Interpharm 2010

Multimodale Therapie verringert Rückfallrisiko

Die meisten Erstmanifestationen einer Depression treten zwischen dem 35. und 45. Lebensjahr auf, doch sind auch Kinder und Jugendliche nicht selten von der Erkrankung betroffen. Die Diagnose ist in jungen Lebensjahren erschwert, da die Symptome etwas anders gewichtet sind als im Erwachsenenalter, so Prof. Dr. Gerd Laux, Wasserburg . Für alle Altersgruppen stehen unterschiedliche therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, wobei die medikamentöse Behandlung für Kinder aufgrund fehlender Zulassungen eingeschränkt ist.


Inhaltsverzeichnis: Interpharm 2010

    Blutgerinnungssystem
  • Das Blutgerinnungssystem: Funktionen und physiologisches Zusammenspiel
  • Pathophysiologie: Wenn die Blutgerinnung gestört ist
  • Hämostasediagnostik: Wie Störungen der Gerinnung zu erkennen sind
  • Arterielle Thromboembolien: Ischämische Infarkte differenziert behandeln
  • Venöse Thromboembolien: Heparine sind individuelle Arzneistoffe
  • Blutgerinnungshemmer: Mit Interaktionen und Nebenwirkungen richtig umgehen
  • Operation unter dualer Plättchenhemmung? Perioperatives Prozedere individuell entscheiden
  • Non-Compliance und genetische Polymorphismen: Wenn Patienten auf ASS oder Clopidogrel nicht ansprechen
  • Unter oraler Antikoagulation: Besondere Aufmerksamkeit des Apothekers ist gefragt
    Asthma und COPD
  • Raucherentwöhnung: Die Nicotinsucht blockieren!
  • COPD: Beste Therapieoption: Weg mit dem Glimmstängel
  • Leitlinienkonforme Asthmabehandlung: Therapiedefizite bei Asthma überwinden
  • Asthmapatienten in der Apotheke: Anwendungsfehler bei Inhalativa vermeiden
    Studien
  • Arzneimittelstudien: Tricks zur Bewertung
  • Studien bewerten: Keine Angst vor Statistik
    Innovationen
  • Arzneimittel in der Pipeline: Fortschritte mit neuen und bekannten Wirkprinzipien
    Depressionstherapie
  • Depressionen im Alter: Keine adäquate Therapie
  • Jugend- und Midlife-Depressionen: Multimodale Therapie verringert Rückfallrisiko
  • Mikronährstoffe: Unterstützung der Depressionstherapie (Seminar)
    Neuro-Enhancement
  • Neuro-Enhancement: Riskantes „Hirndoping“ oder legitime Leistungsstütze?
  • Neuro-Enhancement: Selbstversuche ersetzen keine Studien
    Prävention und Alternativmedizin
  • Prävention mit Mikronährstoffen: Das Potenzial ausschöpfen!
  • Gesundheitsförderung: Apotheker als kompetente Präventionsmanager
  • Prophylaxe: Mit Homöopathie vorbeugen
  • Biochemie nach Dr. Schüßler: Antlitzanalyse hilft bei der Mittelauswahl
    Seminare
  • Reisemedizin: DIE Reiseapotheke gibt es nicht
  • Chemikalien in der Apotheke: Einstufung und Kennzeichnung von Gefahrstoffen
  • Arbeitsrecht: Der Apothekenleiter als Arbeitgeber


Prof. Dr. Gerd Laux

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Die Prävalenz depressiver Störungen bei Jugendlichen wird auf 3 bis 9% geschätzt. Das Erscheinungsbild einer Depression ist bei jungen Patienten sehr facettenreich. Prof. Dr. Gerd Laux wies darauf hin, dass Symptome wie sozialer Rückzug, Antriebs- und Interesselosigkeit, Leistungsschwäche, Reizbarkeit und Selbstwertprobleme häufig nicht als Ausdruck einer Depression erkannt und von Eltern und Lehrern mitunter falsch gedeutet werden. Erst mit zunehmendem Alter treten charakteristische Symptome einer Depression in den Vordergrund. Wie bei Depressionen in anderen Lebensabschnitten gibt es keine monokausalen Ursachen für die Erkrankung Jugendlicher. Diskutiert werden genetisch-neurobiologische Noxen (Störungen im Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminstoffwechsel oder an der Stresshormonachse) und psychosoziale Faktoren (Trennungen, gestörte Elternbeziehung).

Symptomatik der "Losigkeit"


Jugendliche Depressive sind häufig freudlos, lustlos, interesselos, hoffnungslos, gefühllos, entscheidungslos, schwunglos, antriebslos oder ruhelos, energielos, kraftlos, schlaflos.

Multimodaler Therapieansatz

Zur Behandlung der Depression sollte bei Erwachsenen und Kindern immer ein multimodaler Therapieansatz gewählt werden. In leichten Fällen besteht die Möglichkeit einer Psychotherapie oder begrenzt ein beobachtendes Abwarten. Bei stärkerer Krankheitsausprägung kommt die Pharmakotherapie hinzu, ergänzt durch weitere Maßnahmen wie Psychoedukation, Begleittherapien, Schlafentzugstherapie oder Paartherapie (letztere bei Erwachsenen). Bei der Pharmakotherapie ist zu beachten, dass bei ungenügendem Ansprechen der Wirkstoff gewechselt werden muss. Des Weiteren muss die klinische Relevanz einer medikamentösen antidepressiven Therapie richtig eingestuft werden: Der große Nutzen der Antidepressiva liegt nicht im Erzielen von Kurzzeiteffekten, sondern im Verhindern von Rezidiven. In diesem Punkt sind sie Placebotherapien – mit denen durchaus kurzfristige Erfolge erzielt werden – weit überlegen.

Depressionen - was der Patient wissen sollte


Depressionen sind eine häufig auftretende Erkrankung und "keine Schande".

Depressionen gehen mit einer guten Prognose einher und sind behandelbar.

Für die medikamentöse Therapie gilt:

  • Nebenwirkungen treten meist nur am Anfang auf
  • Wirklatenz beträgt zwei bis drei Wochen
  • Dauer der Einnahme erstreckt sich über Monate

Während der Erkrankung sollten keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden!

Depressionstherapie bei Jugendlichen

Ist eine Pharmakotherapie bei Jugendlichen erforderlich, sollte diese von einer psychosozialen Behandlung und der Psychotherapie flankiert werden. Wichtig sind dabei der Abbau belastender Faktoren und der Aufbau positiver Aktivitäten. Ziele sind eine Strukturierung des Alltags, das Erlernen sozialer Kompetenzen, eine Stärkung der Selbstsicherheit und das Aneignen von Strategien zur Problemlösung. Die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie sind eingeschränkt, da in Deutschland nur Fluoxetin zur Therapie von Depressionen bei Jugendlichen zugelassen ist. Der Einsatz von Mitteln der zweiten Wahl wie Sertralin und Citalopram (ev. Mirtazapin) erfolgt off label. Bei Jugendlichen kann unter einer Therapie mit SSRI ein Aktivierungssyndrom auftreten. Darunter versteht man das erhöhte Risiko von Suizidgedanken, dieses Risiko darf aber nicht mit einem erhöhten Suizidrisiko gleichgesetzt werden.


pj

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