DAX: Der lange Kampf um die 7000er-Marke

(hps). Ölpreise bei 110 Dollar pro Barrel, der Euro über 1,50, schlechte Inflationsdaten – es ist schon erstaunlich, wie hartnäckig sich die deutschen Standardwerte gegen derart unfreundliche Rahmenbedingungen stemmen. Mit der 7000er-Marke tut sich der DAX freilich noch schwer. Aber das Börsenbarometer hat dennoch nicht kapituliert. Also will man nach oben.
Kursrallye oder Börsencrash – schlägt die Kreditkrise auf andere Wirtschaftsbereiche durch?

Das technische Bild vieler deutscher Standardwerte macht kurzfristig einen ganz vernünftigen Eindruck. Die vor einer Woche an dieser Stelle genannten Werte haben sich durch die Bank nach oben bewegt, allen voran ThyssenKrupp mit einem Wochengewinn von rund 10%. Ganz anders dagegen das Stimmungsbarometer von Privatanlegern und Profis: Land unter! Die meisten Geldhäuser irritiert die Tatsache, dass der DAX schon mehrfach an der 7000er-Linie gescheitert ist. Chefvolkswirte von MM Warburg und Analysten des Stuttgarter Bankhauses Ellwanger und Geiger richten daher ihren Blick eher nach unten auf die Unterstützungslinie bei 6680 Punkten. Die Sippe der Optimisten ist wohl vom Aussterben bedroht. Das sind gute Voraussetzungen für einen Kursanstieg, weil die Cashpositionen der Profis relativ hoch sein müssen. Auch ist bemerkenswert, wie stabil sich der DAX gegenüber haussierenden Ölpreisen und steigendem Euro zeigt. Springt der DAX über die 7000-Punkte-Marke, sind die Chancen hoch, dass die Zauderer unter Druck geraten und die Gelder sukzessive in den Markt zurückfließen. Wer sich dergestalt schon das Bullengewand überzieht, sollte sich seine Ziele allerdings nicht allzu hoch stecken, denn zwischen 7250 und 7500 Punkten könnte der DAX bereits wieder die ersten Bremsmanöver einleiten.

Analysten: Die zweite Jahreshälfte im Visier

Für die im S&P 500 gelisteten amerikanischen Unternehmen lief es im vierten Quartal 2007 nicht gut. Im Durchschnitt rund 20% ging es mit den Ergebnissen nach unten. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Bei genauerem Hinsehen ist der Einbruch mehrheitlich dem Finanz- und Bausektor zuzuschreiben, während der Technologie- und Energiebereich 26% bzw. 20% zulegen konnte. Nach Meinung vieler Analysten soll dieser Zuwachs in beiden Sektoren auch im ersten Quartal 2008 anhalten. Hinsichtlich der zweiten Jahreshälfte sind sich die Experten indes uneins.

Die Optimisten spekulieren darauf, dass der Finanzsektor bis dahin mit dem Gros der Abschreibungen durch ist und gegenüber dem grottenschlechten dritten und vierten Quartal wieder verhältnismäßig gut dastehen wird. Dementsprechend prognostizieren sie für die Aktienmärkte eine Kursrallye. Die Pessimisten dagegen sehen ein Durchschlagen der Kreditkrise auf andere Wirtschaftsbereiche. Sie halten die bisherigen Gewinnerwartungen, insbesondere in den Bereichen Konsum und Chemie, für überzogen. Manche Profis reduzieren ihre Gewinnschätzungen für das zweite Quartal auf 3%. Die Mehrheit geht hier noch von einem Zuwachs von 15% aus. Möglicherweise liegt die Wahrheit auch in der Mitte und der große Börsencrash wurde wieder einmal nur verschoben. Die USA setzen nach alter Manier auf das billige Geld, was die Börse kurzfristig unterstützen dürfte. Auf mittlere Sicht dagegen genügt ein Blick auf die jüngsten US-Erzeugerpreise, damit sich einem das ganze Problem erschließt: Im Januar zogen die Preise binnen Monatsfrist um 1,0% an. Das ist der höchste Zuwachs seit 26 Jahren. Die Hoffnung der US-Notenbank (FED) auf ein Nachlassen der Inflation im Zuge der rückläufigen Konjunktur wird also immer fragwürdiger. Dennoch ist anzunehmen, dass die FED den Finanzmärkten mit weiteren Zinssenkungen entgegenkommen wird. Die Konsequenzen sind dabei klar: Sobald die Wirtschaft über dem Berg scheint, wird der US-Zentralbankrat die sofortige Kehrtwende vollziehen. Das Ergebnis könnte auf eine dümpelnde Wirtschaft bei gleichzeitig relativ hoher Geldentwertung hinauslaufen. Aber momentan ist das noch Zukunftsmusik. Und interessiert wohl auch noch keinen.

Strategie

Die stabile Verfassung der deutschen Standardwerte lässt sich fundamental nicht herleiten. Das ist aber auch nicht notwendig. Oft genug hat man es schon erlebt, dass der Anlagedruck für eine Menge Liquidität ganz eigenen Gesetzen gehorcht. Man darf davon ausgehen, dass ein Höhenflug wie bei ThyssenKrupp in einem schlechten Umfeld nicht möglich ist. Vielmehr könnte der Wert eine Vorreiterrolle spielen, zumal immer mehr Werte Anzeichen für eine Stabilisierung zeigen. Die Phantasie reicht nach wie vor bis 7500 DAX-Punkte – das klingt auf den ersten Blick zwar nicht viel. Für den einen oder anderen Einzelwert sind da aber sicher mehr als 10% an Kursgewinn drin. In dieser Woche in die Reihe der technisch stabilisierten Werte aufgerückt sind Daimler (57,35 Euro) und Siemens (91,70 Euro). Abstand halten sollte man dagegen noch von Energie- und Chemiewerten. DAX am 27. Februar (Schluss): 6998 Punkte..

Stolzer Bulle – oder starker Bär? Jedenfalls gibt es bei einigen Privatanlegern "Katzen"jammer.
Foto: Erwin Wodicka - wodicka@aon.at

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