Ernährung aktuell

"Ein einheitlicher Beratungsstandard ist mir wichtig"

Ohne Apotheker Hans Gerlach gäbe es "Leichter leben in Deutschland" nicht. Er hat das Programm nicht nur initiiert, sondern es über die Jahre hinweg auch kontinuierlich weiterentwickelt. Mittlerweile ist es für ihn zum zweiten beruflichen Standbein geworden. Wir haben nachgefragt, wo er seine Arbeitsschwerpunkte setzt, welche weiteren Ziele er für das Konzept und wie sich LliD im Details für Kunden und teilnehmende Apotheken darstellt.
Hans Gerlach
Foto: LliD

DAZ: Herr Gerlach, Sie haben LliD zu einem bundesweit etablierten Diätkonzept ausgebaut. Wann entstand daraus ein eigenständiges Unternehmen und wie hat sich dieses über die Zeit entwickelt?

Gerlach: Anfänglich habe ich alles selbst neben dem normalen Apothekenbetrieb erledigt. Aber schon im Jahr 2004 mit circa 200 beteiligten Kolleginnen und Kollegen waren meine Mitarbeiter in der Apotheke und ich nicht mehr in der Lage, die Aktion so nebenbei zu organisieren. Daher habe ich – auch um den Apothekenbetrieb ordnungsgemäß aufrecht zu erhalten – das Abnehm- und Ernährungskonzept ausgegliedert und die "Leichter leben Vertriebs-GmbH" gegründet. Heute sind in der Firma fünf Mitarbeiter und eine Teilzeitkraft beschäftigt, die von den grafischen Entwürfen bis zur Entwicklung der Kochrezepte und der Betreuung der Apotheken alles erledigen.

DAZ: Wie sieht Ihr eigener Arbeitsschwerpunkt bei LliD aus?

Gerlach: Meine Hauptaufgabe ist die Betreuung der beteiligten Apotheken, deren Schulung und die Weiterentwicklung des Programms. Wichtig ist mir vor allem ein einigermaßen einheitlicher Beratungsstandard, was bei den unterschiedlichen Apothekentypen nicht immer ganz einfach ist. Trotzdem sollte der abnehmwillige Kunde in jeder Apotheke eine einheitliche und umfassende Beratung erhalten, die den geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht. Schließlich sind wir dies dem guten Ruf der Apotheken schuldig.

DAZ: Nach welchen Kriterien gehen Sie bei der Weiterentwicklung des Konzepts vor?

Gerlach: Mein Grundsatz war und ist, immer von jedem Ernährungskonzept das Beste, das Wirksamste und Praktikabelste herauszupicken und dies in die Sprache des Kunden zu übersetzen. Zum Start waren wir eine reine "Low fat"-Bewegung. Sehr schnell haben aber die beteiligten Apotheken die massiven Kompensationseffekte bei den Teilnehmern bemerkt und uns berichtet. Die Wurst, der Käse wurde immer dünner, das Brot darunter aber immer dicker und damit stagnierten die guten Anfangserfolge sehr schnell. So kam es zur Einbindung der "Low carb"- und "Slow carb"-Ernährungsformen. Mit diesen Kombinationen kann man auch die Präferenzen der Teilnehmer besser berücksichtigen und auch Verbote gibt es deutlich weniger. Der Mix macht den Erfolg aus, auch wenn es dadurch theoretisch ein wenig komplizierter wird. Aber die Apotheken erklären dies den Teilnehmern mit sehr viel Enthusiasmus.

DAZ: Stehen aktuell Änderungen im Konzept an?

Gerlach: Kommendes Jahr werden wir noch mehr Augenmerk auf die Bewegung richten. Dazu wird es einen intelligenten Aktivitätssensor für die Teilnehmer geben, der automatisch über das Internet ausgewertet wird. Die Apotheken haben damit keine weitere Arbeit, der Kunde wird aber die Ergebnisse über einen zentralen Server aus seiner betreuenden Apotheke per Mail erhalten. Die zurzeit mit einigen Apotheken laufenden Tests sind sehr ermutigend. Die Teilnehmer bewegen sich dadurch auch im Alltag deutlich mehr, ohne dies als Belastung oder gar als Sport zu empfinden.

DAZ: Sie empfehlen eine Regulation des Säure-Base-Haushaltes, wenn die Diät stockt. Der Bezug zwischen dem Säure-Base-Haushalt und dem Gewicht gilt ja als umstritten. Worauf beruht Ihre Empfehlung?

Gerlach: Ich habe mich jahrelang immer gegen eine Einbindung des "Säure-Basen-Haushaltes" beim Abnehmen gewehrt, denn die wissenschaftlichen Grundlagen waren mir einfach viel zu schwammig und zu dünn. Berichte von vielen Kollegen, die schon seit Jahren zu Beginn der Abnehmphase grundsätzlich entsäuern, haben mich umgestimmt. Zwischenzeitlich liegen auch diverse ersthafte Studien, z. B. der Uni Tübingen, Wien und Düsseldorf vor, die sehr eindrucksvoll den Zusammenhang zwischen einem Abnehmstillstand und einer Übersäuerung belegen. Und in der Praxis klappt’s auch wunderbar, auch wenn der allerletzte wissenschaftliche Beweis fehlt. Wer jahrelang von Chips, Schokolade, Wurst, Kaffee und Süßigkeiten lebt, der tut seinem Körper mit einer vernünftigen Entsäuerung sehr viel Gutes. Grundlage ist natürlich die Veränderung des Essens und Trinken, was ja nach dem Konzept von LliD automatisch passiert.

DAZ: Bestandteil von LliD sind mittlerweile auch verschiedene Diätprodukte. Nach welchen Kriterien werden sie produziert und ist an weitere Produkte gedacht?

Gerlach: Die Produkte von "Leichter leben in Deutschland" stehen nicht im Mittelpunkt des Konzeptes. Abnehmen soll der Kunde mit ganz normalen Lebensmitteln aus dem Supermarkt, vom Bäcker oder Metzger. Wir haben allerdings Produkte entwickelt, die es so im Supermarkt selten oder gar nicht gibt, z. B. Müslimischungen völlig ohne Zuckerzusatz, eine Gemüsebrühe ohne Geschmacksverstärker oder Eiweißpulver ohne Honig oder Zucker mit einem sehr niederen glykämischen Index. Auch unsere Brotbackmischungen mit einem sehr hohen Vollkornanteil sind bei den Kunden sehr beliebt. Zur Zeit arbeiten wir an einem gut schmeckenden Low-carb-Brot. Wir und die meisten Apotheken sehen die Produkte als reine Ergänzungen oder kleine zusätzliche Hilfen, nicht mehr.

DAZ: Müssen LliD-Apotheken Produkte abnehmen? Wenn ja, in welchen Mengen? Wie sieht es mit der Rückgabe bei abgelaufener Ware aus?

Gerlach: Wir beliefern mit unseren Büchern und Produkten nur angeschlossene Apotheken, keinen Großhandel, keine Büchereien. Umgekehrt hat die Apotheke keinerlei Abnahmeverpflichtung bei uns. Einige Apotheken bieten Produkte anderer Hersteller an, einige sind reine "Puristen" und machen Ernährungsberatung völlig ohne Zusatzverkäufe. Hier entscheidet jede Kollegin und jeder Kollege völlig unabhängig und ist uns keine Rechenschaft schuldig. Da wir nur kleine Mengen anbieten, ja sogar stückweise liefern, sind Retouren sehr selten und werden branchenüblich abgewickelt.

DAZ: Was wird den LliD-Teilnehmern in den Seminaren in der Apotheke vermittelt? Wie viele Seminare werden angeboten? Und wie hoch sind die Kosten für eine Abnehmphase?

Gerlach: Die beteiligten Apotheken bieten ihren Teilnehmern vier Seminare an, in denen die Grundlagen des Ernährungskonzeptes und die Umsetzung in die tägliche Praxis behandelt werden. Nach diesen Seminaren sind die Teilnehmer in der Regel sehr gut in der Lage, gesund und erfolgreich abzunehmen. Für Fragen und Unklarheiten steht ja die Apotheke immer zur Verfügung, ferner beantworten wir viele Teilnehmerfragen in unserem Forum im Internet. Die Rubrik "Frag die Experten" erfreut sich großer Beliebtheit. Die Kosten für die Teilnehmer sind sehr überschaubar, wir empfehlen den Apotheken für die Messungen und die Vorträge zwischen 50 und 80 Euro anzusetzen. Im Vergleich zu vielen Mitbewerbern liegen wir hier sehr günstig.

DAZ: Wie wird eine Apotheke zur LliD-Apotheke? Und welche Kosten entstehen ihr?

Gerlach: Wenn ein Mitarbeiter der Apotheke Erfahrung in der Ernährungsberatung hat, dann ist schon eine wichtige Voraussetzung vorhanden. Eine von uns angebotene Intensivschulung sollte aber auf alle Fälle besucht werden, denn das Ernährungskonzept von "Leichter leben in Deutschland" ist durch die Kombination aus verschiedenen Elementen schon etwas anspruchsvoller als FdH. Für Neueinsteiger beträgt unsere einmalige Pauschale inklusive der Schulung nur 350 Euro, für alle Wiederholer berechnen wir nur unsere Kosten für Handling, Drucksachen, Internet und Hotline und dies sind derzeit unter 200 Euro einmalig pro Jahr.

DAZ: Gibt es eine Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl an Seminaren pro Jahr durchzuführen?

Gerlach: Ja, wir verlangen von den angeschlossenen Apotheken die Durchführung einer angemessenen Zahl von Seminaren. Leider gibt es immer wieder einige (wenige) Kollegen, die nur am Produktverkauf Interesse haben. Wir nehmen solche Apotheken aber bei Kundenbeschwerden aus der Listung, denn Grundlage sind die Seminare, Schulungen und Messungen.

DAZ: Herr Gerlach, vielen Dank für das Gespräch!
Infos im Web Wer sich fürs Abnehmen mit LliD oder die Teilnahme als Apotheke interessiert, findet unter www.llid.de umfangreiche Infos.

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