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Pharmazie erlebbar machen

MERAN (ck). In ihrer Eröffnungsrede auf dem diesjährigen Pharmacon Meran zog Erika Fink, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Bilanz: Die Apotheker setzen erfolgreich die Qualitätsoffensive der BAK um. Das Engagement zur Verbesserung der Beratungsqualität in der Offizin dürfe aber nicht nachlassen, so Fink. Dazu gehöre es auch, sich verstärkt um den beruflichen Nachwuchs zu bemühen.
"Wir müssen um junge Menschen werben": BAK-Präsidentin Erika Fink

Foto: DAZ/ck

Fink freute sich, so viele Apothekerinnen und Apotheker in Meran zur Fortbildungswoche begrüßen zu können. Denn um Patienten gut zu beraten, brauche es eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung und während des gesamten Berufslebens eine ständige und qualitativ hochwertige Fortbildung. Eine solche biete die 48. Fortbildungswoche für praktische und wissenschaftliche Pharmazie der Bundesapothekerkammer in Meran, die vom 30. Mai bis zum 4. Juni stattfindet. Die optimale Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln ist und bleibt das Ziel der Apotheker, betonte Fink. "Wir sind für die Kunden da." Fraglich erscheint ihr aber, ob dieses Signal auch bei der Politik ankommt. Zwar wurde eine Änderung des Verbotes des Fremd- und Mehrbesitzes abgelehnt und festgehalten, dass die Auswüchse des Versandhandels durch ein Verbot der Pick-up-Stellen bekämpft werden sollen, doch die Umsetzung erweist sich als nicht so einfach. Man sei in Gesprächen mit den Politikern, so Fink: "Den Bekundungen, Pick-up-Stellen abschaffen zu wollen, müssen nun auch Taten folgen."

Schwerpunkt Beratungsqualität

Taten werden aber auch von den Apothekern erwartet. Nicht nur die Politik, die gesamte Öffentlichkeit schaut kritisch, ob und wie Apotheker ihren Auftrag zur Beratung und flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln erfüllen. Taten erwarte man besonders nach der letzten Veröffentlichung von Stiftung Warentest und dem ZDF-Reporter-Beitrag "Apotheken auf dem Prüfstand" vom 27. Mai 2010 (siehe AZ 2010, Nr. 22, S. 1). Fink begrüßte den Beitrag im ZDF, der in seinem Pro und Contra keineswegs polemisch gewesen sei. Er habe eher zum Nachdenken über verschiedene Modelle der Arzneimittelversorgung angeregt, mit denen eine intensive Beratung und medizinisch-pharmazeutische Überwachung der Patienten erfolgreich praktiziert werden können. Das Ergebnis zum Test der Beratungsqualität in den Apotheken sei dagegen beschämend gewesen, so Fink. Aspirin kommentarlos an eine Schwangere bzw. Formigran ohne Erläuterungen an einen älteren Patienten abzugeben, "das ist nicht lustig".

Zufriedener zeigte sich die BAK-Präsidentin mit den von Stiftung Warentest vor wenigen Wochen veröffentlichten Ergebnissen von Apothekentests (siehe AZ 2010, Nr. 17, S. 1): 50 Apotheken wurden getestet, davon 27 Vor-Ort-Apotheken, die alle einer Kooperation angehörten, und 23 Versandapotheken. Von den getesteten Präsenzapotheken schnitten 23 mit gut oder befriedigend ab, von den Versandapotheken waren nur vier befriedigend, 19 Versandapotheken wurden lediglich mit ausreichend oder mangelhaft beurteilt. Das Ergebnis spreche für die Präsenzapotheke, doch dürfe man sich nicht darauf ausruhen.

Mehr Diskretion in der Offizin

Veröffentlichte Testergebnisse können auch Veränderungen anregen: So bemängelte Stiftung Warentest in der Vergangenheit die häufig fehlende Diskretion in der Beratung. In vielen Apotheken wurde auch schon ein separater Beratungsraum eingerichtet, damit eine Vertraulichkeit der Beratung gewahrt werden kann. Doch die Bemühungen sollten dahin gehen, dass bei jeder Arzneimittelabgabe am Handverkaufstisch ein gewisses Maß an Vertraulichkeit gewährleistet wird. Auch wenn ein entsprechender Umbau der Offizin oft unrealistisch und eher die Ausnahme ist, so sollte Fink zufolge doch in jeder Apotheke kritisch der Ist-Zustand betrachtet und überlegt werden, wie man das Beste aus einer bestehenden Situation herausholen kann. Oft lassen sich ohne größeren Aufwand Diskretionszonen schaffen. Etwas zu tun, ist immer besser, als abzuwarten, so Fink. Der Kreativität seien dabei kaum Grenzen gesetzt!

Gebt dem Nachwuchs eine Chance!

In den letzten Jahren ist die Zahl der Bewerber um einen Studienplatz der Pharmazie kontinuierlich gesunken. "Wollen wir auch in der Zukunft ausreichend Nachwuchs haben", meinte Fink, "werden wir um die jungen Menschen werben müssen". Fink forderte, die Pharmazie vor allem für Jugendliche "erlebbar zu machen". Interessierten jungen Menschen sollte die Möglichkeit eines Praktikums in der Apotheke gegeben werden. "Wir müssen uns erklären", so Fink, damit die Apotheken nicht so geheimnisvoll wirken. Wichtig sei es, die Vielseitigkeit des Apothekerberufs herauszustellen. Nicht vergessen werden dürften zudem die Studenten, die Pharmazeuten im Praktikum und die jungen Apotheker. Man müsse ihnen die Möglichkeit zur Mitarbeit bieten, sie nicht nur fördern, sondern auch fordern, ihnen etwas zutrauen und Verantwortung übergeben. Fink dazu: "Nur dann werden sie Freude am Beruf bekommen, diesen erfolgreich und überzeugend ausüben und letztendlich in der Apotheke auch eine wertvolle Stütze sein."

Die Preisträger Dominique Fritzsche und Philipp Rudolph freuten sich, die Auszeichnung aus den Händen der BAK-Präsidentin Erika Fink entgegennehmen zu können.
Foto: DAZ/ck

Ehrung: Verleihung des Dr. Hellmuth-Häussermann-Preises


Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zum diesjährigen Pharmacon Meran verlieh die Präsidentin der Bundesapothekerkammer, Erika Fink, den Dr. Hellmuth-Häussermann-Preis 2010. Mit diesem Preis soll die Qualifizierung des pharmazeutische Nachwuchses auf höchstem Niveau gefördert werden.

Die Dr. Hellmuth-Häussermann-Stiftung gibt es seit 1979, sie wurde vom Landesapothekerverein Niedersachsen zum Gedenken an den Apotheker und Diplomchemiker Dr. Hellmuth Häussermann gegründet. Der interessierte Wissenschaftler und hervorragende Pädagoge gilt als der Begründer der Fortbildung der Apothekerkammer Niedersachsen. Sein vorrangiges Ziel war es, Apotheker auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu halten und den beruflichen Nachwuchs zu fördern. Waren anfänglich die pharmazeutische Analytik und Technologie Schwerpunkt der Stiftungsarbeit, so rückten in den vergangenen Jahren die pharmazeutische Betreuung und die Qualitätssicherung in den Mittelpunkt, insbesondere für die Herstellung von Individualrezepturen in der Apotheke.

Die beiden Preisträger Dominique Fritzsche und Philipp Rudolph haben sich mit der Erfassung und Bewertung nicht standardisierter Rezepturen aus Sachsen-Anhalt beschäftigt. Das Kuratorium der Stiftung befand, dass die beiden jungen Pharmazeuten damit einen herausragenden Beitrag geleistet haben, den hohen Qualitätsanspruch des Apothekerberufs auch auf dem Gebiet der Individualrezepturen zu beweisen.

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