Interpharm 2009

Glaukom: viele Betroffene, hohe Dunkelziffer

Das Glaukom, auch als Grüner Star bekannt, ist weltweit die zweithäufigste Ursache für Erblindung. In Deutschland sind etwa eine Million Menschen betroffen, die Dunkelziffer wird auf die gleiche Größenordnung geschätzt. "Viele Menschen wissen noch gar nicht, dass sie ein Glaukom haben, erläuterte Priv.-Doz. Dr. Thomas Klink, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, in seinem Referat.

Beim Glaukom handelt es sich um eine charakteristische Schädigung des Sehnervs. Die Pathogenese ist multifaktoriell: in den meisten Fällen liegt eine chronische (beim Offenwinkelglaukom) oder plötzlich auftretende (beim Winkelblockglaukom) Abflussstörung des Augenkammerwassers zugrunde, die zu einem Anstieg des Augeninnendrucks führt. Beim Normaldruckglaukom dagegen ist die Ursache eine Durchblutungsstörung des Sehnervkopfes. Des Weiteren können sekundäre Abflusshindernisse im Trabekelwerk wie z. B. Narben oder Blutgefäßveränderungen zum Glaukom führen.

Letztendlich kommt es zum Untergang der empfindlichen Sehnervfasern, als Folge davon zu fortschreitenden Gesichtsfeldausfällen und schließlich zur Erblindung.

Eine schleichende Krankheit

"Das Tückische am Glaukom ist, dass es zu Beginn meist keine Symptome verursacht", betonte Klink. Erst nachdem 40 bis 50% der Nervenfasern untergegangen sind, treten die ersten Symptome, hauptsächlich Gesichtsfeldausfälle, auf. Eine Ausnahme ist das akute Winkelblockglaukom, bei dem ein plötzlicher Anstieg des Augeninnendrucks zu Kopfschmerzen und Sehstörungen ("Farbringe" um eine Lichtquelle erkennbar) führt.

Hauptrisikofaktor des Glaukoms ist der erhöhte Augeninnendruck. Daneben wurden weitere wichtige Risikofaktoren wie höheres Lebensalter, schwarze Hautfarbe, aufgetretenes Glaukom in der Verwandtschaft ersten Grades sowie Kurzsichtigkeit über 5 Dioptrien identifiziert. Auch Arzneistoffe können ein Glaukom auslösen, wie beispielsweise eine nur zweiwöchige Gabe von cortisonhaltigen Augentropfen.

Medikamentöse Therapie des Glaukoms
WirkstoffgruppeWirkstoffe (Bsp.)Präparate (Bsp.)
Betarezeptorenblocker

Timolol

Betaxolol

Carteolol

Metipranolol

Pindolol

Timo-Ophtal®

Betoptima®

Arteoptic®

Betamann®

Glauco-Stulln®

Prostaglandinderivate

Latanoprost

Bimatoprost

Travoprost

Tafluprost

Xalatan®

Lumigan®

Travatan®

Taflotan®

Carboanhydrasehemmer

Dorzolamid

Brinzolamid

Trusopt®

Azopt®

Sympathomimetika

Clonidin

Brimonidin

Clonid-Ophtal®

Alphagan®

Parasympathomimetika

Pilocarpin

Carbachol

Pilomann®

Isopto-Carbachol®

 

Quelle: Rote Liste

 

Empfehlungen zum Glaukom-Screening

  • ab dem 40. bis 64. Lebensjahr alle zwei bis drei Jahre
  • falls ein chronisches Glaukom bei Verwandten 1. Grades aufgetreten ist: bereits ab dem 20. bis 30. Lebensjahr in diesem Rhythmus
  • ab dem 65. Lebensjahr alle ein bis zwei Jahre

Zahlreiche Wirkstoffe verfügbar

Etwa 20% aller Glaukompatienten benötigen im Laufe ihrer Erkrankung eine Operation an einem, etwa 10% an beiden Augen. Darüber hinaus steht die Laserbehandlung (als ergänzendes Verfahren), vor allem jedoch die medikamentöse Therapie mit Augentropfen zur Verfügung. Die Leitlinien der European Glaucoma Society (EGS) empfehlen zunächst eine Monotherapie, dabei gegebenenfalls einen Wechsel auf einen anderen Wirkstoff. Falls dieser auch nicht ausreichend wirksam ist, wird auf ein Kombinationspräparat umgestellt.

In der Monotherapie sind Betablocker und Prostaglandine erste Wahl (siehe Tabelle), die auch für die First-line-Therapie zugelassen sind, außerdem Carboanhydrasehemmer (Second-line-Therapie). In der Kombinationstherapie sind Fixkombinationen vorteilhaft, da sie die Compliance verbessern können.

cb

Priv.-Doz. Dr. Thomas Klink

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