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Arzneimittel und Therapie
Cetuximab zur First-line-Therapie des kolorektalen Karzinoms
Seit Juni 2004 war Cetuximab in Kombination mit Irinotecan zur Behandlung von Patienten mit EGFR-exprimierendem metastasierendem Kolorektalkarzinom dann angezeigt, wenn eine Chemotherapie mit Irinotecan als Komponente versagt hat. Seit April 2006 ist es in Kombination mit Strahlentherapie für die Therapie von lokal fortgeschrittenen Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses zugelassen. Im Juni dieses Jahres hat Merck Serono eine Zulassungserweiterung für Cetuximab zur Erst-Linien-Therapie von Patienten mit rezidivierten und/oder metastasierten Plattenepithelkarzinomen des Kopfes und Halses bei der EMEA beantragt.
Die aktuelle Zulassungserweiterung basiert auf den Ergebnissen der randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie Crystal (Cetuximab combined with irinotecan in first line therapy for metastatic colorectal cancer) und der Phase-II-Studie Opus (Oxaliplatin and cetuximab in first-line treatment of mCRC). Beide Studien zeigten die überlegene Wirksamkeit von Cetuximab in Kombination mit einer Standardchemotherapie in der Erst-Linien-Therapie von Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie. In weiteren Analysen dieser Studien wurde die Wirksamkeit von Cetuximab bei Patienten mit KRAS-Wildtyp-Tumoren untersucht. Es zeigte sich, dass diese Patienten besonders von einer Therapie mit Cetuximab profitieren. Die gesteigerte Wirksamkeit zeigte sich in statistisch signifikant höheren Ansprechraten (Crystal: 59% vs. 43%; Opus: 61% vs. 37%) und einer Reduktion des Risikos für eine Progression (Crystal: 32%; Opus: 43%) im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie.
CetuximabCetuximab (Erbitux®) ist ein chimärer monoklonaler IgG1-Antikörper, der spezifisch gegen den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) gerichtet ist. EGFR-Signalwege sind an der Steuerung der Überlebensfähigkeit von Zellen, des Ablaufs des Zellzyklus, der Angiogenese, Zellmigration sowie der zellulären Invasion bzw. Metastasierung beteiligt. Cetuximab bindet an den EGFR mit einer ungefähr 5- bis 10-fach höheren Affinität als endogene Liganden. Es blockiert die Bindung endogener EGFR-Liganden und hemmt dadurch die Funktion des Rezeptors. Der Antikörper induziert die Internalisierung des EGFR und kann somit zu dessen Downregulierung führen. Außerdem kann Cetuximab gezielt zytotoxische Effektorzellen des Immunsystems auf die EGFR-exprimierenden Tumorzellen lenken und auf diese Weise die Antikörper-abhängige zelluläre Zytotoxizität vermitteln. |
Entwicklung individualisierter Therapien
Der monoklonale Antikörper stellt für zwei Drittel aller Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom eine neue Therapieoption dar, da der KRAS-Status des Tumors ein prädiktiver Faktor für die Wirksamkeit ist: Das KRAS-Gen kodiert ein Protein in der EGFR-Signalkaskade. In Tumoren mit KRAS-Mutation ist das KRAS-Protein permanent "angeschaltet". Deshalb besteht die Möglichkeit, dass die inhibitorische Wirkung von Cetuximab auf die nachgeschalteten Signalwege weniger effizient ist. In KRAS-Wildtyp-Tumoren hingegen ist das KRAS-Protein strengstens reguliert und wird nur als Reaktion auf eine bestimmte Stimulation, wie zum Beispiel die EGFR-Aktivierung, in Gang gesetzt. Dies ermöglicht eine effektive Blockade des nachgeschalteten Signalwegs durch den Antikörper Cetuximab. KRAS-Wildtyp-Tumoren treten bei bis zu 65% aller Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom auf.
Quelle
Pressemitteilung der Merck KGaA vom 23. Juli 2008.
ck
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