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- DAZ 28/2008
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Arzneimittel und Therapie
Oraler Faktor-Xa-Inhibitor zeigt hohe Wirksamkeit
Vier große Phase-III-Studien belegen inzwischen die gute klinische Wirksamkeit von Rivaroxaban bei der Prophylaxe venöser thromboembolischer Ereignisse (VTE) nach orthopädischen Eingriffen. Denn auch die Record-4-Studie (Regulation of Coagulation in major Orthopaedic surgery reducing the Risk of DVT and Pulmonary Embolism) dokumentiert eine signifikante Überlegenheit des direkten Faktor Xa-Hemmers gegenüber einem niedermolekularen Heparin.
Signifikant weniger thromboembolische Komplikationen
In der Studie wurden 3148 Patienten nach Implantation einer totalen Knieendoprothese mit einmal täglich einer Tablette á 10 mg Rivaroxaban oder zweimal täglich einer subkutanen Injektion von 30 mg Enoxaparin (US-Therapieregime) behandelt. Die kürzlich bei der 9. Jahrestagung der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology (EFORD) in Nizza vorgestellten Daten sprechen für sich: Rivaroxaban führte gegenüber Enoxaparin zu einer mit 6,9 gegenüber 10,1% statistisch signifikant geringeren Rate an thromboembolischen Komplikationen nach dem Eingriff. Das entspricht einer relativen Risikoreduktion von 31%. Die Blutungsrate war dabei in beiden Studienarmen vergleichbar niedrig.
Die Daten reihen sich nahtlos ein in die Resultate der bereits vorliegenden Studien des Record-Programms, das mit dieser vierten Teilstudie nun abgeschlossen ist. So war zunächst in der Record-3-Studie bei 2531 Patienten nach Knieendoprothese, die durchschnittlich zwölf Tage entweder 10 mg Rivaroxaban oder 40 mg Enoxaparin täglich erhielten, eine signifikante relative Risikoreduktion für ein venöses thromboembolisches Ereignis von 49% unter Rivaroxaban im Vergleich zu Enoxaparin gesehen worden. Die Rate schwerer VTE wurde sogar um 62% und diejenige symptomatischer venöser thromboembolischer Ereignisse um 66% gesenkt.
Konsistente Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit
Vergleichbare Ergebnisse lieferte die Record-1-Studie bei 4541 Patienten nach Implantation einer Hüftendoprothese, die im Mittel 35 Tage lang 10 mg Rivaroxaban oder 40 mg Enoxaparin zur Thromboseprophylaxe bekamen. Die relative Risikoreduktion war ebenfalls statistisch signifikant und lag bei 70% beim primären Endpunkt (Rate tiefer Beinvenenthrombosen, nicht tödlicher Lungenembolien und Gesamtmortalität) und bei 88% beim sekundären Endpunkt (proximale TVT, nicht-tödliche Lungenembolien und VTE-Mortalität).
Bestätigt wurde die gute Wirksamkeit des Faktor-Xa-Inhibitors in der Record-2-Studie bei 2509 Patienten nach einer Hüft-endoprothese, die täglich mit 10 mg Rivaroxaban über durchschnittlich 35 Tage oder mit 40 mg Enoxaparin über durchschnittlich zwölf Tage, gefolgt von Placebo, behandelt wurden. In dieser Untersuchung wurde eine statistisch signifikante Reduktion thromboembolischer Komplikationen und der Gesamtmortalität um 79% gegenüber dem niedermolekularen Heparin gesehen. In allen vier Teilstudien des Record-Prüfpogramms war die allgemeine Blutungsrate ebenso wie die Rate schwerwiegender Blutungen unter Rivaroxaban derjenigen unter Enoxaparin vergleichbar, so dass die Wirksamkeitsvorteile nicht durch ein erhöhtes Blutungsrisiko erkauft werden.
Nicht nur zur Thromboseprophylaxe
Parallel zum Record-Studienprogramm bei orthopädischen Operationen wird Rivaroxaban auch in anderen Indikationen geprüft. Das gesamte Studienprogramm umfasst rund 45.000 Patienten. Bereits angelaufen oder in Planung sind die Magellan-Studie, bei der die Thromboseprophylaxe bei etwa 8000 Patienten mit akut internistischer Indikation untersucht wird, die Rocket-AF-Studie bei rund 14.000 Patienten mit Vorhofflimmern, in der geprüft wird, inwieweit durch Rivaroxaban eine Prävention des Schlaganfalls zu realisieren ist, sowie die Atlas-Studie zur Sekundärprävention nach einem akutem Koronarsyndrom.
Im orthopädischen Bereich steht der orale Faktor-Xa-Inhibitor außerdem in der Einstein-TVT- und der Einstein-LE-Studie zur Therapie der Thrombose auf dem Prüfstand und in der Einstein-EXT-Studie, bei der untersucht wird, ob sich durch den neuen Wirkstoff möglicherweise auch das Rezidivrisiko mindern lässt.
Quelle
Prof. Dr. A. G. G. Turpie, Toronto, 9. Jahrestagung der European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology, 30. Mai 2008, Nizza.
Dr. P. Mouret, Frankfurt: Satellitensymposium beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Mannheim, veranstaltet von der Bayer HealthCare AG, Leverkusen.
Christine Vetter,
freie Medizinjournalistin
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