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Anti Doping: Was gibt es Neues?

BONN (hb). Der Count-Down zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London läuft. Gemeinsam mit der Vorfreude auf das Großereignis des internationalen Sports stellt sich jedoch bei vielen wieder ein ungutes Gefühl ein: Werden wir "saubere" Spiele sehen? Ein Grund für die Nationale Anti Doping Agentur (NADA), die Mediatoren des Sports bei einem großen Presse-Workshop in Bonn am 27. Oktober 2011 ausführlich über ihre neuen Maßnahmen-Pakete zur frühzeitigen Verhinderung von Leistungsmanipulationen zu informieren. Sie bauen hierbei auch auf die Unterstützung durch die Apotheker.
Foto: Dr. Helga Blasius
Apotheker gegen Doping Mathias Arnold und Dr. Anja Scheiff.

Im neunten Jahr seit ihrer Gründung hat sich die NADA zu einer etablierten und funktionierenden Instanz im Kampf gegen Doping entwickelt, die auch über die nationalen Grenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Die neue NADA-Vorstandsvorsitzende Dr. Andrea Gotzmann gab zunächst einen Einblick in das Zwei-Säulen-Modell der Agentur, das auf dem Doping-Kontroll-System und der Prävention beruht.

Trainingskontrollen als wirksames Instrument

Im Rahmen des Doping-Kontroll-Systems (DKS) übernimmt die Agentur in enger Zusammenarbeit mit einer externen Organisation die Planung, Durchführung und Überwachung von Dopingkontrollen außerhalb und teilweise auch bei Wettkämpfen. Zur Organisation der Trainingskontrollen werden die Athleten je nach Leistungsniveau und Anfälligkeit der jeweiligen Sportart für Manipulationen in verschiedene Testpools eingeteilt. Dem am intensivsten kontrollierten Testpool (Registered Testing Pool, RTP) mit durchschnittlich 4,7 Kontrollen gehörten im Jahr 2010 650 Sportler an. Weitere 1250 Athleten des nationalen Testpools (NTP) wurden im Schnitt 2,6 Mal pro Jahr kontrolliert und die 6750 Athleten, die dem allgemeinen Testpool angehören, kommen auf weniger als einen Test pro Jahr.

Nicht mehr, sondern "intelligentere" Kontrollen

Ziel für die Zukunft ist jedoch nicht, die Kontrolldichte weiter zu erhöhen, sondern deren Effizienz zu verbessern. Hierzu sollen zum einen verstärkt präventive Steroid- und Blutprofile der Sportler erstellt werden, damit später bei Tests festgestellte Abweichungen, etwa durch Missbrauch von Anabolika oder Epo bei einer zweifelhaften Beweislage besser wasserdicht gemacht werden können. Laut Gotzmann hat eine Reihe von Nationalen Anti Doping Verbänden bereits den sogenannten "Blut-Pass" eingeführt, und die NADA will sobald als möglich nachziehen. Weitere Instrumente sind neue analytische Methoden, die allerdings aus Kostengründen nicht automatisch bei jeder Probe angewendet werden können, wie etwa Peptidscreenings oder auch die Flowzytometrie zum Nachweis des Eigenblutdopings. Als effektives Mittel führte Gotzmann darüber hinaus die Langzeitlagerung von Proben an, die über maximal acht Jahre zulässig ist. Hierdurch können die Proben auch noch zu einem späteren Zeitpunkt nachuntersucht werden, wenn entsprechende neue Methoden vorhanden sind. Nach den olympischen Spielen von Peking hat sich dies bereits als sehr effektiv herausgestellt.

Aufklärung und Prävention stärken

Neben den intelligenteren Kontrollen plädierte Gotzmann für verstärkte Bemühungen in der Prävention: "Wir müssen die jungen Sportler von heute stark machen und so erziehen, dass sie von vorneherein entschieden ‚Nein‘ zu Doping sagen." Die NADA stellt auf ihrer Webseite (www.nada-bonn.de) online und auch in gedruckter Form eine breite Palette von Aufklärungsmaterialien zur Verfügung, mit denen alle Beteiligten, d. h. nicht nur die Sportler selbst, sondern auch Trainer und Betreuer, sowie Eltern und Lehrkräfte adäquat angesprochen werden.

Die neue Anti Doping Task-Force

NADA-Vorstandsmitglied Dr. Lars Mortsiefer erläuterte die Aufgaben der 2011 bei der Anti Doping Agentur eingerichteten Task-Force. Sie soll vor allem das sogenannte Ergebnismanagement von Doping-Kontrollen effektiver gestalten. Durch die Zusammenarbeit und Kooperation mit den staatlichen Ermittlungsbehörden, dem BKA sowie den Zollbehörden und den WADA-akkreditierten Laboren in Köln und Kreischa sollen vorliegende Hinweise, Indizien und Spuren zu möglichen Verstößen gegen Anti-Doping-Bestimmungen systematischer und gezielter zusammengetragen und ausgewertet werden. So hofft man, besser an die Hintermänner der dubiosen Machenschaften des nationalen und internationalen Doping-Handels heranzukommen.

Olympia-Apotheke in London

Auf den Beitrag der Apotheker zur Bekämpfung des Dopings gingen NADA-Apothekerin Dr. Anja Scheiff und Mathias Arnold, Mitglied im Gesamtvorstand der ABDA, ein. Scheiff, die sich bei der NADA vornehmlich um alle Anfragen zur Dopingrelevanz von Arzneimitteln sowie um die Pflege der Online-Datenbank NADAmed kümmert, gab einen Einblick in die Kooperation mit der ABDA auf dem Gebiet der Doping-Prävention. Die bisherigen Hauptaktivitäten liegen in der Durchführung von Fortbildungsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit den Kammern sowie der gemeinsamen Präsenz mit der ABDA auf der Expopharm. Das größte Projekt war jedoch bislang die Apotheke im Deutschen Haus bei den Winterspielen 2010 in Vancouver, in der die deutschen Athleten sich fachkompetent beraten lassen und, soweit erforderlich, auch mit den gewohnten Präparaten aus der Heimat versorgen konnten. Nach der erfolgreichen Premiere soll es auch in London wieder eine deutsche Apotheke geben.

Offizinapotheker wichtiger Partner der NADA

Arnold umriss den Beitrag der öffentlichen Apotheke zur Doping-Prävention – ein, wie er findet, gesamtgesellschaftlicher Beitrag, der viel Geduld und Motivation verlangt. Vorwürfen aus dem Auditorium, Apotheker seien vor allem in früheren Jahren verschiedentlich durch Beteiligung am illegalen Handel mit Dopingmitteln negativ aufgefallen, trat Arnold als "Generalverdacht" entschieden entgegen. Zwar könne man nicht die Hand dafür ins Feuer legen, dass es solche Fälle nicht gebe. Aufgrund der engmaschigen Kontrolle im legalen Vertriebssystem und der hohen Transparenz des Beschaffungssystems in öffentlichen Apotheken hält er sie jedoch für höchst unwahrscheinlich. Arnold betonte vor den Pressevertretern zudem die Rolle der Apotheker als verantwortungsvolle Sachwalter der Arzneimittelsicherheit, die ihre Beratungsaufgaben mit einem zunehmenden Grad an Engagement annehmen. An dieser Stelle lobte auch Armin Baumert, Aufsichtsratsmitglied und Leitung der Kommission Doping Kontrollsystem der NADA, die Apotheker als verlässliche Partner in der Bekämpfung des Dopings und als "verlängerten Arm", der die Informationen an die Stelle bringt, wo die Nachfrage ist, nämlich vor Ort in der Apotheke.

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion zu der Frage: "Noch 273 Tage – sieht London saubere Spiele?" schwankten die Einschätzungen beim NADA-Journalisten-Workshop zwischen Optimismus und Skepsis. Gotzmann hofft, einige Dopingsünder über die verbesserten Nachweismethoden bei den Kontrollen bereits vor dem Auftakt der Olympiade aussortieren zu können, worauf derzeit alle Dopingkontrollprogramme auf nationaler und internationaler Ebene abzielen.



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DAZ 2011, Nr. 46, S. 42

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