Arzneimittel und Therapie

Integrasehemmer auch bei therapienaiven HIV-Patienten

Der Integrasehemmer Raltegravir (Isentress®) ist in seiner Anwendung künftig nicht mehr auf therapieerfahrene HIV-Patienten beschränkt. Vielmehr haben die europäischen Behörden die Zulassung auch auf therapienaive Patienten erweitert, sodass künftig praktisch alle erwachsenen HIV-Patienten Raltegravir in Kombination mit einem anderen antiviral wirksamen Medikament erhalten können.
HIV-Virus Der Integrasehemmer Raltegravir ist nun für die Behandlung einer HIV-1-Infektion in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten zugelassen sowohl bei erwachsenen Patienten, die zum ersten Mal wegen HIV-1 behandelt werden, als auch für Patienten, die schon andere Behandlungen wegen ihrer HIV-1-Erkrankung hinter sich haben.

Grafik: Helmholtz-HZI/B. Mießen

Trotz großer Fortschritte in den vergangenen Jahren gibt es bei der Behandlung der HIV-Infektion noch deutlichen Bedarf für neue Therapieoptionen und Therapieregime. Probleme bestehen vor allem durch das nicht seltene Therapieversagen bei Resistenzentwicklung sowie durch Intoleranzen gegen die üblicherweise eingesetzten Wirkstoffe wie die Nukleosid-Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) sowie die Non-NRTIs (NNRTIs) und die Protease-Inhibitoren (PI). Eine Erweiterung der Therapiemöglichkeiten steht nunmehr durch die Zulassungserweiterung für den bislang einzigen Integrasehemmer Raltegravir an, wie bei einem Symposium anlässlich des 19. Deutschen Workshops der DAGNÄ (Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e.V.) deutlich wurde.

Der Integrasehemmer hat seine klinische Wirksamkeit bereits in verschiedenen Studien unter Beweis gestellt. Dazu gehört die multizentrische, doppelblind randomisierte sogenannte STARTMRK-Studie, in der 563 therapienaive HIV-Patienten mit einer Plasmavirämie von mehr als 5000 Kopien/ml eingeschlossen wurden. Sie wurden mit Tenofovir und Emtricitabin behandelt sowie mit Efavirenz oder der Prüfmedikation Raltegravir. Diese wurde zweimal täglich verabreicht, wobei in den ersten 48 Wochen der Studie vier verschiedene Dosisregime (100, 200, 400 und 600 mg) geprüft wurden. Nach 48 Wochen erhielten alle Patienten unter Raltegravir den Integrasehemmer in einer Dosierung von zweimal täglich 400 mg. Primäre Endpunkte der Studie waren die Senkung der Viruslast auf weniger als 50 Kopien/ml in Woche 48 sowie die Sicherheit und Verträglichkeit des Integrasehemmers zu diesem Zeitpunkt. Sekundäre Endpunkte waren die Senkung der Viruslast auf weniger als 400 Kopien/ml sowie die Änderung der CD4-Zellzahl bis Woche 48.

Gleichwertige klinische Wirksamkeit

Es zeigte sich eine vergleichbare virologische Wirksamkeit nach 48 Wochen, Raltegravir erwies sich auch bei therapienaiven HIV-Patienten damit dem Efavirenz mindestens ebenbürtig bei allerdings etwas höherem Anstieg der CD4-Zellzahl. Zugleich wurde eine geringere Rate an unerwünschten Ereignissen und insbesondere ein geringerer Einfluss auf die Serumlipide als im Efavirenz-Arm gesehen.

Inzwischen liegen die Ergebnisse über mittlerweile 144 Wochen vor. Dabei zeigte sich, dass 78% der Patienten unter Raltegravir gegenüber 76% unter Efavirenz eine Viruslast unter 50 Kopien/ml erreichen. In beiden Studiengruppen wurde parallel dazu ein Ansteigen der CD4-Zellzahl gesehen und zwar um durchschnittlich 252 Zellen/mm3 unter Raltegravir und um 233 Zellen/mm3 unter Efavirenz.

Als Nebenwirkungen wurden in beiden Gruppen am häufigsten Durchfall, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen berichtet. Es zeigte sich ferner unter Raltegravir eine geringe Auswirkung auf das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin und die Triglyceride und die Patienten gaben auch seltener unerwünschte neuropsychiatrische Ereignisse und vor allem weniger abnorme Träume und Albträume an. Raltegravir ist in mehr als 80 Ländern zur Behandlung therapieerfahrener erwachsener HIV-Patienten in Kombination mit anderen antiretroviral wirksamen Arzneimitteln zugelassen.

 

Quelle

Dr. Fritz Ulf Bredeek, San Francisco; Prof. Dr. Hans-Jürgen Stellbrink, Hamburg: Symposium "Raltegravir – heute und morgen", 19. Deutscher Workshop der Deutschen Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter e.V. (DAGNÄ), Köln, 4. September 2009, veranstaltet von der MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar.

 


Christine Vetter, 
freie Medizinjournalistin

 

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