apotheker
Die diesjährige Tagung der unterrichtenden Apotheker im BApÖD fand am 21. und 22. September 2007 in der PTA-Schule in Essen statt und stand unter dem Motto: Ausbildung der PTA heute und morgen. Der Beruf des PTA hat sich bewährt, er sollte deshalb weder demontiert noch hoch gepuscht werden. Die Ausbildung sollte aber an die Veränderung des Apothekenalltags angepasst werden; dies betrifft besonders das halbjährige Praktikum in der Apotheke.
Helmut Hörath, der Gefahrstoffexperte par excellence, demonstrierte in einem mehrstündigen Seminar, wie die Gefährdungsbeurteilung in der PTA-Schule und in der Apotheke sicher und korrekt durchgeführt werden kann. Nach § 7 Abs. 1 der Gefahrstoffverordnung darf ein Arbeitgeber – das ist an den PTA-Schulen die entsprechende Lehrkraft – die Schüler erst dann mit Gefahrstoffen arbeiten lassen, nachdem eine Gefährdungsbeurteilung vorgenommen und die erforderlichen Schutzmaßnahmen getroffen worden sind. In den PTA-Schulen fallen alle Tätigkeiten mit Gefahrstoffen in den praktischen Fächern unter § 5 Arbeitsschutzgesetz und § 3 Abs. 6 GefStoffV.
Mit drastischen Schilderungen von Unfallhergängen beschwor Hörath die Teilnehmer, jede Gefährdungsbeurteilung schriftlich zu dokumentieren, damit bei einem Unfall die Versicherungen für den Betriebsunfall aufkommen müssen. Kann der Nachweis nicht erbracht werden, kann dies als grobe Fahrlässigkeit ausgelegt werden und der Haftungsausschluss eintreten. Hinzu kommt, dass nach § 25 Abs. 1 Nr. 1 und 2 GefStoffV ein Bußgeld durch die zuständige Behörde auferlegt werden kann. Hörath verwies auf die Handlungshilfen, die die BAK für die Gefährdungsbeurteilung herausgegeben hat. Quellen der Informationsbeschaffung sind u. a. die Sicherheitsdatenblätter, das Gefahrstoffverzeichnis und die Technischen Regeln für Gefahrstoffe. Ergänzend wies Dr. R. Diedrich, LAK Niedersachsen, in einem Seminar auf die einzelnen Punkte hin, die unbedingt bei der Gefährdungsbeurteilung beachtet werden müssen.
Podiumsdiskussion zur Novellierung der APrV-PTA
Unter der Moderation von Edelgard Speer-Töppe, stellvertretende Vorsitzende des BApÖD, diskutierten Apothekerin Karin Wahl, Dr. Christiane Eckert-Lill von der Bundesapothekerkammer (BAK), die PTA-Schulleiterin Marion Romer, Apothekerin Ellen Oetterer von ADEXA und die BVpta-Vorsitzende Sabine Pfeiffer.
Frau Speer-Töppe erinnerte daran, dass der Beruf der PTA 1969 geschaffen worden ist. In der damaligen Ausbildungsordnung lag der Schwerpunkt auf den praktischen Fächern. 1997 wurde nach langjähriger Diskussion die APrV-PTA novelliert. Der Schwerpunkt wurde in Richtung Beratung und Information verschoben, am deutlichsten sichtbar in dem neuen Fach Apothekenpraxis und dem zugehörigen 2. Prüfungsabschnitt, der dieses Fach zum Gegenstand hat.
Frau Wahl hat während ihrer 30-jährigen Apothekenleitung viele PTA ausgebildet und sie als Mitarbeiterinnen schätzen gelernt. Sie hat daher Verständnis für den Wunsch der PTA nach mehr Entwicklungsmöglichkeiten und Selbstständigkeit mit Verantwortung für bestimmte Tätigkeitsbereiche. In gewissem Maße kann die PTA dies durch eine Weiterbildung zur Fach-PTA erreichen. Wahl warnte aber davor, die PTA zu einem "Barfuß-Apotheker" zu machen. Wenn eine PTA eine größere Kompetenz anstrebt, müsse sie Pharmazie studieren. Ansonsten wünschte sich Wahl in der PTA-Ausbildung eine größere Betonung des Faches Arzneimittelkunde, z. B. zur Prüfung von Arzneimittelinteraktionen, aber auch eine stärkere wirtschaftliche Ausbildung vor dem Hintergrund von Rabattverträgen usw.
Frau Dr. Eckert-Lill umriss den gesetzlichen Rahmen der PTA-Ausbildung. Die EU-Richtlinie zur Berufsqualifikation von 2005 hat keine Auswirkung auf die APrV-PTA. Eine Konkurrenz des PTA-Berufs zum Bachelor der Pharmazie sieht sie zurzeit auch nicht, da es kein Berufsbild gibt, das auf dem Bachelor beruht. Eine Verschmelzung der Berufsbilder von PTA und PKA sei nicht möglich, da der PTA-Beruf ein "reglementierter" Beruf ist, im Gegensatz zur PKA.
Die BAK hat auf dem Deutschen Apothekertag 2006 den Auftrag erhalten, die Novellierung der APrV-PTA voranzutreiben, doch will sie erst die Änderung der ApBetrO abwarten. Eine Verlängerung der theoretischen Ausbildung auf 2,5 Jahre wäre aus mehreren Gründen sinnvoll. Dem stehen aber die höheren Kosten der Ausbildung und organisatorische Gründe entgegen. Eine Intensivierung der Ausbildung könnte im Bereich der Arzneimittelherstellung erfolgen, weil die Anzahl der Rezepturen zunimmt und die Ergebnisse der ZL-Ringversuche wenig schmeichelhaft waren. In den Bereichen Beratung und Information sowie pharmazeutische Dienstleistungen sieht Eckert-Lill ebenfalls Handlungsbedarf. Nicht zu vergessen sind die gestiegenen Anforderungen aus dem Gefahrstoffrecht.
Frau Romer, die seit über zehn Jahren die PTA-Schule Bonn leitet, konstatierte eine veränderte Einstellung der Jugendlichen zur Ausbildung. Die Vermittlung des Wissens sei deutlich schwerer geworden. Die Gründe dafür sind u. a.
- der deutliche Anstieg von Schülern mit Migrationshintergrund, die sprachliche Probleme haben;
- die geringere Qualifikation der Schüler (weniger Abiturienten, mehr Schüler mit qualifiziertem Hauptschulabschluss);
- fehlendes Engagement für die eigene Ausbildung, mangelnde Leistungsbereitschaft.
Romer meinte, dass eine PTA die Kunden in der Apotheke mehr beraten und informieren soll, aber dass sie den Apotheker nicht vertreten kann.
Frau Oetterer und Frau Pfeiffer gehören einer Arbeitsgruppe von ADEXA und BVpta an, die sich mit der Novellierung der APrV-PTA befasst, und trugen ihre Ansichten gemeinsam vor. Sie forderten die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre und eine größere Standardisierung der Ausbildung. Derzeit bestehen innerhalb der Bundesrepublik zum Teil gravierende Unterschiede in den Curricula und der Benotung. Durch die Öffnungsklausel in der Prüfungsordnung zur Notenbildung ist ein Vergleich der Leistungen von PTA aus verschiedenen Bundesländern an Hand der Zeugnisnoten nicht möglich. Auch in der Ausstattung der Lehranstalten gibt es z. T. sehr große Unterschiede.
Das Fach Arzneimittelkunde sollte erweitert werden, und die Fächer Anatomie und Umweltanalytik sollten hinzukommen. Zudem sollten die Lehranstalten Wahlfächer wie die Herstellung von Zytostatika oder Parenteralia anbieten. Grundsätzlich sollte im Unterricht das Erkennen von Problemen trainiert werden.
Vor dem Lehrgang sollte eine Famulatur in der Apotheke obligatorisch sein, damit falsche Erwartungen an den zukünftigen Beruf frühzeitig erkannt werden. Das Praktikum nach dem Lehrgang sollte gesplittet werden können, um verschiedene Tätigkeitsfelder einer PTA kennen lernen zu können. Da die Ausbildung der Praktikanten in der Apotheke teilweise ungenügend ist, sollte sie von Lehrkräften begleitet werden.
Ein großes Anliegen des BVpta ist die Änderung von § 8 PTA-Gesetz: Der Passus "unter Aufsicht" sollte durch die Formulierung "unter Verantwortung" ersetzt werden. Die Vorrednerinnen hatten sich bereits ablehnend gegenüber dieser Forderung geäußert. Auch in der lebhaften Diskussion mit dem Plenum wurde eine solche Änderung abgelehnt. Der Begriff "unter Aufsicht" lasse genügend Spielraum für eine selbstständige Arbeit der PTA entsprechend ihren Kenntnissen zu (§ 3 Abs. 1 ApBetrO: Pharmazeutisches Personal). Dr. Eckert-Lill sagte, dass mit einer solchen Änderung dem PTA-Beruf die Daseinsberechtigung entzogen werde, denn er war geschaffen worden, um dem Apotheker eine "Hilfskraft zur Entlastung" zur Seite zu stellen.
Aus verschiedenen Gründen wurde angeregt, die PTA in die Apothekerkammern aufzunehmen. Dann könnten einige Missstände der Ausbildung in der Apotheke leichter beseitigt werden, ohne dass die Anzahl der Ausbildungsplätze abnimmt. Grundsätzlich sollten die Kammern sich mehr um die Belange der PTA kümmern. Sie sollten z. B. der Agentur für Arbeit neuere und detailliertere Informationen zum PTA-Beruf geben. Derzeit werde er dort nicht richtig dargestellt, was geeignete Interessenten von dieser Berufswahl abhält.
Die sehr engagiert geführte Diskussion brachte konsensfähige Vorschläge zur Novellierung der APrV-PTA hervor. Dieses positive Ergebnis ist besonders bemerkenswert aufgrund der heterogenen Zusammensetzung der Teilnehmer auf dem Podium und der Anwesenheit von unterrichtenden Apothekerinnen und Apotheker aus 14 Bundesländern im Plenum. Sobald der Entwurf zur Novellierung der ApBetrO vorliegt, wird der BApÖD einen Vorschlag für die Novellierung der APrV-PTA erarbeiten, in den die Ergebnisse dieser Veranstaltung einfließen.
Das Lernfeldkonzept in der Diskussion
Über Erfahrungen mit dem Unterricht in Lernfeldern berichte Burkhard Pölzing, Osnabrück. Lernfelder sind thematische Einheiten, in denen der Lehrstoff mehrerer Fächer zusammengefasst wird. Jedes Lernfeld hat eine Zielformulierung, definierte Inhalte und einen Zeitrichtwert. Es orientiert sich dabei an der beruflichen Aufgabenstellung, z. B. ärztliche Verordnungen auszuführen, Arzneimittel zur Selbstmedikation abzugeben und dabei zu beraten, Arzneimittel herzustellen oder die Qualität zu kontrollieren. In Niedersachsen, das 2002 als erstes Bundesland die Lernfeldmethode in der PTA-Ausbildung eingeführt hat, ist der Lehrstoff sechs Lernfeldern zugeordnet.
Obwohl die Zeiteinheiten der Lernfelder mit der Stundentafel der APrV-PTA abgestimmt sind, wurden starke Zweifel geäußert, ob sich diese Ausbildung im Einklang mit der APrV-PTA befindet, die für alle Bundesländer rechtsverbindlich ist. Es konnte auch nicht vollständig geklärt werden, wie es zur Notenfindung für die einzelnen Unterrichtsfächer gemäß APrV-PTA kommt. Ein unbestrittener Vorteil des Unterrichts in Lernfelder ist der größere Praxisbezug. Der Schüler lernt von Anfang an die Zusammenhänge und Verzahnungen der einzelnen Fachgebiete kennen. Lernfelder sind die Endstufe des "Fächerübergreifenden Unterrichts", der 1998 in Form des Lehrfaches "Apothekenpraxis" in die APrV-PTA aufgenommen worden ist. Allerdings können Schwierigkeiten im Schulbetrieb auftreten, weil eine viel stärkere Zusammenarbeit der Lehrkräfte erforderlich ist.
Edelgard Speer-TöppeBApÖD, stellvertretende Vorsitzende
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