Feuilleton

Astronomie

In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember wandert der Vollmond dicht am Mars vorbei oder bedeckt ihn für wenige Minuten. Das Schauspiel beginnt im Osten und endet im Westen. (Mars stark vergrößert)

Der Weihnachtsstern in diesem Jahr heißt Mars

In der Nacht vom 23. zum 24. Dezember ist – bei klarem Himmel – ein seltenes astronomisches Ereignis zu beobachten: Der Planet Mars und der Vollmond stehen beide der Sonne gegenüber, leuchten also besonders hell, und begegnen einander.

Da die Erde sich links um ihre Achse dreht, hat es den Anschein, dass das Himmelsgewölbe sich rechts herum um seine Achse dreht: Die Gestirne gehen im Osten auf, steigen im Süden nach oben, gehen im Westen wieder unter und wandern dabei von links nach rechts. An klaren Winterabenden ist das sehr schön am großen Sternbild Orion zu beobachten, der zurzeit um 18 Uhr aufgeht, und – zwei Stunden später – auch am Sirius, dem hellsten Fixstern überhaupt, der dem Orion gleichsam auf dem Fuße folgt.

In diesem Winter ist der Planet Mars, der zurzeit noch ein bisschen heller als der Sirius strahlt, ein weiteres Demonstrationsobjekt für diese Bewegung. Sie finden ihn, wenn Sie die Gerade vom rechten Fuß des Orions (Rigel) zu seiner linken Schulter (Beteigeuze) etwa um die gleiche Distanz nach links oben verlängern.

Mit Hilfe des Vollmondes lässt sich die Geschwindigkeit, mit der sich das Himmelsgewölbe zu drehen scheint, gut abschätzen: In zwei Minuten legt er eine Distanz zurück, die einem Vollmonddurchmesser entspricht.

Opposition bringt größte Helligkeit

Am 24. Dezember 2007 bilden Sonne, Erde und Mars eine Gerade im Weltall, wobei sich die Erde in der Mitte befindet, während Sonne und Mars sich genau gegenüber stehen (Opposition oder Winkel von 180°). Das heißt: Wenn die Sonne im Südwesten untergeht, geht der Mars im Nordosten auf und zieht dann während der etwa 16 Stunden langen Nacht seine Bahn nach Osten, Süden, Westen, um gerade dann im Nordwesten unterzugehen, wenn die Sonne im Südosten aufgeht.

Nur wenn die Planeten und der Mond in Opposition zur Sonne stehen, sind ihre von der Sonne beschienenen Hemisphären gänzlich sichtbar, sodass sie ihre maximale Helligkeit erreichen. Beim Mond geschieht dies am häufigsten, nämlich alle 29,5 Tage; es herrscht dann Vollmond.

Seltenes astronomisches Ereignis

Eine Mars-Opposition kommt nur alle 780 Tage vor, während die Oppositionen von Jupiter und Saturn sich schon nach 399 bzw. 378 Tagen wiederholen (Oppositionen der inneren Planeten Merkur und Venus sind nicht möglich). Zudem weist die Mars-Opposition in diesem Jahr einige Besonderheiten auf:

  • Sie geschieht nur zwei Tage nach der Wintersonnenwende, also zu der Zeit, wo die Nächte am längsten sind.
  • Der Mars steht derzeit etwa 3° oberhalb der mittleren Planetenbahn (Ekliptik) und leuchtet dadurch noch etwas heller.
  • Nur wenige Stunden vor der Mars-Opposition begibt sich der Vollmond als vierter Himmelskörper auf die Gerade von Sonne, Erde und Mars. Er steht dann ebenfalls in Opposition zur Sonne und 3° oberhalb der Ekliptik, sodass er ganz nah am Mars oder sogar vor dem Mars vorbeizieht – je nach Beobachtungsort.

Sonderbewegung von rechts nach links

Der Durchmesser des Mondes entspricht einem Winkel von 30 Bogenminuten, während der Mars nur 15 Bodensekunden aufweist, also den 120. Teil. Demgemäß leuchtet der Mond um ein Vielfaches heller als der Mars und lässt ihn wie ein kleines Pünktchen verblassen, wenn er ihm nahe kommt. Auch dies ist während der Nacht vom 23. zum 24. Dezember – bei klarer Sicht – gut zu beobachten. Neben der allgemeinen Bewegung des Himmelsgewölbes von links nach rechts vollführt der Mond noch eine entgegengesetzte Bewegung, die allerdings nur knapp vier Prozent so schnell ist: In einer knappen Stunde verändert er seine Position gegenüber dem Fixsternhimmel um etwa ein halbes Grad (oder einen Monddurchmesser) nach links. Für sich allein betrachtet, ist auch diese Geschwindigkeit beeindruckend.

Am 23. Dezember um 18 Uhr sind Mond und Mars noch durch eine Entfernung von zehn Monddurchmessern von einander getrennt, und schon zehn Stunden später beginnt das Rendezvous. Der Mond steht nun direkt über dem Mars und scheint über ihn hinwegzurollen. Von Beobachtungsorten, die nordöstlich einer Linie von Dortmund über Fulda, Erlangen, Regensburg nach Straubing liegen, sieht das Schauspiel ein klein wenig anders aus: Hier bedeckt der äußerste Rand des Mondes den Mars für wenige Minuten, in Berlin z. B. von 4.42 bis 5.10 Uhr.

Weitere Rendezvous

Da der Mond in 27,3 Tagen den gesamten Tierkreis durchwandert (wofür der Mars 687 Tage benötigt), hat er am 20. Januar und am 16. Februar seine nächsten Rendezvous mit dem Mars. Doch stehen beide Himmelskörper dann nicht mehr in Opposition zur Sonne, sodass nur noch ein Teil ihrer beschienenen Hemisphären das Sonnenlicht zur Erde reflektiert; der Mond ist dann nicht "voll", sondern noch "zunehmend", und auch der Mars wird scheinbar kleiner; so beträgt sein Durchmesser Mitte Februar nur noch zehn Bogensekunden.

Die nächste Mars-Opposition ereignet sich am 29. Januar 2010. < W. Caesar

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