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Medikamentenabhängigkeit: "Apotheken in der Pflicht"

Jahrbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen erschienen

BERLIN (as). Alkohol, Tabak und Medikamente – diese legalen Drogen sind laut aktuellem Jahrbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) die größten Probleme des Suchtmittelkonsums. Die DHS fordert daher, bei Alkohol und Tabak Präventionsmaßnahmen wie Preiserhöhungen und Werbeeinschränkungen effektiver durchzusetzen. Im Bereich der Medikamentenabhängigkeit sieht sie auch die Apotheker in der Pflicht: Diese müssten besonders bei Schlaf- und Schmerzmitteln sowie bei Nasensprays intensiv beraten.

Insgesamt geht der Alkoholkonsum in Deutschland nach Angaben der DHS leicht – um ein Prozent – zurück. Dennoch wird die Zahl der alkoholabhängigen Menschen in Deutschland konservativ auf 1,3 Millionen geschätzt und circa 9,3 Millionen Menschen haben einen problematischen Alkoholkonsum. Jährlich versterben deutschlandweit 74.000 Menschen aufgrund ihres Alkoholkonsums oder des kombinierten Konsums von Alkohol und Tabak. Diese Todesfälle betreffen zu 76 Prozent Männer. Generell scheinen eher die Männer ein problematisches Verhältnis zum Alkohol zu haben: Rund ein Drittel der erwerbstätigen deutschen Männer hat einen riskanten Alkoholkonsum, männliche Jugendliche konsumieren regelmäßiger Alkohol und betrinken sich häufiger bis zum Rausch als weibliche.

Bedenklich sind angesichts dieser Zahlen nach Meinung der DHS steigende Werbeetats für alkoholische Getränke (+ 11,5%) und die in Deutschland niedrigen Steuern auf Bier und Wein, die sich weit unter dem EU-Durchschnitt bewegen.

Weniger Rauch

Der Tabakkonsum der Deutschen geht nach Angaben der DHS kontinuierlich zurück: Mittlerweile raucht nur noch ein Drittel der Männer und ein Viertel der Frauen, wobei jedoch der soziale Status ausschlaggebend ist. Menschen mit niedrigerem sozialem Status seien häufiger Raucher als solche mit hohem Sozialstatus. Nachbesserungsbedarf besteht nach Meinung der DHS im unterschiedlichen Besteuerungssystem von Fertigzigaretten und Tabakfeinschnitt. Auch hier sehe man mit großen Bedenken verstärkte Investitionen im Bereich der Tabakwerbung (+ 15,3%).

Arzneimittel mit Suchtpotenzial

Laut den aktuellen Auswertungen der DHS sind rund 1,4 bis 1,5 Millionen Menschen in Deutschland abhängig von Medikamenten, davon allein circa 80 Prozent von verschreibungspflichtigen Benzodiazepinderivaten. Im apothekenpflichtigen OTC-Markt bergen vor allem Schmerzmittel und Nasensprays ein unterschätztes Abhängigkeitspotenzial.

Um Patienten zu schützen, sollten Ärzte und Apotheker nach der "4K-Regel" folgende Empfehlungen weitergeben:

  • Klare Indikation (das Medikament nur einnehmen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht)

  • Klare notwendige Dosis

  • Kurze Anwendungsdauer (maximal 14 Tage)

  • Kein abruptes Absetzen

Es sei wichtig, die Patienten in der Apotheke auf die Nebenwirkungen einer chronischen Schmerzmitteleinnahme – vor allem auf gastrointestinale Beschwerden, medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz und schwere Nierenschäden – hinzuweisen. Ebenfalls sollte bei Nasensprays "mit Nachdruck" die Gefahr eines "medikamentenbedingten" Anschwellens der Nasenschleimhaut bei einer Anwendung, die über eine Woche hinausgeht, deutlich gemacht werden.



DAZ 2012, Nr. 16, S. 28

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