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Gesundheitspolitik
TK-Gesundheitsreport: Arbeit und Arbeitslosigkeit rauben vielen die Nerven
Bei Berufstätigen lag der Anstieg des Verordnungsvolumens in dieser ATC-Gruppe zwischen dem Jahr 2000 und 2009 bei 33 Prozent (von rund elf auf 14 Tagesdosen (DDD) im Jahr), bei Arbeitslosen liegen die Verordnungen über die jeweiligen Jahre hinweg sogar etwa doppelt bis dreimal so hoch. Besonders arbeitslose Frauen sind betroffen: Sie erhielten 2009 rund 30 Tagesdosen Antidepressiva – 2005 waren es noch etwa 18, im Jahr 2000 rund zwölf.
Längere Krankheitsdauer bedeutet nicht mehr Fälle
Diese Zahlen sagen noch nicht unbedingt etwas über die Häufigkeit der Fälle aus, räumte TK-Chef Norbert Klusen bei der Vorstellung des TK-Gesundheitsreports am 27. Mai in Berlin ein. Dass die Fehltage ansteigen, sei vor allem auf die längere Dauer der Krankschreibungen zurückzuführen: Von den gut zwölf Tagen, die TK-versicherte Erwerbspersonen im letzten Jahr krankgeschrieben waren, waren Berufstätige durchschnittlich rund 1,7 Tage psychisch bedingt arbeitsunfähig (2000: 1,1), Arbeitslose gut sieben Tage (2000:3,5). Die Diagnose "Psychische und Verhaltensstörungen" steht auch beim für langandauernde Erkrankungen gezahlten Krankengeld an der Spitze: Durchschnittlich erhielt jeder TK-Versicherte 2009 deshalb einen Tag Krankengeld, bei den Arbeitslosen waren es gar vier Tage.
Einfluss arbeitspolitischer Maßnahmen
Die deutlichen Unterschiede bei Berufstätigen und Arbeitslosen sollten aus Klusens Sicht auch die Politik aufmerken lassen. Hier zeigt der Rückblick auf die Dekade, dass die Entwicklung der Verordnungen von Antidepressiva sowie der Fehltage stark nach oben geschnellt sind, als 2005 die Hartz-Gesetzgebung in Kraft trat. "Das zeigt, dass auch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen deutliche Auswirkungen auf das Gesundheitswesen haben. Gesundheitspolitik ist also weit mehr als das Entwickeln von Sparmaßnahmen für die gesetzliche Krankenversicherung", so der TK-Vorstand.
Aber auch der arbeitenden Bevölkerung geht der Job zunehmend "auf die Nerven". Für Klusen ist dies angesichts der sich wandelnden Arbeitswelt verständlich: "Immer mehr Beschäftigungsverhältnisse sind befristet, dank moderner Kommunikationsmittel sind wir mittlerweile rund um die Uhr und nahezu überall erreichbar. Das geht an den Menschen nicht spurlos vorbei." Klusen bezeichnete die heutige Arbeitswelt als "Pop up-Gesellschaft", in der der Arbeitsrhythmus immer häufiger vom Computerbildschirm und darauf erscheinenden Pop up-Fenstern diktiert werde.
Verordnungsschlager: Blutdruck- und Lipidsenker
Die weitere Auswertung der TK-Versichertendaten zu Arzneimitteln zeigt, dass auch bei anderen Indikationen kräftig verordnet wird. Bei Herz-Kreislauf-Medikamenten hat sich das Verordnungsvolumen in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Fast 40 Prozent aller verschriebenen Arzneien entfallen mittlerweile auf diese Präparate, bei Männern sind es gar 46 Prozent. In dieser Gruppe, die zu 90 Prozent Blutdruck- und Lipidsenker beinhaltet, dominieren die ACE-Hemmer, die rund die Hälfte der verordneten Tagesdosen ausmachen. Ebenfalls verdoppelt hat sich in der letzten Dekade das Verordnungsvolumen von Antidiabetika.
Auffällig ist zudem, dass Männer mittlerweile mehr Arzneimittel verordnet bekommen als Frauen. Lange Zeit standen die Frauen hier deutlich an der Spitze – im Jahr 2004 kam es jedoch zu einem Einbruch. Seinerzeit fielen OTC aus dem GKV-Leistungskatalog. Zudem hatte Mitte 2002 die WHI-Studie zur Hormonersatztherapie für ein kritischeres Verordnungsverhalten gesorgt.
Den TK-Gesundheitsreport 2010 finden Sie im Internet unter www.tk-online.de. Pfad: Online-Filiale – Broschüren & mehr – Studien und Auswertungen.
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