Arzneimittel und Therapie

Keine Zulassungsempfehlung für Dapagliflozin

Eine neuartige Klasse von Antidiabetika, die Gliflozine, zeigte in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse. Der Blutzucker wird über eine Senkung der Glucoseschwelle in den Nieren gesenkt, und die Patienten verlieren ebenfalls Energie. Es ist daher auch gleichzeitig eine Reduktion des Körpergewichts zu erwarten. Auf die Einführung des SGLT-2-Hemmers Dapagliflozin hofften die Hersteller noch in diesem Jahr. Jetzt haben sich externe FDA-Gutachter wegen eines möglichen Krebsrisikos gegen eine Zulassung des Antidiabetikums ausgesprochen.
Dapagliflozin FDA-Gutachter haben sich gegen die Zulassung des Antidiabetikums ausgesprochen. Damit wurden die Hoffnungen auf eine möglichst baldige Einführung der Gliflozine gedämpft.

Normalerweise wird Plasmaglucose in den Nieren glomerulär filtriert und im proximalen Tubulus aktiv resorbiert. Als Haupttransporter, der für die Wiederaufnahme von Glucose an dieser Stelle verantwortlich ist, gilt der Natrium-abhängige Glucose-Co-Transporter SGLT-2 (sodium dependent glucose transporter). Eine neuartige Klasse von Antidiabetika, die Gliflozine, blockiert den SGLT-2-Transporter. Die SGLT-2-Hemmer Dapagliflozin (Bristol-Myers Squibb Co. in Kooperation mit AstraZeneca) und Canagliflozin (Mitsubishi Tanabe und Johnson & Johnson) befinden sich in der klinischen Entwicklung. Sie zeigten in Phase-II- und III-Studien vielversprechende Ergebnisse.

Zusätzlich Gewichtsreduktion durch Gliflozine

Durch die Blockade des Isoenzyms SGLT-2, das als Haupttransporter für den Reuptake-Vorgang fungiert, könnte nicht nur der Blutzuckerspiegel durch die vermehrte Ausscheidung der Glucose im Urin gesenkt, sondern zusätzlich als Folge des Verlusts von Glucose auch eine Reduktion des Körpergewichts erzielt werden. Unter Dapagliflozin kam es dann auch zu einer Gewichtsabnahme um mehr als zwei Kilogramm. Die Ergebnisse einer Phase-IIb-Studie mit 451 Typ-2-Diabetespatienten unter Canagliflozin, die zusätzlich mit Metformin behandelt wurden, zeigten ebenfalls eine Abnahme des Körpergewichts in Abhängigkeit von der Dosierung (2,3 bis 3,4% gegenüber 1,1% unter Placebo). Der HbA1c -Wert konnte um etwa 0,8 bis 0,9% gesenkt werden (unter Placebo 0,25%).

Von Diabetologen war die Entwicklung von SGLT-2-Inhibitoren begrüßt worden, da Diabetespatienten häufig auch übergewichtig sind.

Als Nebenwirkung traten nicht-dosisabhängige Candida-Harnwegsinfektionen auf, die jedoch standardmäßig leicht therapierbar waren. Eine Hypoglykämie trat statistisch nicht signifikant häufiger auf als unter Placebo. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen auch Studien mit dem zweiten SGLT-2-Inhibitor Canagliflozin.

Keine Empfehlung durch externe FDA-Gutachter

Es waren jedoch auch mehrere Krebserkrankungen an Blase und Brustdrüse aufgetreten. Außerdem war es bei einem Patienten zu einer schweren Leberfunktionsstörung gekommen. Daher haben sich jetzt die externen Gutachter mit 9 zu 6 Stimmen gegen eine Zulassung von Dapagliflozin durch die US-Arzneibehörde FDA ausgesprochen. Die Studien zu Canagliflozin von Mitsubishi Tanabe und Johnson & Johnson sollen im nächsten Jahr abgeschlossen sein. Während sich weitere SGLT-2-Inhibitoren in der Entwicklung befinden, soll GlaxoSmithKline hingegen die Studien zu zwei Wirkstoffen (Remogliflozin und Sergliflozin) eingestellt haben.


Quelle

Spreitzer, H.: Canagliflozin und Dapagliflozin – neue Wege zu richtigen Blutzuckerspiegeln. ÖAZ 65(12): 10 (2011).

www.aerzteblatt.de: Diabetes: FDA-Gutachter votieren gegen Dapagliflozin. Mitteilung vom 20. Juli 2011.


Dr. Hans-Peter Hanssen



Zum Weiterlesen


Pharmako-Logisch!

Diabetes mellitus Typ 2 – die Spinne im Netz

DAZ 2009, Nr. 5, S. 46– 65
















DAZ 2011, Nr. 30, S. 37

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