Wirtschaft

DAX: Hat das Geduldspiel bald ein Ende?

DAX weiter im Korridor – Misstrauensvotum gegen die US-Geldpolitik

(hps). Wenn schon die US-Wirtschaft ihr Tempo drosselt, so soll wenigstens die US-Notenbank wieder den Geldhahn aufdrehen und im großen Stil Anleihen aufkaufen. Das hoffen zumindest die Anleger am Aktienparkett und halten den DAX beharrlich an der kritischen 6300er Barriere. Aber genau diesen Schritt der Notenbank fürchten die Skeptiker der amerikanischen Geldpolitik und flüchten in festverzinsliche Wertpapiere, Euro und Gold. Kann das, was den Risikoscheuen recht ist, den Aktionären billig sein? Auf Dauer wohl kaum. Doch das letzte Wort haben wahrscheinlich die Zahlen zur anlaufenden US-Quartalsberichterstattung.

Die Marktlage

Einen goldenen Oktober versprechen sich die Experten von der Börse, nachdem der traditionell schlechte Börsenmonat September überraschend gut ausgefallen war. Die zahlreichen Negativmeldungen aus dem hoch verschuldeten Irland und den Mittelmeeranrainern konnten dem DAX bislang wenig anhaben, was am Parkett als Ausdruck von Stärke interpretiert wird. Nun scheint sich unter den Experten immer mehr die Meinung durchzusetzen, dass das Verschuldungsproblem beherrschbar sei und die Anleger sich an diese Risiken gewöhnt hätten. Auslöser für den nachhaltigen Sprung über die hartnäckige 6300er Marke im DAX könnte nach Ansicht der Profis die beginnende US-Quartalsberichterstattung sein. In den USA erwartet man von den im amerikanischen S&P Index gelisteten Unternehmen einen durchschnittlichen Gewinnsprung von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Einig sind sich die Profis allerdings auch darin, dass der Ausblick, den die Unternehmen abliefern werden, wichtiger sein wird als die aktuelle Datenlage. Und genau diesbezüglich sind auch zahlreiche skeptische Stimmen zu hören. So zeigte der jüngste US-Index für das verarbeitende Gewerbe eine beachtliche Differenz zwischen gefüllten Lagern und einer aktuell sehr dürftigen Auftragslage. Einen derart großen Unterschied wies der Index in den vergangenen 30 Jahren nur drei Mal aus – und markierte damit in jedem der drei Fälle den Hochpunkt am Aktienmarkt. Fazit der Experten: Die besten Zeiten im Gewinnzyklus der Unternehmen seien bereits vorbei. Diese Meinung scheint man an den Devisen-, Anleihen- und Rohstoffmärkten zu teilen. Der Euro liegt bei stattlichen 1,40 USD. Nicht schlecht für eine vor Kurzem noch totgesagte Währung. Gleichzeitig haussieren die Kurse bei festverzinslichen Wertpapieren und Gold. Ein rares Phänomen. Doch selbst wenn momentan die Akteure am Aktienmarkt mit den Profis vom Anleihen-, Gold- und Devisenhandel in seltener Eintracht vereint scheinen: Ein Lager dürfte dabei auf dem Holzweg sein.

Bulle & Bär

Mit der anlaufenden Quartalsberichterstattung sollen die Börsenampeln eher auf Grün umspringen, lautet der Tenor der Analysten zur Wochenprognose für den DAX. Die Commerzbank-Strategen glauben an einen Stand von 6900 Punkten zum Jahresende. Viel zitiertes Argument der Profis: Die günstige Bewertung der DAX-Werte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der Gewinnschätzungen für das kommende Jahr sei mit 10 geradezu billig. Der langjährige KGV-Durchschnitt liegt bei 15. Deshalb gehen selbst Pessimisten im schlechtesten Fall von einer Fortsetzung der Seitwärtsbewegung im DAX aus.

Unterdessen kam der DAX auch letzte Woche wie erwartet nicht vom Fleck. Ein kleiner Schwächeanfall ließ das Börsenbarometer zwar bis auf 6120 Punkte zurückfallen, konnte sich aber im Zuge der angekündigten Fortsetzung der Null-Zins-Politik Japans wieder auf das Ausgangsniveau erholen. Blickt man nun als Anleger auf das Börsenumfeld, dann fällt es einfach schwer, sich dem Optimismus der Profis anzuschließen. Nicht nur, weil sich die Anleihenmärkte nach wie vor – trotz des bereits sehr niedrigen Renditeniveaus – über weiteren Zufluss an Liquidität freuen und damit die Aktienmärkte trockenlegen. Irritierend wirken auch die haussierenden Goldnotierungen und die massive Flucht aus dem Dollar – eine unheilige Allianz. Dies alles fügt sich zu einem Bild von einer weiter schwachen US-Konjunktur zusammen, was sich konsequenterweise bald auch in negativen Unternehmensausblicken widerspiegeln sollte. Die Aktienmärkte scheinen ihre Hoffnung auf Liquiditätsspritzen durch die amerikanische Notenbank und die Billigzinssätze in Japan zu reduzieren – und das ist mittelfristig einfach zu dürftig. Auch wäre das Christkind mit der Weihnachtsrallye zum jetzigen Zeitpunkt viel zu früh dran und liefe Gefahr, dass ihm pünktlich zum Fest die Puste ausgeht. Dabei hat man als Anleger durchaus gute Gründe, an die Weihnachtsrallye zu glauben. Aber vermutlich nicht schon zu diesem Zeitpunkt und nicht auf Basis der aktuellen Börsenbewertung.

Eckdaten zum 7. Oktober 2010 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (7. 10., 11.50 h)
6254 Punkte
Dow Jones
(6. 10. Schluss)
10.967 Punkte
Gold (Feinunze)
1360,90 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,09%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,81%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,25%
1,75% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de

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