Praxis aktuell

Für eine hochwertige Ausbildung des Berufsnachwuchses

Seit Mitte letzten Jahres gibt es in Baden-Württemberg die Akademischen Ausbildungsapotheken. Das deutschlandweit einmalige Projekt soll zu einer nachhaltigen Verbesserung der Ausbildung des Berufsnachwuchses beitragen. Die Auszeichnung als Akademische Ausbildungsapotheke soll eine hohe Ausbildungsqualität nicht zuletzt durch die personelle, organisatorische und sachliche Ausstattung der Ausbildungsapotheke gewährleisten.
Foto: Dr. Hermann Vogel jun.
Die Qualität der Ausbildung der Pharmazeuten im Praktikum nachhaltig zu verbessern ist das Ziel der Akademischen Ausbildungsapotheken. Im Endeffekt können alle Beteiligten profitieren: Apotheker, denen eine hochwertige Ausbildung des Berufsnachwuchses wichtig ist, werden mit hoch motivierten Pharmazeuten im Praktikum zusammengeführt, die ein besonders anspruchsvolles Praktikum absolvieren möchten.

"Durch unser Konzept der Akademischen Ausbildungsapotheke werden Apotheker, denen eine hochwertige Ausbildung des Berufsnachwuchses besonders am Herzen liegt, zusammengeführt mit Pharmazeuten im Praktikum, die ein besonders anspruchsvolles Praktikum absolvieren wollen," so begründet Dr. Günther Hanke, Präsident der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die Idee.

Apotheken profitieren durch die Auszeichnung als Akademische Ausbildungsapotheke mehrfach: Sie finden leichter hoch motivierte Praktikanten – was gerade Apotheken im ländlichen Raum zugutekommt. Sie können aber auch nach außen durch Verwendung des Logos der Akademischen Ausbildungsapotheke ihr besonderes Engagement zeigen. Der Nachwuchs profitiert, indem er Hilfe bei der Suche nach der für ihn geeigneten Ausbildungsapotheke erhält.

Qualitätskriterien müssen erfüllt werden

Vor der Akkreditierung als Akademische Ausbildungsapotheke durch die LAK müssen gewisse Qualitätskriterien erfüllt werden: So muss der Ausbilder Fachapotheker für Allgemeinpharmazie oder Fachapotheker für Klinische Pharmazie sein, über ein gültiges Fortbildungszertifikat verfügen und an einem Einführungskurs der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg teilnehmen. Die Apotheke muss weitere Voraussetzungen erfüllen, wie beispielsweise eine ausgewogene Kundenstruktur, regelmäßige Rezepturherstellung, sich mindestens einmal jährlich an ZL-Ringversuchen beteiligen und am Pseudo-Customer-Konzept teilnehmen. Die Akkreditierung ist kostenfrei.

17 Apotheken wurden inzwischen von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg als Akademische Ausbildungsapotheken akkreditiert. Weitere Akkreditierungsverfahren laufen. Das Interesse am Konzept ist also groß, trotz der vorgegebenen Kriterien. Hanke: "Die Qualitätskriterien sind bewusst streng gehalten. Wir wollen, dass Akademische Ausbildungsapotheken etwas Besonderes sind. Dadurch sorgen wir für noch mehr Qualität in der Ausbildung des Berufsnachwuchses." Die Ausbildungsqualität wird kontinuierlich und auf Anforderung der Landesapothekerkammer mittels eines Fragebogens der Landesapothekerkammer sowohl durch den Ausbilder als auch den Pharmazeuten im Praktikum evaluiert.

Aber nicht nur das Interesse seitens der Kammermitglieder ist groß. Auch aus anderen Bundesländern kommen Nachfragen seitens der Apotheker. "Wir akkreditieren nur Apotheken in Baden-Württemberg", so Patrick Schäfer, Leiter der Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Kammer Baden-Württemberg und dort zuständig für das Projekt. Aber auch schon andere Kammern haben ihr Interesse an diesem innovativen Konzept bekundet. Schäfer: "Wir haben einigen interessierten Kammern bereits Unterlagen zukommen lassen und freuen uns natürlich, dass das Projekt so gut ankommt." Auch der Bundesverband der Pharmaziestudierenden hat sich bereits positiv zum Konzept geäußert.

Auf ihrer Homepage informiert die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg ausführlich über das Projekt. Neben einer ständig aktualisierten Übersicht über die bereits akkreditierten Akademischen Ausbildungsapotheken stehen dort die Satzung zur Akademischen Ausbildungsapotheke mit allen geforderten Kriterien sowie ein Antrag auf Akkreditierung zum Download zur Verfügung: www.lak-bw.de/ausbildung/akademische-ausbildungsapotheke.html


Stefan Möbius
Landesapothekerkammer Baden-Württemberg



Beatrix Prasse Foto: LAK

INTERVIEW

"Wir erhalten Bewerbungen aus ganz Deutschland!"


Seitdem die Akademische Ausbildungsapotheke von der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg aus der Taufe gehoben wurde, wächst das Interesse seitens der baden-württembergischen Apotheker kontinuierlich. Bereits 17 Apotheken wurden von der Landesapothekerkammer akkreditiert. Weitere Akkreditierungsverfahren laufen derzeit. Wir sprachen mit Apothekerin Beatrix Prasse von der Hof-Apotheke Schwetzingen über die ersten Erfahrungen.



DAZ: Frau Prasse, Sie sind Leiterin einer Filial-Apotheke in Schwetzingen. Seit 11. April 2011 ist Ihre Apotheke als Akademische Ausbildungsapotheke akkreditiert. Was hat Sie dazu bewogen, sich mit Ihrer Apotheke um die Akkreditierung als Akademische Ausbildungsapotheke zu bemühen? Und welche Rolle hat der Inhaber der Apotheke dabei gespielt?

Prasse: Die Hof-Apotheke in Heidelberg, geführt von unserem Inhaber, ist bereits Akademische Ausbildungsapotheke und wir haben insgesamt in den Hof-Apotheken schon 100 Praktikanten ausgebildet. Viele unserer Ehemaligen halten auch später noch regelmäßig Kontakt, das heißt man fühlt sich bei uns wohl, auch in der Ausbildung.

Deshalb erweitern wir nun durch die Akkreditierung der Hofapotheke Schwetzingen nochmals die Basis in unseren vier Apotheken für qualifizierten Nachwuchs.


DAZ: Die Voraussetzungen, um als Akademische Ausbildungsapotheke akkreditiert zu werden, sind nicht gering. Welche der Voraussetzungen hat Sie vor die größten Herausforderungen gestellt?

Prasse: Die Hofapotheke Schwetzingen ist seit unserem Eröffnungsjahr 2007 QMS zertifiziert. Wir verfügen über ein gültiges Fortbildungszertifikat und ich habe die erforderliche Qualifikation als Fachapothekerin. Damit waren die wichtigsten Voraussetzungen schon gegeben, sodass die Erfüllung der übrigen Kriterien kein großes Problem mehr darstellte. Neu für uns sind Besuche des Pseudo-Customers und die ZL-Ringversuche, beides sehr interessante Instrumente, die uns ein Feedback über unsere Leistungen geben, um uns weiter zu verbessern.


DAZ: Hatten Sie in der Vergangenheit (vor der Akkreditierung) Schwierigkeiten, Pharmazeuten im Praktikum für Ihre Apotheke zu gewinnen?

Prasse: Die Hof-Apotheke hat in Heidelberg eine lange Tradition. So sind wir natürlich auch im Blickpunkt für Pharmazeuten, die einen Praktikumsplatz suchen. Die Zahl der Anfragen seit der Akkreditierung ist dennoch sprunghaft angestiegen.


DAZ: Haben Sie das Gefühl, das Konzept der Akademischen Ausbildungsapotheke wird von den Pharmazeuten im Praktikum angenommen?

Prasse: Es wird sehr gut angenommen. Zuvor haben sich vorwiegend Pharmazeuten aus der Region beworben. Inzwischen erhalten wir Bewerbungen aus ganz Deutschland.


DAZ: Was erwarten Sie von einem Studenten, der sich in Ihrer Akademischen Ausbildungsapotheke bewirbt?

Prasse: Ich sehe es als meine Aufgabe an, individuelle Fähigkeiten zu fördern – denn nur so kann Wissen später auch optimal angewandt werden zum Wohle unserer Kunden. Insofern unterstütze ich immer mit großer Freude Interesse an der persönlichen Weiterentwicklung.

Fachlich tragen hierzu die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen und der APOPRAX-Kurse bei, um theoretisches Wissen des Studiums in die Apotheke zu übertragen. Regelmäßige Ausbildungsgespräche mit dem Ausbilder begleiten den gesamten Prozess.


DAZ: Was haben Sie persönlich während Ihres Praktischen Jahres vermisst, was Sie nun als Ausbilderin unbedingt besser machen wollen?

Prasse: Ich hätte mir eine stärker strukturierte Ausbildung mit gezielten Schulungsangeboten gewünscht, die sowohl die pharmazeutische Begleitung, als auch die kommunikativen Anforderungen berücksichtigt. Die persönliche Weiterentwicklung sollte mit der fachlichen schritthalten. Unabdingbar für das so kommunikative Berufsbild des Apothekers ist die Kommunikationskompetenz, denn er muss sein Wissen ja auch verständlich an seine Kunden vermitteln. Hier könnte es in der gesamten Ausbildungskette noch mehr Angebote geben. Grundkenntnisse im NLP könnte ich mir z. B. sehr gut als ein Modul der Ausbildung vorstellen, warum nicht im Zusammenhang mit dem pharmazeutischen Praktikum, wo es auch gleich das erste Mal Anwendung finden kann?


DAZ: Auch wenn Ihre Apotheke erst seit 11. April Akademische Ausbildungsapotheke ist: Sehen Sie Schwächen in dem Konzept, an denen die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg noch arbeiten sollte?

Prasse: Wichtig ist die Evaluierung der Ausbildung durch die Apotheken und die Landesapothekerkammer. Je stärker das Feedback vom Pharmazeuten im Praktikum und dem Ausbilder Eingang in die Weiterentwicklung dieses Ausbildungsmoduls findet, desto mehr wird es zum Erfolg des Konzeptes der Akademischen Ausbildungsapotheke beitragen. Überlegenswert wäre eine Ausweitung als Ausbildungsapotheke auch für PTA und PKA.


DAZ Frau Prasse, vielen Dank für das Gespräch!



Akademische Ausbildungsapotheke


Die Akkreditierung als Akademische Ausbildungsapotheke wird jeweils für einen Zeitraum von drei Jahren erteilt. In dieser Zeit ist die Apotheke berechtigt, den Titel "Akademische Ausbildungsapotheke der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg" zu führen und das Logo zu verwenden.

Der für die Ausbildung des Pharmazeuten im Praktikum zuständige Apotheker muss Fachapotheker für Allgemeinpharmazie oder Fachapotheker für Klinische Pharmazie sein, über ein gültiges Fortbildungszertifikat verfügen und an einem Einführungskurs der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg teilnehmen. Die Apotheken müssen unter anderem folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • regelmäßige Rezepturherstellung
  • Teilnahme an Ringversuchen des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker
  • Teilnahme am Pseudo-Customer-Konzept zur Überprüfung der Beratungsqualität.



DAZ 2011, Nr. 21, S. 71

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