Arzneimittel und Therapie

Zusatznutzen von Ezetimibweiter umstritten

In einer neuen Studie, der sogenannten SEAS-Studie, konnte zwar gezeigt werden, dass durch eine Kombination von Ezetimib und Simvastatin der Cholesterinspiegel bei Patienten mit einer Aortenstenose effektiv zu senken ist. Schwere kardiovaskuläre Ereignisse konnte sie jedoch nicht verhindern. Darüber hinaus fiel in dieser Studie eine erhöhte Krebsrate in der Verumgruppe auf. Diskutiert wird, ob es sich dabei um einen Zufallsbefund handelt oder Ezetimib dafür verantwortlich ist.

Mit Bekanntwerden der Ergebnisse der Enhance-Studie (Ezetimibe and simvastatin in hypercholesterolemia enhances atherosklerosis regression) wurden Zweifel an dem Zusatznutzen einer Cholesterinsenkung mit dem Cholesterinresorptionshemmer Ezetimib laut. In dieser Studie verstärkte Ezetimib zwar die Cholesterin-senkende Wirkung von Simvastatin, doch atherosklerotische Veränderungen der Halsschlagader, gemessen in Form der Intima-media-Dicke, konnten nicht aufgehalten werden. Seitdem wird diskutiert, ob die Studie von ihrer Anlage her und die Aussagekraft der Messung der Intimamedia-Dicke geeignet waren, einen Zusatznutzen von Ezetimib zu belegen [s. Dtsch. Apoth. Ztg. 2008; 148 (4) 36 – 38].

Nun lassen Ergebnisse einer neuen Studie weitere Zweifel zum Nutzen einer kombinierten Statin/Ezetimib-Behandlung aufkommen. In der SEAS-Studie (Simvastatin and Ezetimibe in Aortic Stenosis) sollte geprüft werden, ob durch eine aggressive Cholesterinsenkung mit Ezetimib und Simvastatin das Fortschreiten einer schon vorliegenden Aortenstenose aufzuhalten ist. An der im März 2008 beendeten Multicenter-Studie nahmen 1873 Patienten teil. Sie erhielten entweder Placebo oder eine Kombination bestehend aus Tagesdosen von 40 mg Simvastatin und 10 mg Ezetimib. Jeder Patient wurde vier Jahre nachbeobachtet.

Als primärer Endpunkt wurden schwere kardiovaskuläre Ereignisse als Folge einer Aortenklappenerkrankung oder der atherosklerotischen Erkrankung definiert. Hier ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen Placebo- und Verum-Gruppe. Darüber hinaus wurden zwei sekundäre Endpunkte festgelegt:

Ereignisse, die in direktem Zusammenhang mit der Aortenstenose- bzw. der Erkrankung der Aortenklappe standen und

  • Ereignisse, die sich auf atherosklerotische Prozesse zurückführen lassen.

Auch bei den Aortenklappenassoziierten Erkrankungen konnten die Patienten von der Kombinationstherapie nicht profitieren. Dagegen ließen sich atherosklerotische Ereignisse signifikant um 22% reduzieren. Dies entspricht der Größenordnung, die mit einer Simvastatin-Monotherapie zu erreichen ist.

Zum Weiterlesen

Familiäre Hypercholesterolämie – Ezetimib ohne Zusatznutzen?

 

Dtsch. Apoth .Ztg. 2008; 148 (4) 36 - 38

 

Enhance-Studie – Ist die Cholesterinsenkung doch nicht sinnvoll?

Dtsch. Apoth. Ztg. 2008; 148 (25) 35 - 36

 

Für Diskussionen sorgt darüber hinaus eine erhöhte Krebsrate in der Verumgruppe. Hier wurden 93 Krebserkrankungen diagnostiziert, in der Placebogruppe nur 65. An den Folgen der Krebserkrankung starben in der Ezetimib/Simvastatin-Gruppe 39 Patienten, in der Placebo-Gruppe 23. Beide Ergebnisse waren statistisch signifikant. Da keine Häufung eines bestimmten Krebstyps festzustellen war und auch bei längerer Anwendung keine signifikante Zunahme registriert wurde, könnte dies auch ein Zufallsbefund sein. Analysen größerer Studien mit Simvastatin und Ezetimib haben bislang kein erhöhtes Krebsrisiko erkennen lassen.

 

Quelle

Pederson, T.R.: Results from SEASStudy. www.newswire.ca/en/releases/ archive/July2008/21/c6253.html

 


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