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Gesundheitspolitik
Kinder und Arzneimittel: Die Apotheke ist gefragt!
Mit einer farbenfrohen Aktion warb die ABDA am 17. Juni am Berliner Bundespressestand für den "Tag der Apotheke". Eine vierte Klasse einer Kreuzberger Grundschule wurde mit Fingerfarben versorgt und auf weiß bekittelte Pharmazeuten losgelassen. Dabei hatten die Erwachsenen sicherlich nicht weniger Spaß als die Kinder – auch wenn einige der bunten Hände auch die Anzüge und Hemden der Apotheker trafen. Am Anschluss gab es Obst und Apfelschorle für die Schüler – und viel Information für die Presse. In fünf Vorträgen gab es Informationen rund um das Thema Kinder und Arzneimittel sowie die Kindergesundheit schlechthin. Vor allem der Publikumspresse sollte nahe gebracht werden, was Apotheken für die Gesundheit der Kinder leisten können.
ABDA-Vizepräsident Friedemann Schmidt stellte in diesem Rahmen die Ergebnisse einer infas-Umfrage zum Thema "Kinder und Arzneimittel" vor. Das Marktforschungsunternehmen hatte rund 3200 Elternteile mit Kindern im Alter bis zu 17 Jahren befragt. Danach ist es offenbar bestens um die Gesundheit der deutschen Kinder bestellt. 93 Prozent der Eltern schätzen den Gesundheitszustand ihrer Kinder als "gut" oder "sehr gut" ein. Dabei sind zwischen den einzelnen Bundesländern oder ländlichen und städtischen Gebieten kaum Unterschiede zu verzeichnen. Es zeigt sich lediglich, dass mit dem Einkommen auch der subjektiv wahrgenommene Gesundheitszustand der Kinder leicht steigt. Doch selbst in Haushalten mit einem Netto-Einkommen von 1000 bis 2000 Euro sind noch immer 90 Prozent der Eltern überzeugt, dass ihre Kinder bei (sehr) guter Gesundheit sind.
Zugleich gab aber ein gutes Viertel der Eltern an, ihr Kind leide unter einer chronischen Erkrankung. Zumeist handelt es sich dabei um Allergien (19 Prozent). Von einem Übergewicht ihrer Kinder berichten lediglich 2 Prozent – dieser Wert deckt sich nicht mit den Ergebnissen der KIGGS-Studie, die das Robert-Koch-Institut bei Kindern durchgeführt hat. Hier wurden unter den drei- bis 17-Jährigen gut 6 Prozent adipöse Kinder ausgemacht – und weitere knapp 9 Prozent, die zumindest übergewichtig sind. Schmidt geht hier von einem "underreporting" bei der telefonischen infas-Umfrage aus.
Trotz bester Gesundheit sind Arzneimittel für viele Kinder offenbar keine Seltenheit. Drei von fünf Eltern gaben an, ihrem Kind in den vergangenen vier Wochen Medikamente verabreicht zu haben. Dabei wurden diese Arzneimittel zu 61 Prozent vom Arzt gegen eine Krankheit und zu 19 Prozent vorbeugend verordnet. 43 Prozent der angewendeten Medikamente bezogen die Eltern ohne Rezept über die Apotheke – für Schmidt eine "beachtliche Größe". Er sieht diese Zahlen jedoch durchaus kritisch. Seinem Empfinden nach geben manche Eltern ihren Kindern zu schnell ein Arzneimittel. Auch bei Erkältungen greifen sie offenbar lieber zum Medikamentenschrank als zu Hausmitteln. Dass es nur 16 Prozent mit Wadenwickel und Ähnlichem versuchen, ist für den ABDA-Vize "überraschend". Besonders kritisch: Bei Kopfschmerzen nutzten 11 Prozent der Eltern für ihre Kinder Arzneimittel, die nur für Erwachsene zugelassen sind. So etwa ASS, das hierzulande zwar für Jugendliche ab 14 Jahren zugelassen ist, in anderen Ländern aber erst ab 16 Jahren – und das zu Recht, wie Schmidt meint. "Hier besteht noch erheblicher Beratungsbedarf", konstatiert Schmidt. Auch die 11 Prozent, die Vitaminpräparate und andere Nahrungsergänzungsmittel verabreichen, wüsste er gerne besser hinterfragt.
Insgesamt sind die Eltern mit der Gesundheitsversorgung ihrer Kinder sehr zufrieden und vergeben die Schulnote 2. Allerdings sinkt der Wert, je kränker das Kind ist. Eltern, die den Gesundheitszustand ihres Kindes als sehr gut empfinden, vergeben die Schulnote 1,8. Ist der Gesundheitszustand schlecht, sinkt die Bewertung auf 2,9. Die Apotheken nehmen in der Gesamtschau mit einer 1,8 eine Spitzenposition ein. Die gute Bewertung der Apotheken ist unabhängig vom Einkommen oder davon, ob eine Familie im Stadtzentrum wohnt, am Stadtrand oder in ländlichen Regionen. "Wir freuen uns über das Vertrauen der Eltern. Wir ruhen uns aber nicht darauf aus, sondern wollen noch besser werden", so Schmidt.
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