Deutscher Apothekertag 2010

Schlecht informiert

Klaus G. Brauer

Politiker auf dem Apothekertag – das ist immer wieder ein besonderes Erlebnis. Wenn sie denn kommen. Richtig, manchmal - in Sitzungswochen - gibt es wirklich Terminprobleme. Trotzdem: Leere Stühle können auch Signale sein; ebenso wie besetzte.

Diesmal fehlten SPD und Grüne bei der Eröffnung des Apothekertages. In der Diskussionsrunde zwei Tage später aber waren sie präsent. CDU/CSU und FDP, immerhin, waren beides Mal vertreten, zeigten sich allerdings nicht immer optimal informiert. Ulrike Flach, seit einem Jahr Gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, war offensichtlich schlecht "gebrieft". Sie verstieg sich zu der Behauptung, in den letzten zehn Jahren habe sich die Zahl der PTA in Apotheken "um 40.000" erhöht; da müsse man doch mal überlegen dürfen, ob sich da nicht etwas sparen ließe. Nun: Erstens stieg die Zahl nur um rund 13.000, wobei parallel die Zahl der Pharmazieingenieure um 2000 abnahm und gegenzurechnen wäre. Der verbleibende Schub lief parallel zur Durchsetzung der Rabattverträge, die den Arbeitsaufwand in der Apotheke nach oben trieben (BSSichG ab 2003; GKV-WSG ab 2007). Schade, dass Frau Flach nicht gleich auf dem Podium exakt korrigiert wurde.

Das gilt auch für Jens Spahn, den überaus eloquenten gesundheitspolitischen Sprecher der CDU. Er monierte, dass die SPD und die Linke bei der Eröffnung Beifall bekamen. Die SPD war da allerdings gar nicht vertreten. Und Frau Bunge von den Linken bekam Beifall, weil sie für die Beibehaltung des Fremdbesitzverbotes eintrat – nicht, wie Spahn unterstellte, für das Gegenteil.

Gesundheitspolitik ist schwierig, auch beim Erinnern. Spahn meinte z. B., weil die Apotheker Höchstpreise für verschreibungspflichtige Arzneimittel ablehnten, habe man im Gegenzug den Kassenrabatt auf 2,30 Euro angehoben. Apothekervertreter erinnern sich anders: Der Gegenzug sei die Zusage der Apotheker gewesen, bei der Umsetzung der Rabattverträge zu helfen. Die Erhöhung des Kassenrabattes sei als befristetes Sonderopfer der Apotheker gedacht gewesen.

Sei’s drum: Wichtiger wäre, dass die Koalition einsieht, was sie mit dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz auch oder sogar vorrangig bei den Apotheken anrichtet, wenn sie bei der vorgesehenen Spannenkürzung für den Großhandel bleibt.

Klaus G. Brauer


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