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Behring-Nachlass jetzt online

Internet-Datenbank "behring-digital" verfügbar

MARBURG (ral). Am 3. Mai wurde die Internet-Datenbank "behring-digital" in Marburg der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Datenbank wurde im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zur "Erschließung, Digitalisierung und Bereitstellung des Nachlasses Emil von Behrings im Internet" am Institut für Geschichte der Pharmazie Marburg und in der Emil-von-Behring-Bibliothek – Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin der Philipps-Universität Marburg erarbeitet.
Die Köpfe hinter behring-digital (v. l.): Prof. Dr. Christoph Friedrich, Dr. Kornelia Grundmann, Dr. Ulrike Enke, der Großneffe Behrings, Christian-Ulrich von Behring, Martina Kahler, der Dekan des Fachbereiches Pharmazie, Prof. Dr. Michael Keusgen, und Prof. Dr. Gerhard Aumüller.
Foto: S. Igler

Projektleiter sind der Direktor des Institutes für Geschichte der Pharmazie, Prof. Dr. Christoph Friedrich, sowie Frau Dr. Kornelia Grundmann von der Emil-von-Behring-Bibliothek – Arbeitsstelle für Geschichte der Medizin. Das DFG-Projekt läuft von 2009 bis 2013.

Für die Pharmaziegeschichte war die Eröffnung der Internet-Datenbank (www.uni-marburg.de/behring-digital) ein historisches Ereignis, da die Digitalisate nun in aller Welt abrufbar sind. Es handelt sich dabei um einen angereicherten Nachlass des Arztes und Medizinnobelpreisträgers Emil von Behring (1854 – 1917), der eine große Zahl von Briefen, Tagebüchern, Labornotizen und weiteren Aufzeichnungen hinterließ, die interessante Einblicke in sein wissenschaftliches Werk, aber auch in die Alltagsarbeit eines Forschers bieten. Den wissenschaftlichen Durchbruch erzielte von Behring mit der Entwicklung des Diphtherie-Serums, die seinen Namen bis heute in der Geschichte der Medizin und Pharmazie wachhält. Da die Diphtherie damals eine Krankheit war, an der sehr viele Kinder verstarben, galt Behring auch als "Retter der Kinder". 1895 wurde Behring mithilfe des allgewaltigen Ministerialrats im Preußischen Kultusministerium, Friedrich Althoff, gegen den Willen der Medizinischen Fakultät auf den Lehrstuhl für Hygiene und als Direktor des Hygienischen Institutes berufen. 1901 erhielt er den ersten Nobelpreis für Medizin. Das Nobelpreisgeld investierte er in Grundstücke, die dann die Errichtung der Behringwerke ermöglichten, die er gemeinsam mit dem Marburger Apotheker Carl Siebert (1863 – 1931) aufbaute, der Schüler des überaus erfolgreichen Marburger Pharmazeutischen Chemikers Ernst Schmidt (1845 – 1921) war. Die Entwicklung der Behringwerke ist Teil der Biographie Emil von Behrings, weshalb auch die Werkskorrespondenz innerhalb des DFG-Projektes mit bearbeitet wird.

Die Korrespondenz mit zahlreichen Wissenschaftlern umfasst ca. 1650 Briefe, die von Frau Dr. Ulrike Enke jeweils mit Regesten versehen worden sind, so dass sie dem Nutzer eine kurze Inhaltsangabe bieten. Neben wissenschaftlichen Dokumenten enthält der Nachlass auch zahlreiche Fotografien, Schulhefte von Behring bis zu seiner Nobelpreisurkunde. Zusätzlich wird auch seine Privatbibliothek mit persönlichen Annotationen bearbeitet. Das mit Inhaltsangaben und biographischen Informationen verknüpfte digitalisierte Material ermöglicht über eine integrierte Suchfunktion eine Erforschung des Lebens und Werkes Emil von Behrings.

Die Datenbank wurde von Behrings Großneffen, Christian-Ulrich von Behring, im Rahmen einer Feierstunde eröffnet. Grußworte überbrachten der Vizepräsident der Philipps-Universität, Prof. Dr. Joachim Schachtner, der Dekan des Fachbereiches Pharmazie, Prof. Dr. Michael Keusgen, sowie in Vertretung des Dekans der Medizinischen Fakultät Prof. Dr. Gerhard Aumüller, der als langjähriger kommissarischer Leiter der Emil-von-Behring-Bibliothek wesentlichen Anteil an der Erhaltung des Behring-Nachlasses besitzt. Auch der Oberbürgermeister der Stadt Marburg, Egon Vaupel, hob Behrings Verdienste als Kommunalpolitiker in seinem Grußwort hervor. Frau Dr. Grundmann informierte über die wechselvolle Geschichte des Marburger Behring-Nachlasses, der 1999 bei der Auflösung des Archivs der Behringwerke zunächst als Depositum an die Philipps-Universität gelangte und 2011 der Universität als Schenkung übergeben wurde. Der Nachlass wurde von den beiden Projektmitarbeitern näher vorgestellt.



DAZ 2012, Nr. 20, S. 37

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