DAZ aktuell

Stellenanzeige finanziert ­Prozess ­gegen DocMorris

Umverteilung auf der Interpharm

(daz). Anlässlich der Interpharm war es so weit: Der Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags, Dr. Christian Rotta, überreichte der Apothekerin Helga Neumann-Seiwert einen Scheck über 3000 Euro für den Solidaritätsfonds ProApotheke. Der Fonds unterstützt den Prozess der Saarbrücker Apothekenleiterin gegen die Ende Juni 2006 eröffnete DocMorris-Fremdbesitzapotheke in Saarbrücken. Der Clou: Der Betrag entspricht – aufgerundet – dem Betrag, den der Deutsche Apotheker Verlag vom niederländischen Versender für die Veröffentlichung einer DocMorris-Stellenanzeige erhalten hatte. Zu der Veröffentlichung war der Deutsche Apotheker Verlag gerichtlich verpflichtet worden.

Die Einnahmen aus der vom niederländischen Versandhändler erzwungenen Veröffentlichung kommen nun unmittelbar der Klage gegen DocMorris zugute. Der Deutsche Apotheker Verlag hatte sich lange gegen eine Veröffentlichung von (Stellen-)Anzeigen der Celesio-Tochter gewehrt – leider ohne Erfolg. Von Stuttgarter Richtern bekam der Verlag rechtskräftig ins Stammbuch geschrieben, dass er im Hinblick auf die herausragende Position seiner Zeitschriften auf dem Gebiet der pharmazeutischen Fachpresse verpflichtet sei, auch Anzeigen (ausländischer) Versandapotheken zu veröffentlichen – und dies, obwohl DocMorris in der Vergangenheit (und auch dies wurde bereits gerichtlich festgestellt) massiv gegen deutsches Recht verstoßen hatte. Rotta: "Wir haben uns deshalb entschlossen aus der Not eine Tugend zu machen und die gesamten Umsätze, die wir mit Stellenanzeigen der ,Versandapotheke DocMorris erzielen, an den Solidaritätsfonds weiterzuleiten. Mit der ‚Umverteilung’ soll in den aufwendigen Gerichsverfahren David gegen Goliath unterstützt werden." Im Übrigen warnte Rotta davor, auf die von interessierter Seite ausgelegten Leimruten zu treten. Es sei völlig offen, welche Entscheidung der Europäische Gerichtshof in Sachen Fremd- und Mehrbesitzverbot fälle. Noch sei nichts entschieden. Wer das Gegenteil behaupte, "pfeife im Walde". Helga Neumann-Seiwert, die seit mehr als zwei Jahrzehnten ihre Stadt-Apotheke in der saarländischen Hauptstadt betreibt, bedankte sich namens des Solidaritätsfonds für den Scheck und persönlich für die Solidarität, die ihr in den letzten Jahren von Kolleginnen und Kollegen zuteil wurde. Auch sie betonte: "Glauben sie nicht den falschen Propheten." Außer Neumann-Seiwert wehrt sich auch die Apothekerkammer des Saarlandes gerichtlich gegen die DocMorris-Fremdbesitzapotheke, deren Zulassung der saarländische Noch-Minister für Justiz, Arbeit, Gesundheit und Soziales Josef Hecken betrieben hatte (Hecken wurde inzwischen zum neuen Präsident des Bundesversicherungsamtes ernannt). Mit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs wird Anfang/Mitte 2009 gerechnet.

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