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- AZ 51/2012
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Gesundheitspolitik
Erklärungsbedarf
Die Ereignisse in dem vom Bundesgesundheitsministerium zum Spionagefall deklarierten Datenklau eines IT-Mitarbeiters im BMG überschlagen sich. Jetzt nennen Tagesmedien offen den Namen des ehemaligen ABDA-Pressesprechers Thomas Bellartz, der laut Medienberichten die Daten gegen Bezahlung von dem IT-Mitarbeiter abgekauft haben soll. Der Branchendienst "apotheke adhoc" rückt für seinen Mitgründungsvater Bellartz die Unschuldsvermutung in den Vordergrund und nennt als "Fakten", dass es keine Anschuldigungen oder Ermittlungen gegen apotheke adhoc, gegen El Pato oder gegen Mitarbeiter des Unternehmens gebe.
Kleiner Blick zurück: Thomas Bellartz war von 1998 bis 2001 "Chef vom Dienst" bei der Pharmazeutischen Zeitung. Mit seinen Berichten und Kommentaren peppte er die Standeszeitung ein wenig auf – er avancierte 2001 zum Leiter der Hauptstadtredaktion der PZ in Berlin und war dort bis 2007 für die PZ tätig.
Als 2007 die Stelle des ABDA-Pressesprechers vakant wurde, hob ihn die ABDA in diese Position, die er bis 2011 – Insiderberichten zufolge mit großen Freiheiten, die man ihm teils gewährte und die er sich teils nahm – ausfüllte.
Diese Freiheiten waren sogar so groß, dass er eine eigene Firma mitgründen durfte. Keck bot er die Dienste sogar der ABDA an, die dafür bezahlte (welche Summen hier geflossen sind – solche Fragen sollte die ABDA möglichst bald beantworten).
Zusammen mit seinem früheren Kollegen, dem PZ-Mitarbeiter Patrick Hollstein, der Fotografin Elke Hinkelbein (der heutigen Ehefrau von Bellartz) und einigen anderen Journalisten brachte er die Medienagentur El Pato an den Start. Der Name soll sich von den Gründer-Vornamen Elke, Patrick und Thomas ableiten, bedeutet auf Spanisch aber auch el pato = die Ente (honi soit qui mal y pense)… Mit dieser Agentur ließ Bellartz die Branchendienste "Gesundheit adhoc" und "apotheke adhoc" ans Netz gehen. Pressemitteilungen der ABDA erhielt die Journalistenwelt fortan u. a. auch über "Gesundheit adhoc" – und die ABDA zahlte dafür. ABDA-freundliche Berichte auf "apotheke adhoc" mögen damals ein kleiner Dank dafür gewesen sein.
Es war die Zeit des ABDA-Pressesprechers Bellartz, in der sich nicht nur wir, sondern sogar die PZ und viele andere Zeitschriften und Medien wunderten (oder eben auch nicht!), dass "apotheke adhoc" ABDA-Verlautbarungen und andere ABDA-Meldungen zuerst veröffentlichte, noch bevor eine Pressemeldung vom Tisch des Pressesprechers an die allgemeine Presse herausging. Man roch den Filz. Unter den Augen der ABDA konnte sich so ihr Pressesprecher einen Nachrichtendienst aufbauen, gegen den nicht einmal das hauseigene ABDA-Zentralorgan gleiche Wettbewerbschancen hatte.
2011 trennten sich Bellartz und die ABDA. Über die Hintergründe des Ausscheidens gab und gibt es in der Szene unterschiedliche Spekulationen. Bellartz wählte die Selbstständigkeit und baute die Agentur Neuspree auf. Die direkten Verbindungen zwischen ABDA und "apotheke adhoc" waren gekappt, ABDA-Meldungen gelangten nicht mehr über den Tisch des Pressesprechers an den Branchendienst.
Dennoch, das Familienunternehmen El Pato und "apotheke adhoc" lag ihm auch weiterhin am Herzen: Auf der Website von Neuspree (seit 14. Dezember allerdings vom Netz verschwunden) hieß es: "Neuspree verantwortet als Agentur die Markenführung apotheke adhoc, entwickelt Kampagnen und realisiert deren Umsetzung. Marketing und Vertrieb werden strategisch unterstützt und beispielsweise mit Werbemitteln ausgestattet. Die frische und freche Handschrift der Marke wurde von Neuspree entwickelt und wird fortlaufend umgesetzt." Ob die Handschrift vielleicht zu frisch und frech war, ob Bellartz seine Kontakte zu frisch und frech ausgebaut hat, ist noch nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Immerhin, die ABDA räumt Fehler ein: "Wir haben das Thema journalistische Nebentätigkeiten unseres Pressesprechers und in Bezug auf apotheke adhoc möglicherweise unterschätzt" und "es ist zuzugeben: wir würden heute sicherlich keine in dieser Art und Weise weitgehende Ermächtigung mehr erteilen". Hier ist auch seitens der ABDA noch Erklärungsbedarf.
Peter Ditzel
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AZ 2012, Nr. 51/52, S. 1
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