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- DAZ 7/2008
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Arzneimittel und Therapie
Spezifische Therapie kann Brüche und Kosten reduzieren
Mit der Bone-Eva-Studie sollte ein Bild der Epidemiologie, der Therapie und der Kosten einer Osteoporose erstellt werden. Nun liegen erstmals verlässliche Daten zur Häufigkeit der Osteoporose und deren Versorgungsrealität in Deutschland vor. Dazu haben Wissenschaftler am Berliner Institut für Gesundheits- und Sozialforschung Krankenkassendaten der Gmünder Ersatzkasse, Abrechnungsdaten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung und Daten des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung für den Zeitraum 2000 bis 2003 ausgewertet und entsprechend hochgerechnet. Im Jahr 2003 litten demnach 25,8% aller Menschen über 50 Jahren unter einer Osteoporose. Bei Frauen waren es 39% und bei Männern 9,7%. 4,3% der Patienten hatten osteoporosebedingte Frakturen, angeführt von fast 100.000 Oberschenkelhalsbrüchen. Ein Drittel dieser hospitalisierten Patienten kam niemals wieder nach Hause. Während für die Behandlung eines Osteoporose-Patienten ohne Knochenbruch durchschnittlich 281 Euro ausgegeben wurden, stiegen die Kosten für einen Patienten mit Fraktur auf mehr als das 35-Fache, nämlich auf 9962 Euro. Dennoch erhalten ausgerechnet ältere Frauen, die besonders Fraktur-gefährdet sind, überproportional häufig keine spezifische Medikation.
Frauen oft unterversorgt
Gerade diese Frauen, die häufig auch multimorbide sind, werden in klinischen Studien regelmäßig ausgeschlossen. Welche Therapien bei ihnen wirksam sind, ist in Versorgungsdaten aber durchaus dokumentiert. In der Real-Studie (Risedronate and Alendronate Cohort Study) wurden die gesammelten Daten aus dem Fundus amerikanischer Versicherungen von insgesamt 33.830 postmenopausalen Osteoporose-Patientinnen über 65 Jahren zusammengefasst und ausgewertet. Sechs Monate ohne Vorbehandlung mit Bisphosphonaten waren gut zwei Drittel neu mit Alendronat 70 mg/Woche und 12.215 Patientinnen neu mit Risedronat 35 mg/Woche eingestellt worden. Nach einem Jahr kam es trotz Risedronat-Behandlung bei 29 Patientinnen zu einem Oberschenkelhalsbruch, während dies bei 80 Patientinnen unter Alendronat der Fall war. Statistisch adjustiert ist die Risikominderung somit signifikant und beträgt 43%. Eine zusätzliche Analyse der Kohorten-Daten aus dem vergangenen Jahr erlaubte darüber hinaus auch einen Vergleich mit einer Kontrollgruppe. Dazu wurden diejenigen Patientinnen, die nur eine einzige Bisphosphonat-Verschreibung innerhalb eines Jahres erhielten, als Vergleichskollektiv herangezogen. Die Risikoreduktion der einmal wöchentlich mit Risedronat behandelten Patientinnen betrug gegenüber der Kontrollgruppe nach zwölf Monaten 50%. Im Gegensatz dazu ergab sich bei den Patientinnen, die einmal wöchentlich Alendronat erhielten, gegenüber der Kontrollgruppe keine signifikante Verminderung von Hüftfrakturen. Solche Kohorten-Daten sind in ihrer Aussagekraft zwar keineswegs mit den Ergebnissen von randomisierten kontrollierten Studien zu vergleichen. Sie geben aber dennoch wertvolle Hinweise für die Versorgungsrealität. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn sie mit den Ergebnissen aus kontrollierten Studien übereinstimmen. Für Risedronat gilt dies hinsichtlich der Hüftfraktur-Risikoreduktion durchaus, zumal die HIP-Studie die einzige Studie ist, mit der das primäre Ziel einer Reduktion von Femurfrakturen bei einer großen Fallzahl erreicht werden konnte.
Quelle
Prof. Dr. Dieter Felsenberg, Berlin; Prof. Dr. Peyman Hadji, Marburg; Dr. Hermann Schwarz, Freudenstadt: "Stabile Knochen – Therapieoptionen unter den Arzneimittelvereinbarungen 2008", Alliance for Better Bone Health, Königstein im Taunus, 2. Februar 2008, veranstaltet von der Procter & Gamble Pharmaceuticals Germany GmbH, Schwalbach am Taunus.
Martin Wiehl,
freier Medizinjournalist
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