- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 12/2010
- Multimodale Therapie ...
Interpharm 2010
Multimodale Therapie verringert Rückfallrisiko
Die Prävalenz depressiver Störungen bei Jugendlichen wird auf 3 bis 9% geschätzt. Das Erscheinungsbild einer Depression ist bei jungen Patienten sehr facettenreich. Prof. Dr. Gerd Laux wies darauf hin, dass Symptome wie sozialer Rückzug, Antriebs- und Interesselosigkeit, Leistungsschwäche, Reizbarkeit und Selbstwertprobleme häufig nicht als Ausdruck einer Depression erkannt und von Eltern und Lehrern mitunter falsch gedeutet werden. Erst mit zunehmendem Alter treten charakteristische Symptome einer Depression in den Vordergrund. Wie bei Depressionen in anderen Lebensabschnitten gibt es keine monokausalen Ursachen für die Erkrankung Jugendlicher. Diskutiert werden genetisch-neurobiologische Noxen (Störungen im Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminstoffwechsel oder an der Stresshormonachse) und psychosoziale Faktoren (Trennungen, gestörte Elternbeziehung).
Symptomatik der "Losigkeit"Jugendliche Depressive sind häufig freudlos, lustlos, interesselos, hoffnungslos, gefühllos, entscheidungslos, schwunglos, antriebslos oder ruhelos, energielos, kraftlos, schlaflos. |
Multimodaler Therapieansatz
Zur Behandlung der Depression sollte bei Erwachsenen und Kindern immer ein multimodaler Therapieansatz gewählt werden. In leichten Fällen besteht die Möglichkeit einer Psychotherapie oder begrenzt ein beobachtendes Abwarten. Bei stärkerer Krankheitsausprägung kommt die Pharmakotherapie hinzu, ergänzt durch weitere Maßnahmen wie Psychoedukation, Begleittherapien, Schlafentzugstherapie oder Paartherapie (letztere bei Erwachsenen). Bei der Pharmakotherapie ist zu beachten, dass bei ungenügendem Ansprechen der Wirkstoff gewechselt werden muss. Des Weiteren muss die klinische Relevanz einer medikamentösen antidepressiven Therapie richtig eingestuft werden: Der große Nutzen der Antidepressiva liegt nicht im Erzielen von Kurzzeiteffekten, sondern im Verhindern von Rezidiven. In diesem Punkt sind sie Placebotherapien – mit denen durchaus kurzfristige Erfolge erzielt werden – weit überlegen.
Depressionen - was der Patient wissen sollteDepressionen sind eine häufig auftretende Erkrankung und "keine Schande". Depressionen gehen mit einer guten Prognose einher und sind behandelbar. Für die medikamentöse Therapie gilt:
Während der Erkrankung sollten keine wichtigen Entscheidungen getroffen werden! |
Depressionstherapie bei Jugendlichen
Ist eine Pharmakotherapie bei Jugendlichen erforderlich, sollte diese von einer psychosozialen Behandlung und der Psychotherapie flankiert werden. Wichtig sind dabei der Abbau belastender Faktoren und der Aufbau positiver Aktivitäten. Ziele sind eine Strukturierung des Alltags, das Erlernen sozialer Kompetenzen, eine Stärkung der Selbstsicherheit und das Aneignen von Strategien zur Problemlösung. Die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie sind eingeschränkt, da in Deutschland nur Fluoxetin zur Therapie von Depressionen bei Jugendlichen zugelassen ist. Der Einsatz von Mitteln der zweiten Wahl wie Sertralin und Citalopram (ev. Mirtazapin) erfolgt off label. Bei Jugendlichen kann unter einer Therapie mit SSRI ein Aktivierungssyndrom auftreten. Darunter versteht man das erhöhte Risiko von Suizidgedanken, dieses Risiko darf aber nicht mit einem erhöhten Suizidrisiko gleichgesetzt werden.
pj
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.