DPhG

Nutzen zu wenig belegt

Der einzige Inhaber eines Lehrstuhls für komplementäre Medizin in Europa, Prof. Dr. Edzard Ernst von der Peninsula Medical School, Universities of Exeter & Plymouth, setzt sich seit Jahren kritisch mit der vorliegenden Evidenz für die verschiedenen alternativen Therapien auseinander. Sein Fazit lautet: Hier besteht erheblicher Nachholbedarf.

Inhaltsverzeichnis: DPhG-Jahrestagung

Edzard Ernst
Foto: DAZ/hb

Die komplementäre Medizin ist ausgesprochen populär, wie Ernst anhand der Ergebnisse einer Metaanalyse verschiedener Erhebungen deutlich machte. Hiervon zeugen auch die rund 50 Mio. Webseiten zu diversen Themen, auf denen allerdings laut Ernsts hartem Urteil überwiegend "kompletter Blödsinn" verbreitet wird. Besonders in Deutschland, Japan und in den USA ist die Anhängerschaft groß, für ihn ein Grund, sich gerade hierzulande kritisch mit alternativen Heilmethoden auseinanderzusetzen. Bislang vermisst Ernst diese Auseinandersetzung noch, sowohl bei den Ärzten als auch bei den Apothekern.

Seine Forschung stützt er im Wesentlichen auf systematische Reviews und Metaanalysen. Anhand einer Metaanalyse von publizierten Studien zur Evidenz der Aromatherapie bei Bluthochdruck hat er herausgefunden, dass deren Wirksamkeit keineswegs überzeugend belegt ist. Ähnlich beurteilt er auf der Basis von Datenbanken-Recherchen die Bach-Blüten-Therapie; darüber hinaus will er nach einem "Review of systematic reviews" auch zum Einsatz der Homöopathie keine positive Empfehlung abgeben.

Erheblich besser stehen die pflanzlichen Arzneimittel da, bei denen Ernst zum einen ein wachsendes Interesse in der klinischen Erforschung und zum anderen auch klinisch-epidemiologische Ansätze verzeichnet. Als Paradebeispiel führte er die gute Erforschung von Hypericum an, das sich als mindestens genauso wirksam wie synthetische Antidepressiva erwiesen hat und zudem mit dem Vorteil seiner Nebenwirkungsarmut aufwarten kann.

Sein Fazit: Die komplementäre Medizin braucht dringend vermehrte Anstrengungen in der klinischen Forschung, und sie ist einer wissenschaftlichen Prüfung auch durchaus zugänglich. hb

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